Kann ich das, was von mir gefordert wird, abrufen? Werde ich gut performen? Bei vielen Sportlern kreisen die Gedanken vor Wettkämpfen genau um diese Fragen. Dabei sind den meisten Menschen diese Unsicherheitsmomente nicht gänzlich neu: Bereits zu Schulzeiten oder während des Studiums, insbesondere vor Prüfungen, haben viele von uns solche Fragen beschäftigt. Ähnlich ist unser Erleben vor Wettkämpfen. Holm-Hadulla beschreibt in diesem Zusammenhang sieben Regeln zur Vorbereitung auf eine Prüfung. Diese werde ich im folgenden Text aufgreifen und auf den Sport übertragen.
Zum Thema: Sportpsychologische Aspekte der Vorbereitung auf einen Wettkampf (Teil 1)
Wenn wir also im ersten Schritt von Akzeptanz reden – was ist eigentlich damit gemeint? In erster Linie geht es um die Akzeptanz des kommenden Wettkampfes, der in der Regel terminlich, örtlich und gegnerspezifisch keinen Einfluss mehr zulässt. Dieser nächste Wettkampf steht fest und auch die gezeigten Leistungen der Gegner lassen sich nicht verändern. Dies gilt es zu akzeptieren.
Bis hierhin scheint es noch ein Leichtes zu sein, wenn da nicht unsere eigene Leistung wäre, die ebenso akzeptiert werden will. Leichter gesagt als getan! Wie lange liegen uns die letzten ‚verkorksten’ Spiele noch in den Gedanken, tauchen willkürlich in unvorhersehbaren Situationen im Kopf auf? Situationen, in denen ich schon einmal einen Fehler gemacht habe, sind seit diesem Tag emotionaler, gedankengeladener und schwerer zu bewältigen als zuvor. Du kennst sicher diese Situation, in oder nach einem Wettkampf, in der es Dir schwer fällt das Ergebnis oder Deine Leistung einfach so zu akzeptieren? Bevor wir hierzu weitere Gedanken fassen, schauen wir auf die Dinge, die es zu akzeptieren gilt und welche Umstände diese mit sich bringen. Selbstverständlich lässt sich hier nichts pauschalisieren und in völliger Umfänglichkeit darlegen, jedoch lässt sich eine Richtung aufzeigen, der Du mehr oder weniger, bewusst oder unbewusst folgen kannst:
- Akzeptiere das Ergebnis – in der Regel ist die Akzeptanz eines Sieges, wie auch immer dieser erreicht wurde, leichter als die Akzeptanz einer Niederlage. Zusätzlich gilt es häufig, die Umstände, die zur Niederlage geführt haben, ebenso zu akzeptieren.
- Akzeptiere Deine eigene Leistung – Mach Dir bewusst, was Du gut gemacht hast und was gut funktioniert hat. Blicke aber ebenso auf die Dinge, die nicht funktioniert haben. Die Situationen, bei denen sich Schwächen gezeigt haben. Was kannst Du besser machen?
- Akzeptiere die Team-/Mannschaftsleistung – Am besten wertet Ihr gemeinsam aus, was das Team stark gemacht hat und was noch nicht funktioniert hat. Schaut Euch dabei Details an, weshalb der erarbeitete Plan oder die bestimmte Taktik nicht aufgegangen ist. Verzichtet dabei aber auf Schuldzuweisungen (mögen diese im Anschluss auch noch so konstruktiv sein, ist dies eher etwas für einen weiteren, nachfolgenden Schritt) und versuche dabei deutlich zu machen, dass Du aus Deiner Perspektive sprichst (sende Ich-Botschaften (Schulz von Thun, 2013)).
- Akzeptiere Deine private und sportliche Situation – Wie schön wäre es, wenn wir unsere privaten und sportlichen Wünsche alle in die Realität umsetzen könnten; wenn alles so abläuft, wie wir uns dies vorher ausgemalt hätten? Das wäre traumhaft – doch die Welt hat zumeist etwas anderes mit uns vor. So spricht man in der Entwicklungspsychologie von exogenen Faktoren und meint damit Umwelteinflüsse, die sich auf unsere persönliche aber auch auf unsere sportliche Entwicklung auswirken. Dabei spielen zum Beispiel Verletzungen, aber auch andere durch die Umwelt beeinflusste Bedingungen eine Rolle. Auch die Struktur eines Vereins stellt hier einen Umwelteinfluss auf den Sportler dar. Endogene Faktoren nennen Psychologen die Anlagen, die Veranlagung, die jeder Mensch durch verschiedene Ursachen mit sich bringt. Dazu gehören unter anderem die körperliche Gestalt, die Vitalität, die Anpassungsfähigkeit aber auch die Intelligenz und besondere Begabungen. Autogene Faktoren beschreiben die Selbststeuerung des Menschen, also die Dinge, nach denen man bewusst oder unbewusst strebt. Dazu können einfache Bedürfnisbefriedigungen und die Befriedigung der Neugierde gehören, aber auch das Aufrechterhalten und Ausrichten an den eigenen ethischen und moralischen Leitlinien.
Uwe Knepel
Sportpsychologe aus Berlin
Sportarten: Fußball, Futsal, Basketball, Tennis, Hockey, Triathlon, Handball, Schwimmen, Wasserball, Boxen, Volleyball, Faustball, Radsport, Motorsport, Leichtathletik, Klettern
Kontakt
+49 (0)152 086 714 05
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Beispiel aus der Praxis
Denken wir an einen Torhüter, der in einem wichtigen Ligaspiel insgesamt keine schlechte Leistung abliefert, allerdings eine einzige Situation im Spiel falsch einschätzt, die zu einem Gegentor führt. Seine Mannschaft verlor das Spiel. Noch einige Zeit später und gerade vor und während wichtiger Spiele kam ihm immer wieder diese Situation in die Gedanken, er konnte sich dem nicht erwehren. In gemeinsamer Arbeit konnten wir dann einen Weg finden, wie der Torhüter die Situation und seine eigene Leistung akzeptieren konnte.
Die Werkzeuge, Akzeptanz gegenüber der eigenen Leistung zu entwickeln, sind höchst individuell. Meine Kollegen (zur Übersicht) und ich (zum Profil von Uwe Knepel) stehen gern bereit, Euch auf dem Weg effektiv und professionell zu unterstützen.
Was heißt das für Dich?
Eines wird sowohl aus dem Beispiel als auch an der Stichpunktaufzählung deutlich: Die Wettkampfvorbereitung wird von (und mögen sie noch so banal sein) zahlreichen Umständen und Situationen beeinflusst, die wir nur sehr bedingt steuern können. Eines ist sicher: Es gibt kein falsches Erleben. Vielmehr gilt: Wahr ist, was wirkt.
Dennoch kannst Du etwas für Deine gute Vorbereitung tun. Akzeptier Deine Leistung und mach Dir bewusst, welche Umstände oder Situationen sich ändern sollten, damit du erfolgreicher sein kannst. Setz diese Inhalte, in Absprache mit Deinem Trainerteam, auf den Trainingsplan um und formuliere Ziele, um Dich Schritt für Schritt zu verbessern. Das Zugeständnis oder die Akzeptanz, dass Deine Schwächen, Deine Ängste aber auch Deine Wut ein Teil von Dir sind, lösen häufig den entstandenen Konflikt auf. Solltest Du mit einer bestimmten Situation nicht zurechtkommen oder es Dir schwer fallen, weil Dir vielleicht immer wieder erlebte Situationen einfallen und diese Dich nicht mehr loslassen, dann wende Dich an uns.
Dein Netzwerk
Wir sind und wir haben Dein Netzwerk! www.die-sportpsychologen.de
Ausblick: Im zweiten Teil der Serie „Sportpsychologische Aspekte der Vorbereitung auf einen Spieltag“ erwartet Dich das Thema Motivation.
Quellen:
Holm-Hadulla, R. (2008). Kreativität. Konzept und Lebensstil. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht
Schulz von Thun, F. (2013) Miteinander reden: 1. Störungen und Klärungen. Hamburg: Rowohlt
Wenhold, F., Meier, C., Elbe, A.-M. & Beckmann, J. (2008). Informationen zum Fragebogen AMS-Sport, auf dem Internetportal Sportpsychologie des BISp. Abgerufen aus dem World Wide Web am 12.11.2019 unter www.bisp.de.
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