Jeder Mensch durchlebt Krisen. Woran liegt es aber, dass manche Sportler in Krisenzeiten ins Straucheln kommen, während andere relativ schnell und souverän durch schwierige Zeiten navigieren und sogar gestärkt aus ihnen hervorgehen?
Zum Thema: Erfolgsfaktor psychische Widerstandskraft
Ein Zauberwort, das in diesem Kontext seit einigen Jahren ziemlich en vogue ist, lautet Resilienz. Unter Resilienz bzw. psychische Widerstandskraft wird allgemein die Fähigkeit verstanden, Krisen zu bewältigen und sie durch persönliche und soziale Ressourcen als Anlass für Entwicklungen zu nutzen (Schumacher et al., 2005). Sie gilt als zentraler Erfolgsfaktor auf dem Weg zu mentaler Gesundheit und Leistungsfähigkeit, auch im Sport (Hosseini, S. A. & Besharat, M. A., 2010).
Nun werden Sie sich womöglich fragen, wie man denn die psychische Widerstandskraft eines Sportlers trainieren/entwickeln kann, um Krisen bzw. stressreiche Situationen zukünftig besser zu meistern? Genau das war eine der Fragen, zu der ich kürzlich auf einem Kongress Antworten bzw. Studienergebnisse vorgestellt habe (Ufer, 2017).
Mentale Strategien
Und, was meinen sie, welche mentalen Strategien könnten die Resilienz positiv beeinflussen? Im Rahmen einer Untersuchung mit Ausdauersportlern zeigten sich positive Zusammenhänge zwischen Resilienz und den folgenden sieben sportpsychologischen Strategien:
- Selbstgespräche
- Emotionale Kontrolle
- Automatismen
- Visualisierung
- Aktivierung
- Negative Kognition
- Aufmerksamkeitskontrolle
Dass heißt, je mehr/öfter die oben genannten Strategien eingesetzt werden, desto resilienter scheinen die Athleten zu sein. Gute Argumente also für mentales/sportpsychologisches Training, das vor dem Ernstfall einsetzt.
Katrin und Michael Täger: “Tanzen ist am Ende einfach auch Kopfsache!”
Messbare Resilienz?
Wie man die genannten Skills situationsadäquat entwickeln und perfektionieren kann, erfahren Sie unter anderem im Buch „Mentaltraining für Läufer. Weil Laufen auch Kopfsache“ (Ufer, 2016). Aber was, wenn Sie sind gar kein Läufer sind? Macht nix. Das Buch wird mittlerweile auch erfolgreich in anderen Sportarten eingesetzt.
Weitere Details zu den Forschungsergebnissen und darüber, wie man Resilienz messen kann und wie sich resiliente von weniger resilienten Athleten in ihrer Persönlichkeit unterscheiden, erfahren Sie auf meiner Webseite unter http://www.michele-ufer.de/index.php?id=61&items=611
Wichtige Einflussfaktoren
Und bei alldem vergessen wir bitte nicht, dass auch das Umfeld bzw. Team und die Führungskultur einen entscheidenden Einfluss auf die psychische Widerstandskraft eines Athleten ausübt. Davon handelt einer der nächsten Beiträge. Bis dahin können Sie ja erstmal an ihrer persönlichen Resilienz feilen.
Literatur
Hosseini, S. A., & Besharat, M. A. (2010). Relation of resilience with sport achievement and mental health in a sample of athletes. Procedia-Social and Behavioral Sciences, 5, 633-638
Schumacher, J, Leppert, K, Gunzelmann, T, Strauß, B, & Brähler, E. (2005). Die Resilienzskala – Ein Fragebogen zur Erfassung der psychischen Widerstandsfähigkeit als Persönlichkeitsmerkmal. Zeitschrift für klinische Psychologie, Psychiatrie und Psychotherapie, 53, 16–39
Ufer. M. (2016). Mentaltraining für Läufer. Weil Laufen auch Kopfsache ist. Aachen: Meyer & Meyer
Ufer, M. (2017): Von der (Extrem-)Sportpsychologie lernen: Resilienz-Diagnostik & -entwicklung. Poster Session beim Kongress Coaching heute: Zwischen Königsweg und Irrweg, Hochschule für angewandtes Management, Erding
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