Die Abwärtsspirale des FCB, die das langjährige Aushängeschild des eidgenössischen Club-Fussballs bis auf den letzten Tabellenplatz manövrierte, beschäftigt zur Zeit die Schweizer Sportwelt. Nach der Trainerentlassung unter der Woche und dem ersten gewonnenen Liga-Spiel nach eineinhalb Monaten, hoffen viele Beteiligte auf die Wende zum Besseren. Aber ist es so einfach? Und was steckt eigentlich hinter Krisenphasen, die Mannschaften zum Teil über Monate oder ganze Serien nicht loslassen. Die Sportpsychologie kennt eigene Erklärungsansätze.
Zum Thema: Lösungswege für Mannschaften in Krisensituationen
Bei genauer Analyse lassen sich stets Vorboten erkennen, die den Druck auf die Mannschaft in Misserfolgsphasen auf mannigfaltige Weise erhöhen können. Wirkliche Auslöser von kollektivem Teamversagen sind dann aber kritische Ereignisse. Diese sind, alleine betrachtet, gar nicht so dramatisch. Kumuliert aber steckt da viel negative Energie drin. Ereignisse wie zum Beispiel das Verlieren wichtiger Spieler, gehäufte Verletzungen, problematische Spielverläufe mit unglücklichen Fehlern oder auch schwierige Schiedsrichterentscheidungen. Dies kann vergleichbare Negativspiralen auslösen und zum Selbstläufer werden lassen, wenn man nicht aufpasst.
Denn schnell verändern sich die Gedanken und Emotionen der Spieler und des Umfelds, zum Teil drastisch. Alle sind dann damit beschäftigt, grösseres Unglück zu vermeiden. Aber: Dies bedeutet unweigerlich eine vermehrte Auseinandersetzung mit negativen Gedanken und Ereignissen – die Motivation sinkt und die Leistungen entsprechend auch.
Die Folge: Verzweiflung, Hadern und Unzufriedenheit werden gross und grösser.
Trainerentlassung keine Alleinmassnahme
Die am Dienstag erfolgte zweite Trainerentlassung war wohl absehbar, wird aber als Alleinmassnahme wenig Abhilfe bringen. Auch wenn im Fussball gern so gedacht wird – was ja auch Verführerisch sein kann, gerade nach dem 2:1-Sieg am vergangenen Sonntag gegen Yverdon-Sport FC.
Grundsätzlich sollte in einer solchen Phase der Fokus auf den Emotionen jedes einzelnen Spieler liegen. Primär ist das dann eine individuelle Arbeit. Es braucht eine aktive und fachkundige Auseinandersetzung mit den entstandenen negativen und blockierenden Gefühlen. Und auch der Fokus sollte auf alles gerichtet werden, was positiv und stärkend wirkt. Als Team müssten sie weiter mit voller Kraft aus dem herrschenden Trott befördert werden. Neues Erleben, Unerwartetes tun und viel Humor gehört dazu. Aber auch bekannte Vorbilder können unterstützen und erzählen, wie sie selbst aus Krisen herausgefunden haben. Ein Besuch von Roger Federer wäre also weiterhin nicht verkehrt.
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