Start Blog Seite 147

Katharina Petereit: Herausforderung Karate

Vom 17.10. bis zum 19.10. fand die JKA-Karate WM in Tokio statt. Der MDR zeigte am 16.10. einen Beitrag über Leonie Diffené bei ihrer unmittelbaren Wettkampfvorbereitung. Die Magdeburgerin startete mit gerade einmal 17 Jahren zum ersten Mal bei einer Weltmeisterschaft – doch Angst davor hatte sie keine. Physisch waren alle Athleten optimal vorbereitet, doch das psychische Anforderungsprofil im Karate ist enorm hoch. 

Zum Thema: Welche psychischen Anforderungen werden in der Kampfkunst Karate abverlangt?

Die Karate-WM ist nun vorbei, die Athleten haben sich auf den Rückweg gemacht und in den sozialen Netzwerken werden bereits einige Kämpfe ausgewertet bzw. analysiert. Die Japaner dominierten zwar die einzelnen Disziplinen, doch die deutschen Karateka konnten sich trotzdem einige vordere Plätze sichern. Die Meinungen der Zuschauer, der Daheimgebliebenen und auch anderer Karateka zu den hochgeladenen Wettkampf-Videos gehen zum Teil auseinander, jedoch werden immer wieder einige (psychische) Aspekte angesprochen, die sich in jedem Fall auf das Kampfverhalten und die Leistung auswirken können.

Psychische Anforderungen

Trotz dessen, dass sich ein Athlet physisch optimal auf den bevorstehenden Wettkampf vorbereitet hat, kann es zu Selbstzweifeln kommen. Diese entstehen vor allem durch die Anhäufung von Fragen wie “Werde ich wirklich all meine Fähigkeiten und Kraft zeigen können?”, “Bin ich ausreichend vorbereitet?” oder “Kann ich meinen Gegner besiegen?”. Eine Disziplin im Karate-Wettkampf stellt das Jiyu-Kumite dar, welches absoluter Freikampf bedeutet – es sind keine Angriffs- und Abwehrtechniken festgelegt. Diese Disziplin erfordert besonders hohe psychische Stabilität. Der Kampfstil unterscheidet sich von Gegner zu Gegner, von Nation zu Nation. Ein Karateka muss sich innerhalb weniger Sekunden dem jeweiligen Kampfstil anpassen und schnell umdenken können. In den sozialen Netzwerken wird gerade sogar darüber diskutiert, ob aktuell bei der WM verschiedene Karate-Stile von zwei Verbänden aufeinander trafen. Ein Karateka muss also in der Lage sein, mit Gegnern unterschiedlichen Körperbaus, Kampfstils und Verhaltens umzugehen.

Ein weiterer Aspekt ist die häufig diskutierte Startposition. In einem Wettkampf der Disziplin Kata (Kampf gegen imaginären Gegner) ist dieses Problem häufig zu erkennen. Hier kann das Beispiel des deutschen Kata-Teams der Herren genannt werden. Die drei Athleten standen im WM-Finale, bei welchem sie als zweites Team starten mussten und am Ende den fünften Platz erreichten. Hier kann sowohl der Faktor Nervosität als auch der bis dahin nicht vorhandene Vergleich mit den anderen Teams in Betracht gezogen werden. Die Kampfrichter haben bis dahin lediglich ein weiteres Team gesehen, so dass sie noch nicht beurteilen konnten, ob noch ein besseres folgen wird. Der Aspekt der Subjektivität kann an dieser Stelle mit einbezogen werden – Karate ist nun mal keine Sportart, in der Weiten, Zeiten oder Tore zählen. Hinsichtlich Kampfrichterentscheidungen ist vor allem die Ursachenzuschreibung des Athleten nach dem Wettkampf wichtig.

Wie in einigen Videos zu sehen, rückt auch die dominante, vielleicht sogar manchmal überhebliche Körpersprache einiger Athleten in den Vordergrund. Im Karate fällt bestimmtes Verhalten auf der Kampffläche, wie sich vom Gegner wegdrehen oder nachsetzen nach Abpfiff, schnell auf. Zuschauer ordnen dieses Verhalten häufig als respektlos ein, doch ein Athlet, der sich so verhält, kann damit seinen Gegner extrem beeinflussen und ihn durch seine Körpersprache beeindrucken. Häufig entsteht beim Gegner sogar Angst, welche seine Leistung auffallend mindert.

Angst vor Gegnern, Fehlern und Niederlage

Angst ist mehr als nur Aufregung, Nervosität oder Anspannung. Angst wird begleitet von negativen, dysfunktionalen Gedanken, welche die Situation als Bedrohung einordnen. Auch wenn ein Athlet optimistisch in einen Wettkampf geht, kann er nach Bekanntgabe des Gegners ängstlich reagieren, weil er diesen als besser vorbereitet, stärker oder sogar als bedrohlich einschätzt. Der Stresshormonspiegel steigt an und kann sowohl psychische als auch physische Symptome auslösen, wie z.B. Übelkeit oder Furcht vor Misserfolg. Wenn ein Athlet seinen Gegner als sehr stark einschätzt, kann die Angst vor Fehlern steigen, welches den Druck und die Angst vor einer Niederlage wiederum erhöht. Häufig werden Karateka in ihren Techniken und Angriffen vorsichtiger, um Fehler oder sogar Verwarnungen zu vermeiden und können ihre Fähigkeiten nicht abrufen.

Insgesamt ist Karate eine Sportart mit sehr hohen, häufig unbeeinflussbaren psychischen Anforderungen, welche ein Karateka neben dem physischen Training ebenfalls berücksichtigen sollte. Bei der Nachbereitung sollten die aufgeführten Aspekte ebenfalls besprochen und in die Ursachenklärung miteinbezogen werden, so dass die Athleten ihre Fähigkeiten einordnen und den Wettkampf besser reflektieren können.

Weiterführende Literatur:

Boostani, H. B., Boostani, M. A. & Rezaei, A. M. (2013). Sport Psychology in Professional Karate Athletes: give psychological guidelines in order to improve their act in the competitions. Annals of Biological Research, 4 (1), 48-52.

Bouslimi, H. (2007). Das Ausscheidungsverhalten der Katecholamine unter Belastungsbedingungen der Sportart Karate: Eine Feldstudie an Wettkampfsportlern und Breitensportlern mit unterschiedlichen Zielsetzungen. Dissertation, Universität Bielefeld.

Views: 289

Elvina Abdullaeva: Motivation für die Besten

Leistungssport ist Arbeit. Genau, wie im Büro. Wohl das einzige, was einen Profisportler vom Büroarbeiter unterscheidet, ist die Tatsache, dass im Sport eine ständige emotionale Inspiration und Motivation benötigt wird, um Top-Leistungen abrufen zu können. Woher kann man ständig neue Energie und Inspiration schöpfen, wenn hinter einem schon eine langjährige Laufbahn liegt und alles zur Routine geworden ist, aber das Karriereende immer noch ein Stück entfernt ist? Altstars wie Michael Phelps oder Ole Einar Bjørndalen geben gute Antworten. 

Zum Thema: Wie können gerade erfahrene Sportler motiviert werden, immer wieder alles für den Erfolg zu tun?

Es gibt mehrere Faktoren, die für Leistungssportler erforderliche Hilfen sind, um die benötigte Motivation aufrecht zu halten, beispielweise Abwechslung von Trainingsinhalten, regelmäßige Erholung vom Sport (Umschalten auf andere Hobbys). Das Wichtigste ist: Ohne neue Ziele gibt es keine Weiterentwicklung. Doch es wird immer schwieriger, neue Ziele zu setzten, wenn der Sportler nach und nach viel erreicht hat. Ein erfolgreicher Profisportler soll aber immer im Kopf einen Hauptgedanke haben: „Die Perfektion kennt keine Grenze“. Es gibt immer Potenzial, zu dem man streben kann. Haben Sie alle Titel gewonnen? Es gibt die Möglichkeit mehrfacher Meister zu werden. Es sind immer die eigenen Rekorde, die man schlagen kann, oder die Rekorde, die schon lange von niemandem geschlagen worden sind. Schauen Sie hinter den Horizont. Welches neue herausfordernde Ziel können Sie sich setzen? Klingt leicht, aber es kann einem erfahrenen Leistungssportler schwer fallen, die Inspiration für neue Ziele zu finden. Dafür ist es hilfreich zu schauen, was den Besten dabei hilft. Wo bekommen Sportlegenden ihre Motivation her?

Menschen motivieren Menschen

Die soziale Umwelt des Menschen hat einen großen Einfluss darauf, wie man von Grund auf eingestellt ist. Das Wissen um diese Tatsache fordert den Sportler, sich mit den richtigen Leuten zu umgeben. Was bedeutet in diesem Fall „richtig“? Das sind die Leute, die jemanden auf unterschiedliche Art und Weise fördern, um sich selbst ständig zu entwickeln. Diese könnte man sportlich in zwei Gruppen teilen „Gegner“ und „Mitspieler“. Viele Sportlegenden bestätigen das.

Erst einmal zu den „Gegnern“. Die Besten im Sport sind die Ambitioniertesten. Verlieren gehört für sie nicht dazu. Sie lieben Konkurrenzkampf. Doch die jungen Talente oder erfahrene Gegner werden immer eifrig versuchen, ihnen die Siegeslorbeeren wegzunehmen. Darin steckt eine enorme Motivationsquelle für die Profisportler. So geht es auch dem 18-maligen Olympiasieger Michael Phelps, der nach einer langen Pause zum Schwimmen zurückkehrte. Bei den amerikanischen Meisterschaften im August war es für ihn ziemlich frustrierend, von seinen Konkurrenten Tom Shield und Ryan Lochte geschlagen zu werden und sich in der Platzierung “nur” als Siebter und Sechster zu sehen. Phelps hasst es, zu verlieren, deswegen motivieren ihn solche Niederlagen mehr als alles andere. Auch Ole Einar Bjørndalen, der König des Biathlon und der erfolgreichste Sportler aller Zeiten bei Olympischen Winterspielen, berichtete in einem Interview, dass das ständige konkurrieren und gewinnen eines der wesentlichen Aspekte ist, aus denen er Motivation schöpft.

Die „Mitspieler“ sind in erster Linie Menschen, für die der- oder diejenige kein Star ist, sondern jemand, der seinen Job sehr gut macht. Solche Leute helfen dem Sportler, auf dem Boden zu bleiben, eine Karriereentwicklung nüchterner zu betrachten und dadurch sich ständig neue Ziele zu setzen. Für Michael Phelps ist sein langjähriger Trainer Bob Bowman ein solcher Mensch. Manchmal wendet Bowman eine List an und motiviert Phelps durch eine anspornende Wette, um auf einen neuen Rekord hinzuarbeiten.

Außerdem sind „Mitspieler“ Vorbilder für den Sportler – Menschen, die inspirieren. Solche Leute können auch aus ganz anderen Bereichen kommen. Erkennen sind diese Menschen an ihrer Treue zur eigenen Arbeit. Sie sind begeisterungsfähig  und spornen sich zu neuen, eigenen Leistungen an. Positiver Einfluss durch den Kontakt mit solchen Leuten kann durch den Chamäleon-Effekt (Myers, 2008) erklärt werden. Dieser besagt, dass wir Menschen aus unserer Umgebung unbewusst nachmachen. Gut daran ist, dass es ein wechselseitiger Prozess ist. So erzählt Ole Einar Bjørndalen über einen Freund, der in einer ganz anderen Branche tätig ist und der von ihm lernt, immer wieder alle neuen Ideen und neue Motivation in der eigenen Arbeit zu finden.

Menschen motivieren Menschen, auch die Meister kennen das. Deshalb wäre es für erfahrene Sportler wichtig, die in einem motivationalen Loch geraten sind, dieser Meinung Gehör zu geben:

– Schauen Sie gezielt, wer ihre „Gegner“ sind? Welche Ziele haben die? Können Sie durch eigene Leistung diese Ziele übertreffen?
– Wer sind ihre „Mitspieler“, die Vorbilder, die Sie inspirieren? Pflegen Sie Kontakte mit diesen Menschen. Auch wenn es nur virtuell sein kann. Beispielweise durch das Lesen der Biographien dieser Personen.
– Und die Hauptsache ist: Denken Sie daran, dass alles, was Sie erreicht haben, kein Limit ist, sondern eine gute Basis für neue Ziele.

Quellen:

Kalwa, J. (11.08.2014). Michael Phelps. Der Kick fürs Leben. Frankfurter Allgemeine:
http://www.faz.net/aktuell/sport/mehr-sport/schwimmen-der-kick-fuers-leben-von-michael-phelps-13090788.html

Myers, D.-G. (2008). Psychologie. Aufl.(2). Heidelberg: Springer

Wajcehovskaja E. (27.12.2008) Ole Einar Bjørndalen: „Ich will in Sotschi auftreten. Es soll interessant sein“. Sport-Express: http://winter.sport-express.ru/biathlon/reviews/446/

Views: 1655

Ina Blazek: Keine Lust mehr auf Erfolg?

Sven Hannawald ist sportartenübergreifend immer noch einer der prominentesten Profis, der unter der Belastung einknickte. Der Skisprung-Olympiasieger und einer der deutschen Sportsternchen der Jahrtausendwende konnte 2004 schlicht nicht mehr und beendete mit nur 30 Jahren seine erfolgreiche Karriere. Nach einer professionellen Behandlung kehrte Hannawald unter anderem auch als Sportler zurück: Er fährt seit 2005 regelmäßig Autorennen und spielt sogar im Ligabetrieb seines Heimatvereins Fußball.

Zum Thema: Die Bedeutung von Ausgleichssportarten

In jeder Sportart, wo Bestleistungen und Erfolge das Trainingsziel sind, ist es wichtig auch einen Ausgleich zu schaffen. Damit sind zum einen regenerative Phasen (Belastungspausen, um einseitige Körperbeanspruchungen zu vermeiden) und zum anderen das Sporttreiben als psychische und physische Ausgleichsmöglichkeit zur jeweils betriebenen Sportart gemeint.

Aus sportpsychologischer Sicht möchte ich vor allem auf den zweiten Punkt näher eingehen. Im Leistungssport steht oft nicht mehr die Gesunderhaltung des Körpers als Motiv zum Sporttreiben im Vordergrund, sondern notwendigerweise die Lust am Erfolg. Daher kann es passieren, dass zu wenig Pausen eine physische und auch psychische Ermüdung bedingen. Um dem zu begegnen oder auch vorzubeugen, empfehlen Experten Ausgleichssporten wie Schwimmen, Laufen, Aerobic und viele andere – Hauptsache der Ausgleichssport ähnelt nicht der betriebenen Sportart! So wird u.a. muskulären Dysbalancen vorgebeugt und der stimmungshebende Effekt ist ebenfalls für die Motivation im Trainingsalltag von großer Bedeutung. Das kann z.B. auch einen vorzeitigen Drop Out (Karrierebeendigung) verhindern.

Die Suche nach dem „Hier und Jetzt“

Da Zustandsregulation für Leistungssportler als wichtiger Baustein für den sportlichen Erfolg gilt, sind vor allem auch Sportarten, bei denen die Atmung bewusst einbezogen wird, empfehlenswert. Denn Atemregulation ist eines der Verfahren, die zur Zustandsregulation in Vorstartphasen genutzt werden können. Sportarten, die auch dem mentalen Ausgleich dienen, vereinen also beim Training Körper, Geist und Seele. So können z.B. beim Yoga und Pilates nicht nur die Körperwahrnehmung, Haltungsfehler und die Körperhaltung korrigiert und verbessert werden, sondern das   Konzentrations-, Koordinations- und Entspannungsvermögen werden ebenfalls gestärkt! Es gilt als bewiesen, dass durch regelmäßige Anwendung der verschiedenen Übungen seelische und körperliche Verspannungen gelöst werden können. Egal welchen Ausgleich Sie sich suchen, Sie sollten dafür sorgen, im „Hier und Jetzt“ sein zu können und auch für Kinder und Jugendliche im Leistungssport sind „Sportstunden“, in denen es nicht primär auf die Leistung ankommt in jedem Fall zu empfehlen. Denn aus der Achtsamkeitsforschung wissen wir heute, dass die Fähigkeit, sich auf den Moment zu konzentrieren und alles andere auszublenden, Stress reduzieren und das eigene Wohlbefinden steigern kann.

Views: 383

Prof. Dr. Oliver Stoll: Hohe Hürde Muttersprache

Sportartenübergreifend arbeiten in vielen Profi-Vereinen und sogar in Nationalmannschaften Trainer, die nicht die jeweilige Sprache des Landes sprechen, in dem sie tätig sind. Oftmals ist es die besondere sportspezifische Expertise, die diese Trainer mitbringen. Im Basketball und im Eishockey sind es oftmals Nordamerikaner oder Skandinavier, im Fußball finden wir häufig Italiener und Spanier und in den technisch-kompositorischen Sportarten sind es oftmals Trainer mit einem russischen Hintergrund.

Zum Thema: Wie schwer wiegt die Sprache in der Trainer-Athleten-Interaktion?

So sehr diese sportartspezifische Expertise hilfreich und besonders ist, so sehr kann aber gerade das Problem der „Sprache“ zu einem echten Problem in der Arbeit mit den Athleten werden. Kommunikation erfolgt häufig über Sprache. Wir kommunizieren aber eben auch über andere Kanäle, nämlich z.B. auch über Gestik und unsere Mimik. Hinzu kommt die Tatsache, dass eine funktionale Kommunikation nur dann auch erfolgen kann, wenn die verbale Kommunikation zu der nonverbalen passt. Darüber hinaus kommunizieren wir eben auch auf einer Sachebene, auf der es darum geht, Informationen auszutauschen, aber andererseits eben auch auf einer Beziehungsebene, auf der z.B. Empathie, Sympathie oder auch Antipathie deutlich wird. Und auch hier sollten alle Kanäle „synchronisiert“ sein, damit die Information vom Sender auch korrekt vom Empfänger interpretiert werden kann.

Jetzt wird deutlich, dass die Sprache in diesem Zusammenhang eine zentrale Rolle in der Trainer-Athleten-Interaktion spielt und das ein Trainer, der in seiner Muttersprache kommuniziert, insbesondere im Bereich der Kommunikation auf der Beziehungsebene einen deutlichen Vorteil hat, denn sportspezifische Sachinformationen lassen sich mitunter auch gut über ein Zeichen- und Symbolsystem übermitteln, die es auch in fast jeder Sportart gibt. Es sind manchmal die vielen kleinen Besonderheiten oder Begriffe, die es in der Muttersprache gibt, und die ein Trainer aus dem Ausland so gar nicht kennt und missverstehen kann. Besonders deutlich wird das Problem aber zumeist erst dann, wenn Krisensituationen auftreten, in denen die Kommunikation funktional sein muss. Nicht selten werden in solchen Situationen auch Sportpsychologen hinzugezogen, die um diese Problematik wissen und in solchen Krisensituationen als Moderatoren fungieren können.

Views: 84

Sebastian Reinold: Neue Regeln im Basketball

Der September ist für gewöhnlich der Monat, in dem die Amateuerbasketballer wieder in den Spielbetrieb einsteigen. Kurz darauf geht auch die Bundesliga wieder los. Für die bevorstehende Saison 2014/15 hat der Weltverband FIBA neue Regeln herausgegeben.

Zum Thema: Wie wirken sich die neuen Regeln auf Spiel und Training aus?

Die wichtigsten Regeländerungen beziehen sich auf das Nehmen von Auszeiten, auf den Umgang mit technischen Fouls, den Wirkungsradius des No-charge-Halbkreis und auf die Shot Clock.

Coaches müssen ab sofort beachten, dass sie in den letzten zwei Minuten des Spiels nur noch maximal zwei Auszeiten nehmen können, auch wenn sie in der zweiten Spielhälfte noch gar keine Auszeit genommen hatten. Gerade in engen Spielen wird die Einflussmöglichkeit des Coaches damit eingeschränkt.

Ein technisches Foul, also ein Foul ohne Körperkontakt z.B. respektloses Ansprechen des Gegners oder Schiedsrichters, wird ab sofort nur noch mit einem anstatt zwei Freiwürfen bestraft. Spieler haben also nicht mehr die gleichen Konsequenzen für ein Fehlverhalten zu befürchten. Hingegen werden Wiederholungstäter nach zwei Ts vom Spiel ausgeschlossen.  Für Spieler bedeutet dies, dass sie ihre Emotionen und ihre Wortwahl noch besser kontrollieren müssen.

Bisher musste ein Spieler, um ein Offensivfoul annehmen zu können, noch mit einem Fuß im Kreis bzw. auf der Linie stehen. Nach den neuen Regeln muss der Spieler mit beiden Füßen außerhalb des Kreises stehen, um ein Offensivfoul annehmen zu können. Das fordert vom Verteidiger eine noch intensivere Beobachtung seiner Position und seiner Körperhaltung zum Angreifer.

Offensivrebounds als psychische Belastung

Die Shot Clock wird ab sofort im Falle eines Offensivrebounds nicht mehr auf 24 Sekunden zurückgestellt sondern lediglich auf 14 Sekunden. Wichtig dabei ist, dass die Uhr auch auf 14s gesetzt wird, wenn zum Zeitpunkt des Wurfes noch mehr Sekunden auf der Uhr standen. Diese Regeländerung stellt den größten Eingriff dar, weil sich der Druck auf die Spieler enorm erhöht. Zehn Sekunden sind im Basketball ziemlich viel. Es wäre möglich, in so einer Zeitspanne zwei Schnellangriffe durchzuführen. Durch die neue Regelung wird einem Team die Möglichkeit genommen, einen erneuten Angriff in Ruhe auszuspielen  Im zweiten Angriff müssen nun vorwiegend schnelle Spielzüge durchgeführt werden. Bisher brauchte eine Mannschaft solche schnellen Spielzüge nur für den Fall, dass der Ballbesitz nach einem Ausball gleichblieb oder aber in den allerletzten Sekunden eines Spiels. Schnelle Spielzüge müssen ab sofort im Training stärker fokussiert werden. Neue Spielzüge werden sowohl die Coaches als auch die Spieler stärker fordern. Im Spiel können häufige Offensivrebounds, die eigentlich etwas Gutes sind, die Spieler zunehmend psychisch belasten, da sie immer wieder gezwungen sind, schnell und richtig zu handeln.

Die neuen Regeln sollten den Spielern ausreichend vermittelt werden, damit es im Spiel nicht zu Reibereien mit den Schiedsrichtern kommt und deswegen sogar die neue Regelung zu den technischen Fouls zum Einsatz kommt. Überdies hinaus muss gerade in den unteren Ligen, in denen das Kampfgericht häufig von anderen Spielern des Vereins gestellt wird, die neue Regel zur Shot Clock geschult werden. Schon bisher war das korrekte Bedienen der Uhr gerade für jüngere Personen eine Herausforderung.

 

Views: 91

Ruud Vreuls: Als Talent von Null auf Hundert

Die Spannung ist nach dem Sieg von Lewis Hamilton im Nacht-Rennen von Singapur wieder zurück in der Formel 1. Doch die überraschendste Nachricht aus diesem Rennen basiert nicht auf Hamilton, sondern auf einem 16-jährigen Newcomer. Der Niederländer Max Verstappen könnte der jüngsten Fahrer der Formel 1-Geschichte werden.

Zum Thema: Welche Phasen durchläuft ein Talent im Zuge seiner Karriereentwicklung?

Lewis Hamilton führt nach dem Sieg mit seinem Silberpfeil in der WM-Rangliste. Der Engländer hat jetzt drei Punkte mehr gesammelt als sein Mercedes Teamkollege Nico Rosberg. Rosberg, der durch ein technisches Problem am Lenkrad vorzeitig zur Box fahren musste, wird im nächstes Rennen alles versuchen, um seine Führungsposition zurückzugewinnen. Ein 16-jähriger Niederländer kann es derweil kaum erwarten, bis der Formal 1-Tross zum nächsten Rennen in Suzuka weiterzieht: Max Verstappen, Sohn des 1994 bis 2003 in der Formel 1 aktiven Jos Verstappen, soll in Suzuka erstmals im freien Training eingesetzt werden. Toro Rosso’s Teamchef Franz Tot hat am vergangenen Wochenende angekündigt, dass Verstappen bereit sei für den nächsten Schritt. Der selbe Teamchef hat Verstappen auch schon einen der 22 heißbegehrten Sessel für die nächste Saison versprochen. In der Formel 1 steht also ein besonderes Debüt bevor – denn nie war ein Rennfahrer jünger als Verstappen, der bislang 400 Trainingskilometer und einige Formel 3-Einsätze sammeln konnte.

Salmela`s Phasenmodell

Max Verstappen steht mit seinen 16 Jahren als Mensch und auch als Fahrer am Anfang in seiner sportlichen Karriereentwicklung. Hierbei ist es besonders wichtig, dass er Leuten vertrauen und mit ihnen über seine Erfahrungen reden kann. Auf der Grundlage von John Salmela´s (1994) Phasenmodell wird beschrieben, in welchen Phasen er von bestimmten Personen, nämlich Trainer und Eltern, die meiste Aufmerksamkeit benötigt, um sich sportlich optimal entwickeln zu können. So wird das Modell von Samela in vier Phasen eingeteilt: Beginn, Entwicklung, Meisterschaft und Nachkarriere. Eltern spielen eine wichtige Rolle in diesem Phasenmodell und haben einen großen Einfluss auf die Karriere ihrer Kinder. So wirken Eltern, wie auch im diesen Fall, als Rollenmodelle und Vorbilder. Außerdem unterstützen sie ihr Kind, wenn es neben positiven sicherlich auch mal negative Erfahrungen machen wird. Sie haben somit also den größten Einfluss im Beginn der Phase. Im Gegensatz zu den Eltern wird die Bedeutung des Trainers durch die zunehmende Verantwortung für die sportliche Karriereentwicklung des Aktiven im Laufe der Zeit immer größer. Der Trainer wird zu Beginn der Zusammenarbeit als gutmütig dargestellt, jedoch wird von ihm erwartet, dass er in den Phasen Entwicklung und Meisterschaft als fordernd, erfolgsfokussiert und gefürchtet wahrgenommen wird.

In der aktuellen Phase, in der sich Verstappen befindet, zeigen alle Einflusspartner, auf welchem Gebiet auch immer, offenkundig das richtige Verhalten. Gerade in dieser Situation kann sein Vater, der frühere Formel 1-Star, auf Grundlage seiner Expertise beraten und ihm helfen, die richtigen Entscheidungen auf und neben der Rennbahn zu treffen. So ist sein Vater als Mentor derzeit gewünscht, allerdings wird sich auch sein neuer Trainer nun intensiver um ihn kümmern. Es ist allerdings wichtig zu betrachten, dass Verstappen sich selber auch engagiert, also keine fremdgesteuerten Automatismen erwartet, und so in die nächste Phase seiner sportlichen Karriere kommt. Nur so kann er sich weiterentwickeln und versuchen, sich zu verbessern und erfolgreich zu werden. Max Verstappen hat die wichtigen Ressourcen in der Hand und damit das Potential, den Durchbruch als talentierter Fahrer in der Formel 1 zu schaffen. Ob Verstappen diese Ressourcen nutzen kann, um sich einen eigenen Namen zu machen, wird die kommende Saison sicherlich zeigen.

 

Quellen:

Stoll, O., Pfeffer, I., & Alfermann, D. (2010). Lehrbuch Sportpsychologie. Bern: Huber.

Views: 86

Elvina Abdullaeva: Danke deinem Konkurrenten!

0

Bis zu seiner Entlassung Mitte September hat Felix Magath beim FC Fulham sage und schreibe 47 verschiedene Spieler eingesetzt. Eine Größenordnung, in der der frühere Meistertrainer gern arbeitet, um eine neue Mannschaft zu formen. Beim Premier League-Absteiger verfolgte er in den zurückliegenden sieben Monat seinen Auftrag gewohnt stoisch, allerdings blieben die kurzfristigen Erfolge aus: Ein Punkt aus sieben Spielen und einiges an Unruhe in der aufgeblähten und durcheinander gewirbelten Mannschaft bedeuteten seine Entlassung. Was geht eigentlich vor sich, wenn innerhalb einer Mannschaft das Konkurrenzdenken ungesunde Züge annimmt? Und wie können Trainer, egal ob Profi oder Amateur, darauf reagieren? Und wie sollten Spieler mit neuer Konkurrenz umgehen?

Zum Thema: Schaffung einer förderlichen Konkurrenzsituation

Ist Konkurrenz gut oder schlecht? Ganz klar: Ohne Konkurrenz ist der Leistungsport unvorstellbar. Durch Konkurrenz verbessert jedes Teammitglied seinen Stellenwert und entwickelt sich ständig weiter. Aber was, wenn innerhalb einer Mannschaft eine ungesunde Konkurrenz entsteht? Wenn sich einige Akteure aus dem Training zurückziehen oder sich ein echter Konflikt anbahnt? Dann ist der Trainer gefragt und muss sofort Gegenmaßnahmen einleiten.

Kooperation statt Konkurrenz

Damit die Rivalität zwischen den Mitspielern im gesunden Rahmen bleibt, muss die Konkurrenzsituation transparent und fair sein. Der Schlüssel dazu ist Kooperation, die der Trainer bei seinen Spielern fördern muss. Denn nur, wenn die Konkurrenten beschließen, sich gegenseitig zu unterstützen, werden eine gemeinsame Entwicklung und damit im Ergebnis sportliche Erfolge überhaupt erst möglich. Wie kann der Trainer kooperatives Verhalten gezielt fördern?

I. Trainer- Spieler Gespräch.

Wenn Sie als Trainer auf so einen Konkurrenzkonflikt, beispielsweise zwischen den Stürmern gestoßen sind, ist das Gespräch immer die beste Lösung. Dabei ist es wichtig, aus ihrer Perspektive die Spieler nicht als Konkurrenten, sondern als Mitglieder einer Mannschaft sehen. Überschreiben Sie das Gespräch als eine Besprechung mit dem Ziel, das Spiel im Angriff zu optimieren.

Beim Gespräch ist folgendes zu beachten:

1) Die Verantwortung gegenüber der Mannschaft betonen. Im Kern der Kooperation soll immer ein das gemeinsames Ziel stehen: das Mannschaftsziel. Es muss die miteinander konkurrierenden Spieler sehr deutlich daran erinnern, dass „wir das gleiche Ziel haben und alle gemeinsame Sache machen.“

2) Den individuellen Beitrag hervorheben. Verdeutlichen, welche Erwartungen die Mannschaft an jeden Spieler hat: in Bezug auf die Leistungsbereitschaft, Unterstützung und Hilfe. Die Spieler sollen wissen, was sie gegebenenfalls tun, wie sie sich entwickeln sollen, um der Mannschaft zu helfen, das Ziel zu erreichen.

3) Win-win-Handeln fördern. Damit ist gemeint, dass die konkurrierenden Spieler ihre Zusammenarbeit so gestalten, dass beide einen Nutzen erzielen. Solche Fragen an den Spieler wie z. B.: “Wie werden die Beiden davon profitieren, wenn sie einander helfen?” oder “Wie wird die ganze Mannschaft davon profitieren?” wechseln den Blickwinkel auf die Situation und fördern die Einnahme einer aktiven Position seitens der Spieler.

4) Gruppenregeln erarbeiten. Je kleiner die Gruppe ist, desto größer ist die Hilfsbereitschaft. Daher ist es förderlich, für bestimmte kleine Gruppen z.B. die Stürmergruppe einige kooperative Regeln einzubringen. Als Beispiel: “Wenn ein Stürmer ein Tor erzielt, bekommen alle Stürmer eine Belohnung“. Lassen Sie aber lieber die Spieler selbst überlegen, welche für Maßnahmen bei ihnen eine kooperative Zusammenarbeit stimulieren könnten. Die eigenen Ideen der Spieler sind in der Regel wirksamer.

II. Das Gegnerbild stärken.  

Es gibt noch weitere Möglichkeiten, die Kooperation innerhalb der Mannschaft zu fördern. So steigt der Gruppenzusammenhalt dann, wenn das Bild des äußeren Gegners, der Konkurrenzmannschaften, gestärkt wird. Es liegt am Trainer zu überlegen, wie er das am besten schafft. Dafür sind Massenmedien ein sehr geeignetes Mittel, z. B. Zeitungsartikel über die gegnerische Mannschaft, die in dieser Saison eine große Hoffnung auf den Angriff setzt und viele Tore von den eigenen Stürmen erwartet, können den gewünschten Effekt erzielen.

III. Strafsanktionen gegen Konkurrenzverhalten.

Sie können außerdem ihre Spieler zur Kooperation zwingen. Die wissenschaftlichen Untersuchungen zeigen, dass die Leute sich deutlich kooperativer benehmen, wenn eine Gefahr (Strafe, Sanktionen) besteht, aus der Gruppe ausgeschlossen zu werden. Auch hier ist es empfehlenswert, die Sportler zur Planung von kooperativen Regeln sowie Strafen im Falle des Regelbruchs heranzuziehen.

Message an die Spieler

Und zum Schluss habe ich ein paar Worte für die Spieler, in deren Mannschaft eine Konkurrenzsituation aufgetaucht ist. Sagt euren Konkurrenten „Danke!“. Schließlich sind sie eure Motivation, euch zu entwickeln. Hättet ihr sonst die Zeit und Lust gefunden, euch hinzusetzen und kritisch zu hinterfragen, wo ihr spielerisch momentan seid, was ihr braucht, um besser zu werden, wie ihr das machen könnt? Und das Wichtigste: Habt ihr überhaupt die Motivation und die Kraft, das alles durchzuziehen? Dank eurer „Konkurrenten“ habt ihr die Möglichkeit, den oft fehlenden Anstoß zur Arbeit an euch selbst zu finden. Dafür könnt ihr ihnen auch Danke sagen.

Quellen:

Baumann, S. (2008). Mannschaftspychologie. Methoden und Techniken (2. Aufl.).Aachen: Meyer& Meyer

Tenzer, E. (2014). Kooperation ist ein Erfolgsrezept. Psychologie heute, 41 (7), S. 32- 36

 

Views: 320

Prof. Dr. Oliver Stoll: Fokus auf das Wesentliche

Was man unter unmittelbarer Wettkampfvorbereitung versteht, darüber streiten sich die „Gelehrten“ und – ohne Ironie – darüber kann man auch trefflich streiten. An dieser Stelle ziehe ich eine persönliche Erfahrung heran, die ich im Juni 2014 als Finisher der 100 Kilometer von Biel gemacht habe. Meine unmittelbare Wettkampfvorbereitung begann circa eine Woche vor dem Start. In dieser Phase nutzte ich die aus meiner Sicht die drei zentralen „Mentalen Werkzeuge“, die uns allen zur Verfügung stehen.

Zum Thema: Die unmittelbare Wettkampfvorbereitung

  1. Die Fähigkeit, mit Bildern und Videos zu arbeiten. Für Biel bedeutet das, dass ich schon lange vorher etliche Male „Mental“ vor Ort war, obwohl ich noch niemals vorher wirklich persönlich dort war. Ich habe mich informiert über alles, was ich nur bekommen konnte. Texte, Berichte, Bilder, You-Tube-Videos, Facebook-Einträge. Ich wusste direkt vor dem Rennen schon so viel über das Rennen, dass mich kaum etwas überraschen konnte. . Diese „gesammelten Informationen“ habe ich für mich strukturiert und in Vorstellungsbilder überführt. Mit diesen Vorstellungsbildern habe ich dann täglich gearbeitet – im Training, nachmittags in einer ruhigen Minute, Am Abend vor dem Einschlafen. Ich habe mir in der Woche vorher ein Drehbuch für ein – für mich optimales Rennen – zusammengeschrieben und dies dann in einem „inneren Film“ überführt, den ich mir dann täglich vor Augen geführt habe.
  1. Die Fähigkeit, sich selbst instruieren zu können. Für Biel bedeutete das, dass ich mir schon Selbstinstruktionen und Gedanken zurecht gelegt habe, die dann zum Einsatz kamen, wenn sich für mich mutmaßlich kritische Situationen ergeben. Ich war auf die Krise bei KM 68 vorbereitet. Ich wusste, dass sie kommen würde. Ich wusste nur nicht wann und in welcher Form. Als die Krise dann kam, war ich optimal vorbereitet. Mich hat die Bewältigung dann zwar ca. 10 Minuten gekostet, aber ich habe sie überwunden, weil ich die plötzlich auftretende, für mich sehr schwierige Situation in einem „anderen Licht sehen konnte“. Es gelang mir über meinen inneren Dialog die Gelassenheit zu erreichen, die ich gebraucht habe. Dies war jedoch auch ein Ergebnis, systematischem Selbstgesprächsregulations-Trainings im Vorfeld dieses Laufes.
  1. Die Fähigkeit, mit anderen Menschen kommunizieren können. Für Biel bedeute das, dass ich mindestens eine Person an meiner Seite wusste, der ich alles erzählen, alles mitteilen konnte, was mich gerade umtreibt, ohne dafür verurteilt zu werden, sondern eher im Gegenteil – die mich mit ihrer Sichtweise „befruchtet hat“, die mir eine andere Sichtweise auf die Dinge geben konnte und dies wiederum hat dann wieder meine Einschätzung der Situation (in der Regel positiv) beeinflusst. Kommunikationsfähigkeiten spielten aber auch unterwegs im Rennen eine nicht zu unterschätzende Rolle, unabhängig ob dies mit meinen Mitläufern war oder ob es sich um die vier oder fünf Treffen mit Frauke während des Rennens betraf. Kommunikation erzeugt wichtigen Informationsaustausch für eine Neueinschätzung einer ganz spezifischen, mitunter wichtigen Situation, in einem Wettkampf. Dabei geht es nicht ausschließlich darum, Informationen auszutauschen und diese dann zu nutzen, sondern es geht auch um die Erfahrung einer „Perspektivübernahme“ einer anderen Person für die eigene (in diesem Moment sehr wichtige) Situation. Dies ist eine sehr beeindruckende und sehr mächtige Erfahrung, die ganz sicher die eigene Selbststeuerung maßgeblich beeinflussen kann.

Die Nutzung dieser drei Werkzeuge gehören aus meiner Sicht zu den grundlegenden Fähigkeiten, die jeder ambitionierte Sportler entwickeln und ausbauen sollte, denn sie helfen uns, schwierige Situationen zu überstehen, die eigene Einstellung zu einer grenzwertigen Anforderung zu verbessern und seinen eigenen Selbstwert positiv zu beeinflussen. Ich wusste um diese Werkzeuge, habe die für mich relevanten Inhalte mit diesen Werkzeugen bearbeitet und dies hilf mir in nicht unbeträchtlicher Art und Weise diesen – meinen Lebenstraum – zu erfüllen.

Views: 101

Prof. Dr. Oliver Stoll: Wann tut eine Pause Not?

Das neue Modewort im Triathlon heißt zurzeit „Off-Season“. Athleten anderer Sportarten wie zum Beispiel die Extremläuferin Anne-Marie Flammersfeld reden von „Post-Race-Depression“. Beide Phänomene gehen auf einen richtige Steuerung der Belastungs- und Erholungsphasen zurück. Neben der Trainingswissenschaft und der Sportmedizin liefert die Sportpsychologie spannende Ansätze, um die richtige Balance zu finden.

Zum Thema: Wie kontrolliere ich Belastung und Erholung mit sportpsychologischen Mitteln?

Sportliche Höchstleistung setzt systematisches körperliches und mentales Training voraus. In der Regel entstehen dann Anpassungsprozesse an eine Belastung. Diese Anpassungsprozesse erreicht man durch eine gut geplante und zielgerichtete Belastung, der dann aber auch immer eine Erholungsphase folgen muss. Dieses Prinzip ist in der Trainingswissenschaft sehr zentral und ist das Kernstück der Trainingssteuerung eines Athleten.

Alle Sportarten nutzen dieses Prinzip, um eine Leistungssteigerung erzielen zu können. Trainingssteuerung wird oftmals durch verschiedene diagnostische Verfahren unterstützt, denn es ist sehr hilfreich zu erkennen, wann beispielsweise eine Belastung zu hoch oder zu niedrig ist, oder aber eine Erholungsphase zu kurz beziehungsweise zu lang war, bevor man einen nächsten Trainingsreiz setzt. In der Regel kommen hier medizinische, diagnostische Verfahren zum Einsatz, wie z.B. Laktatmessung, die Messung der Herzfrequenzvariabilität oder etwa der Bestimmung eines Blutbildes.

Wie aber gehen Sportpsychologen vor, wenn diese Erholungs-Belastungs-Bilanzen diagnostiziert werden sollen? Zumeist kommen hier Fragebogenverfahren zum Einsatz, um diese eher subjektiven Einschätzungen erfassbar zu machen. Ein solcher Fragebogen ist der sogenannte „Erholungs-Belastungs-Fragebogen“ (Kallus, 1996). Der Athlet füllt diesen Fragebogen aus, der aus 25 vorgegebenen Fragen besteht. Auf einer Skala von 0 bis 6 kann der Athlet hier seine Zustimmung ankreuzen. Der Sportpsychologe erhält dann in seiner Auswertung ein Profil, dass die Ausprägung emotionaler, allgemeiner, sozialer Belastung und Erholung zeigt und kann somit auf einem Blick feststellen, in wie weit der Athlet aus seiner Sicht möglicherweise schon in einen Übertrainingszustand gerät oder ob er etwa unterfordert ist. Diese Form der psychologischen Diagnostik kommt oftmals in der Vorbereitung auf sportliche Großereignisse zum Einsatz (wie etwa in der unmittelbaren Vorbereitung auf Olympische Spiele, siehe bei Stoll, 2013), aber auch in einer sehr belastungsintensiven Vorbereitungsphase einer Mannschaft vor Beginn der eigentlichen Saison. Somit werden die objektiven Daten aus der Sportmedizin und der Trainingswissenschaft durch die mentale Dimension ergänzt. Dies wiederum hilft dem Trainer und den Athleten bei der Trainingssteuerung.

 

Kallus, K.W. (1996). EBF: Erholungs-Belastungs-Fragebogen. Frankfurt/Main: Swets Test.

Stoll, O. (2013). Preperation of the Olympic Games: a psychological approach. In T. Köthe & O. Stoll (Eds.), Diving Research Worldwide (pp. 35-39). Hamburg: Czwalina.

http://www.sportschau.de/weitere/breitensport/trainigspause100.html

http://www.achim-achilles.de/menschen/lauf-stars/22548-extremlaeuferin-flammersfeld-depression-nach-dem-laufen.html

 

Views: 93

Philippe Müller: Nebelkerze von Schalke?

“Augen zu und durch”, so formulierte Horst Heldt, Sportvorstand des FC Schalke 04, die Marschroute für sein Team vor dem Champions League-Auftakt beim FC Chelsea. Deutlich optimistischer klang S04-Trainer Jens Keller auch nicht, der verlautbarte, dass sein Team aktuell nicht auf Augenhöhe mit den Londonern sei.

Zum Thema: Welche Bedeutung haben öffentliche Aussagen für die Spielvorbereitung?

Nach dem Fehlstart in die Bundesliga mit nur einem Punkt aus drei Spielen und dem Pokal-Aus beim Drittligisten Dynamo Dresden herrscht rund um den FC Schalke 04 mal wieder reichlich Unruhe. Vor der Partie am 1. Spieltag der Champions League-Saison 2014/2015 beim FC Chelsea überboten sich die Offiziellen des FC Schalke 04 aber in Demut.

Bemerkenswert war ein Interview von Sportvorstand Heldt nach der 1:4-Auswärtsniederlage bei Borussia Mönchengladbach im ZDF Sportstudio. Jochen Breyer leitete das Interview mit dem Satz, “Jetzt ist der Psychologe gefragt” (dieser Satz fehlt übrigens im Mediathek-Beitrag), ein, erntete von Heldt aber nur ausweichende Floskeln. Eine Strategie, wie mit den Spielern nun in Vorbereitung auf das Champions League-Spiel umzugehen sei, wollte der Sportvorstand nicht preisgeben. So etwas werde erst bei der Analyse am Tag nach dem Spiel intern besprochen.

Seit Dezember 2013 ist der FC Schalke 04 einer der wenigen Bundesligisten, die mit einer Sportpsychologin im Funktionsteam arbeiten. Theresa Holst wird von Seiten der Spieler, allen voran von Keeper Ralf Fährmann (Spox-Interview) ausdrücklich gelobt. Über die genauen Inhalte der Arbeit sind, wie es sich im Verhältnis zwischen Trainer, Mannschaft und Sportpsychologe auch absolut empfiehlt, keine wirklichen Details bekannt.

Unterwürfigkeit als Strategie?

Vor diesem Hintergrund wundern die unterwürfigen Aussagen vor dem Spiel gegen Chelsea aber umso mehr, denn schließlich sollte von Trainer- oder Offiziellenseite eigentlich tunlichst vermieden werden, mit unvorsichtigen Aussagen die Zweifel an der eigenen Leistungsfähigkeit zu erhöhen. Es wäre wichtig in einer solchen Phase dem Team den Rücken zu stärken. Genauer: In Situationen, in denen ein großer Druck auf der Mannschaft liegt, ist die Kommunikation von großer Bedeutung. Unsicherheit statt Zuversicht wird vom Trainer, meist unbewusst, vermittelt und auf die Spieler übertragen. Der Stress, welcher durch die Umstände entsteht, kann sich sowohl auf das Wohlbefinden als auch auf die Arbeitsqualität auswirken. Formen zur Stressreduktion müssen erlernt werden. Ein offenes Ohr im Umfeld ist dabei oft hilfreich.

Gut möglich, dass sich der FC Schalke 04 aber ein Beispiel am FC Chelsea und dessen Trainer José Mourinho genommen hat. Denn der Portugiese gilt als Experte im öffentlichen Kleinreden des eigenen Teams und der Überhöhung des jeweiligen Gegners – um intern vor seinen Spielern aber vollkommen anders aufzutreten und Sie mit klarer Linie auf das Spiel einzustellen.

Insofern ist es am ersten Champions League Spieltag spannend abzuwarten, ob die Kommandobrücke des FC Schalke nur weiterer öffentlicher Kritik am “Saison-Fehlstart” vorbauen wollte, tatsächlich noch keinen Plan vor der Königsklassen-Saisonpremiere hatte oder aber eine Nebelkerze zündete, um dann in London für eine Überraschung sorgen zu wollen. Nebenbei: Auch im Amateursport sind die Trainer vermehrt dem öffentlichen Druck ausgesetzt. Während es für Profi-Vereine sukzessive immer normaler wird, Sportpsychologen in das Funktionsteams zu integrieren, dürfte perspektivisch im Amateurbereich die Zusammenarbeit auf einem Coach-the-Coach-Level an Bedeutung gewinnen. Sportpsychologen können im Ergebnis die Trainer in ihrer komplexen Aufgabe zielgerichtet unterstützen.

Views: 70