Kürzlich traf ich eine talentierte und ambitionierte Nachwuchssportlerin zum Erstgespräch. In der lebendigen Diskussion meinte sie: „Ich will von den Besten lernen“!
Zu den besten seines Fachs im Langdistanz-Triathlon zählt Ruedi Wild. Im Juli 2018 wurde er in Dänemark Vizeweltmeister über die Langdistanz, gleichbedeutend mit einem seiner schönsten Erfolge seiner Karriere, wie er dies in seinen Facebook-News bezeichnet. Ich kenne den 36-jährigen Athleten seit vielen Jahren und finde es schlicht faszinierend, welchen Einblick er uns in seinem Bericht „Ruedi Wild: Inside a racing mind“ (zum Beitrag), gewährt. Ruedi hat sich nicht nur bereit erklärt, seinen Text auf die-sportpsychologen.de zu veröffentlichen, sondern äussert sich hier auch zu fünf psychologischen Aspekten seiner „racing mind“! Es sind Statements, die nicht nur die talentierte Nachwuchsathletin interessieren dürften!
Zum Thema: Wettkampfvorbereitung, Selbstgespräche, Mentale Stärke, Erschöpfung, Mentale Müdigkeit im Triathlon
Optimale psychische Wettkampfvorbereitung:
Ist bei mir immer wieder anders und situativ. In der Regel bin ich ziemlich entspannt und auch zum Scherzen aufgelegt und freue mich generell auf den Wettkampf bzw. die Möglichkeit, mein bestes Können zeigen zu können und zwar dann, wenn es am meisten zählt…
Wenn es los geht, bin ich 100% da und voll der Wettkämpfer – bereit, alles zu geben. Optimal ist für mich meistens ein gewisses Mass an Aggressivität. Wäre ich schon die ganze Zeit zu angespannt im Vorfeld, wäre ein grosser Teil der Energie schon weg, bevor es losgeht (Energiemanagement).
Je grösser mein erarbeitetes Selbstvertrauen, umso entspannter bin ich im Vorhinein!
(Positive) Selbstgespräche:
Auf den möglichen Erfolg konzentrieren und keine Gedanken an ein mögliches Scheitern verschwenden. „Gedankenhygiene“…
Für diese Momente trainierst du die ganzen Jahre und du musst das Risiko bzw. die Herausforderung mit ganzem Herzen annehmen. Ansonsten wirst du sie nicht bestmöglich meistern können. In diesem Falle bleiben dann im Nachhinein Fragen wie „hätte“, „wäre“, „wenn nur“…
Mentale Stärke, wenn du „all in“ gehst
Ich konzentriere mich auf den korrekten technischen Ablauf und mein Ziel im Wettkampf. Ich rufe mir all die harte Vorbereitung in Erinnerung, die ich und mein Umfeld/Familie investiert haben. „Leiden“ = ich bewege mich im Optimum meiner Leistungsfähigkeit. Also ein gutes Zeichen…
…und wenn du „auf Eiern läufst“
Wenn das suboptimale Körpergefühl nicht mit dem Kopf/Mentalen übereinstimmt. Der Körper ist kaputt und gibt das Signal an den Kopf, doch langsamer zu laufen, es lockerer zu nehmen etc.
Ich versuche, im Kopf stark zu sein, positive Selbstgespräche zu führen, nicht langsamer zu werden und darauf zu vertrauen, dass der Körper entsprechend reagiert…
Sobald ich im Kopf aufgebe, nimmt die körperliche Müdigkeit überhand und es gibt ab da kein zurück mehr. Ich kann dann nicht mehr die optimale Leistungsfähigkeit abrufen…
WM-Debriefing – welche Schlussfolgerungen ziehst du?
1) Geist über Körper: Zuerst gibst du immer im Kopf auf und der Körper folgt unmittelbar. Erst wenn ich über die ganze Dauer mental hart bleibe, kann ich körperlich über mich hinauswachsen;
2) Ich kann nicht an jedem Rennen mental in Topform sein und muss versuchen, diese Form selektiv für die wichtigsten Wettkämpfe aufzubauen;
3) Die mentale Müdigkeit ist nach einem solchen Wettkampf grösser als die körperliche und dauert auch länger an. Ich gönne mir eine lockere Zeit und steige erst wieder ein, wenn ich auch mental wieder bereit bin – das heisst auch: wieder motiviert bin!
https://www.die-sportpsychologen.de/2018/07/26/ruedi-wild-inside-a-racing-mind/
https://www.die-sportpsychologen.de/2016/10/07/konrad-smolinski-sportpsychologie-im-triathlon/
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[…] wir ein Kurz-Interview von Ruedi Wild mit Dr. Hanspeter Gubelmann von Die Sportpsychologen – hier zum Beitrag. Beide haben zwischen 2007 und 2013 zusammen […]