Lena Malkus: Ich würde mir für Trainer längere Arbeitsverträge und mehr Gehalt wünschen

In ihrer sportlichen Karriere war Lena Malkus ein großes deutsches Weitsprungtalent. Bei den Olympischen Jugendspielen 2010 und den U23 Europameisterschaften 2013 gewann sie jeweils Gold. Die Spikes hat sie erst kürzlich an den Nagel gehängt, um sich nun auf ihre berufliche Laufbahn zu konzentrieren. Im Fokus der Psychologie-Studentin, die zukünftig gern als Sportpsychologin tätig sein will, steht ihre Masterarbeit zum Thema Work-Life-Balance bei Trainern. 

Lena Malkus, inwiefern war das Thema Work-Life Balance bei Trainern für dich als Leistungssportlerin schon ein Thema? Hast du unter der Belastung deiner Trainer gelitten?

Als wir in der Uni für das Thema sensibilisiert wurden, habe ich sofort an meine Trainer gedacht. Dabei ist mir erst einmal richtig bewusst geworden, wie viele Stunden Trainer/innen überhaupt arbeiten und wie sie selten sie Zeit für ihre eigene Freizeit haben. Natürlich haben wir als Athleten bemerkt, wenn es mal stressigere Tage oder belastende Phasen gab, aber darunter gelitten haben wir nicht. Ganz im Gegenteil, ich wusste, dass meine Trainerin immer ein offenes Ohr für mich hat und ich sie fast immer erreichen kann. 

Was sind Faktoren, die das Trainerleben besonders stressig machen?

Ich empfinde es als Zusammenspiel aus mehreren Faktoren, da der Trainerjob sehr umfangreich ist. Auf der einen Seite der Alltag, in dem es selten feste Arbeitszeiten gibt, die ständige Erreichbarkeit durch Athleten, Eltern, Trainerkollegen, Presse, etc., sowie das viele Reisen und Arbeiten am Wochenende. Auf der anderen Seite auch kognitive Faktoren, dass heißt unter enormen Erfolgsdruck zu stehen, den Erwartungen vieler Parteien gerecht zu werden und oft nur befristete Arbeitsverträge zu haben. 

Siehst du, auch aus deiner persönlichen Erfahrung, eine besondere Situation in Deutschland? Oder anders gefragt: Machen es andere Länder besser und wenn ja, wie?

Um ehrlich zu sein, habe ich zu wenig mitbekommen, wie genau es in anderen Ländern abläuft, um mir darüber ein Urteil bilden zu können. Aber ich würde mir für Deutschland wünschen, dass ein Umdenken stattfindet und Trainerjobs besser honoriert und bezahlt werden und vor allem langfristige Arbeitsverträge geschaffen werden. 

Studienteilnehmer gesucht

Liebe Trainer,

unterstützt Lena Malkus bitte, indem ihr an ihrer Befragung teilnehmt und die Umfrage unter euren Trainerkollegen- und kolleginnen teilt. Danke!  

Link zur Teilnahme: https://www.unipark.de/uc/Work_life_balance_Deutsch_WS17/e109/

Was versprichst du dir von deiner Studie?

Ganz allgemein möchte ich die Trainer und ihr Umfeld für das Thema Work-Life Balance sensibilisieren und ihnen einige Tipps mit auf den Weg geben. Darüber hinaus wäre es natürlich wünschenswert, wenn man anhand von Zahlen und Fakten belegen kann, dass gewisse Strategien dabei helfen können, die Erholung und das Wohlbefinden der Trainer zu verbessern. 

Wann ist mit Studienergebnissen zu rechnen? Und in welcher Form hoffst du, dass die Studie etwas verändern kann?

Es hängt etwas davon ab, wann ich genügend Teilnehmer zusammen habe, damit ich mit der Auswertung und Berechnung beginnen kann. Ich hoffe allerdings spätestens im April oder Mai die Ergebnisse vorliegen zu haben. 

Mir ist natürlich klar, dass ich mit dieser Studie allein nicht die Sportwelt komplett verändern kann. Aber ich hoffe, dass sich zumindest ein paar mehr Menschen mit dem Thema auseinandersetzen und die teilnehmenden Trainer etwas für sich und ihren Alltag mitnehmen können.

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Mathias Liebing
Mathias Liebinghttps://www.torial.com/mathias.liebing
Redaktionsleiter bei Die Sportpsychologen und freier Journalist Leipzig Deutschland +49 (0)170 9615287 E-Mail-Anfrage an m.liebing@die-sportpsychologen.de