Immer mit dem rechten Fuß zuerst auf das Spielfeld oder die Glücksunterwäsche… Gerade Sportler sind häufig abergläubisch. Und das hat seinen Grund. Wer an Glücksbringer glaubt, dem helfen sie tatsächlich. Denn sie können die Zuversicht in die eigene Leistung und die Überzeugung stärken. Trainer, Mannschaften und Spieler/innen haben eine Schwäche für Glücksbringer und Aberglaube – aller Vernunft zum Trotz. Unter welchen Umständen Sie auf Glücksbringer vertrauen können und was die Wissenschaft dazu sagt, möchte ich Ihnen in dem nun folgenden Beitrag näher erläutern.
Zum Thema: Funktionieren Glücksbringer? Und wenn ja, wie?
Bekanntlich setzen viele Trainer und Sportler/innen auf Glücksbringer. Golfprofi Tiger Woods etwa trägt am letzten Turniertag immer ein rotes Hemd, Basketball-Star Michael Jordan wollte niemals auf seine Shorts von der North Carolina University unter dem eigentlichen Trikot verzichten. Und Miroslav Klose folgte einem festen Ritual beim Anziehen von Schuhen und Stutzen. Unvergessen ist auch die grüne Krawatte von Felix Magath. 2009 ist der Trainer des VfL Wolfsburg in jedem Spiel an der Seitenlinie mit dieser Krawatte zu sehen – und das zu Recht. Am Ende der Spielzeit gewinnt der VfL überraschend die Meisterschaft. Auch wegen Magaths Krawatte?
Ob Trainer und Mannschaften auf Glücksbringer setzen, hängt jedoch vor allem davon ab, was sie erreichen wollen: Wollen sie besonders gut vor anderen abschneiden – dann setzen sie auf einen Glücksbringer und andere Hilfsmitteln. Geht es nur darum, ein persönliches Lernziel zu erreichen, lassen sie derlei Schnickschnack eher weg (Hamerman, Morewedge, 2015). Auch die Sozialpsycholog/innen (Damisch, Stoberock & Mussweiler, 2010) gingen dieser Frage auf den Grund. Ihre Einschätzung: Glücksbringer sind leistungsförderlich, weil sie die Selbstwirksamkeitserwartung steigern können. Sie führten vier Experimente durch. In Ihrem ersten Experiment bestand die Aufgabe der Teilnehmer darin, Golfbälle einzulochen: Die Teilnehmer/innen, die mit einem vermeintlichen „Glücksball“ spielten, waren dabei im Schnitt treffsicherer als solche, deren Spielball nicht so bezeichnet worden war. Im zweiten Experiment absolvierten alle Teilnehmer eine Geschicklichkeitsaufgabe: Dabei waren Teilnehmer/innen, denen die Versuchsleiterin die „Daumen gedrückt“ hatte, schneller als Proband/innen, denen die Versuchsleiterin kein Glück gewünscht hatte.
Studien zeigen Auffälligkeiten
Aber wie lässt sich der positive Effekt der Glücksbringer erklären? Dies untersuchte Damisch (2010) in den folgenden beiden Studien. Es wurden alle Teilnehmer/innen gebeten, einen persönlichen Glücksbringer mitzubringen. Die Probanden bearbeiteten zunächst einen Fragebogen zu diesem Thema. Währenddessen nahm die Versuchsleiterin den jeweiligen Glücksbringer mit ins Nebenzimmer, um ihn dort zu fotografieren. Das wichtige war, dass nur die Hälfte der Teilnehmer/innen ihren Glücksbringer zurückbekam, wohingegen die andere Hälfte aufgrund angeblicher technischer Probleme auf ihren Glücksbringer verzichten musste. Bevor alle Probanden dann zum Test ihrer Gedächtnisleistung ein Memory-Spiel lösen sollten, wurden sie gefragt, wie sicher sie sich seien, diese Aufgabe erfolgreich zu bewältigen. Das Ergebnis: Die Teilnehmer/innen mit Glücksbringer waren besser als die ohne Glücksbringer. Dieser Leistungsunterschied ließ sich darauf zurückführen, dass Probanden mit Glücksbringer zuversichtlicher waren als Probanden ohne Glücksbringer. Im vierten Experiment zeigte sich dieser Befund erneut – diesmal beim Lösen von Anagrammen: Wiederum waren Teilenehmer/innen Glücksbringer erfolgreicher als Teilnehmer/innen ohne Glücksbringer, weil sie höhere Selbstwirksamkeitserwartungen hatten. Näheres zum Thema Selbstwirksamkeitserwartungen finden Sie auf der Seite http://www.die-
Faktoren für Höchstleistungen
Des Weiteren hat der Sportpsychologe Wann in einer interessanten Studie untersucht, welche Faktoren die Sportler/innen zu Höchstleistungen anspornen (Wann, 2012). Über 300 aktuelle und ehemalige Olympioniken aus aller Welt haben Auskunft darüber geben, was sie voranbringt. Hier ein kleiner Ausschnitt seiner Ergebnisse zum Thema Psychologie und Aberglaube:
- 60% stimmen dem Satz zu: „Wenn ich das Gefühl habe, gut auszusehen, dann erbringe ich auch eine gute Leistung.”
- 44% ziehen ein bestimmtes Kleidungsstück immer auf dieselbe Weise an.
- 36% bekennen, ein Ritual vor dem Wettkampf zu haben.
- 22% tragen einen Glücksbringer.
- 22% arbeiten mit Visualisierungen und positivem Denken.
Glücksbringer und die damit verbundene positive Unterstützung ist ein wichtiger Baustein zum Erfolg. Mit diesem Wissen im Hinterkopf wird es leichter, Herausforderungen erfolgreich zu meistern. Diese Erkenntnis gilt aber nicht nur für Sportler/innen, sondern für alle Menschen in den verschiedensten Lebenssituationen. Fazit: Glücksbringer können tatsächlich unterstützend wirken, bessere Leistungen zu erbringen. Das funktioniert wie eine sich selbst erfüllende Prophezeiung: Wer an die Macht des Glücksbringers glaubt, fühlt sich sicherer, geht eine Aufgabe mutiger an und erzielt dann bessere Ergebnisse. Aber Vorsicht: Wenn der Glaube an einen Glücksbringer umkippt und in Richtung Aberglaube tendiert, dann ist es des Guten zu viel. Also aufgepasst!
Literatur:
Wann, D. L. (2012). The Head and Shoulders Psychology of Success Project: An examination
of perceptions of Olympic athletes. North American Journal of Psychology, 14, 123 – 138.
Internet:
- http://journals.sagepub.com/
doi/abs/10.1177/ 0146167214565055 - http://soco.uni-koeln.de/
files/PsychS21_7.pdf
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Lieber René
Interesting facts. Merci für den aufschlussreichen Artikel.
Ich stehe dem Einsatz von Glückbringer dennoch sehr skeptisch gegenüber. Warum?
Athleten die Glücksbringer einsetzen, vertrauen auf die Kraft der Glücksbringers. Glückbringer weg = Kraft weg. Habe schon mehr als einen Athleten erlebt, der wegen einem verlorenen (oder vergessenen) Glücksbringer komplett von der Rolle geraten ist.
Der Einsatz von Primes (Erinnerungshilfen) scheint mir darum die bessere Lösung zu sein. Warum?
Weil es die eigene Kraft aktiviert und die neuronalen Netze, die angepsrochen werden sollten aktiviert. Ein Prime kann problemlos durch einen anderen Prime ersetzt werden, wenn es das entsprechende neuronale Netz aktiviert.
Deshalb plädiere ich für Primes anstelle von Glücksbringern.
Lieber Gruss
Martin
Lieber Martin!
Vielen Dank für deine Gedanken. Beides sind ein probates Hilfsmittel. Meine Sportler bzw. Sportlerinnen haben mit beiden Dinge gute Erfahrungen gemacht, dennoch kann ich deine Skepsis nachvollziehen. Weiterhin viel Erfolg. LG René