In den Sand gesetzt: Deutsch-argentinische Schönrederei (von Cristina Baldasarre)

Die Herausforderungen sind gross an dieser WM. Zu viele politische Stressfaktoren, mit denen alle Spieler konfrontiert werden. Leider. Dazu scheinen Teams wie Deutschland oder auch die Argentinier ihre Auftaktgegner Japan und Saudi Arabien unterschätzt oder sich überschätzt zu haben… Zur eigenen und zur Überraschung der Fußballwelt. In der ARD holte TV-Experte und 2014er Weltmeister Bastian Schweinsteiger mit Blick auf die deutsche Mannschaft kräftig aus und forderte, dass das gegenseitige Schulterklopfen beendet werden solle. Stattdessen schade es auch nicht, wenn sich Spieler mal anschreien würden. 

Schönrederei ist im Sport nicht selten. Ich nenne das ‚sich die Stärken schön- und besser-reden…. ‘. Dabei hatten doch alle deutschen Nationalspieler, auch diejenigen, die in Katar zum ersten Mal dabei sind, die Erinnerungen an die schlechten Turnierleistungen noch nicht vergessen. Am Mittwoch fehlte wohl, so weit das aus der Ferne zu beobachten war, der Realitäts-Check. Und, ohne zu sehr ins Detail zu gehen, vielleicht auch die entsprechende gegnerspezifische Taktik, vor allem nach der Strategieänderung von Japan in der zweiten Halbzeit. Oder die Kühle im Abschluss. Mental wäre im Laufe von Hälfte zwei ein Selbstvertrauens-Booster nötig gewesen. Plus, wegen der schwierigen Umfeldsituation, mentale Techniken, um sich aktiv einen fiktiven Schutzmantel anzuziehen. Zum Beispiel eine bildliche Vorstellung einer Grenze zwischen Spielfeld und Aussenwelt. Ob es innerhalb dieser Grenzen auch erlaubt wäre, sich frei nach Schweinsteiger anzuschreien? Vielleicht. Aber wessen Schreie werden schon gehört, wenn sich die Spieler schon vor Anpfiff den Mund zu halten? Aber halt, das ist ungerecht: Die stumme Ansage an die FIFA fand ich gut. Sowie das Schweigen der Iraner. Und trotz allem ist noch WM und das ist hoch bedeutungsvoll für die Spieler. Während den Partien gilt es also – allen Widrigkeiten zum Trotz – den Fokus für diese 90 Minuten herzustellen. Und für die beiden vorerst verbliebenen Gruppenspiele der Deutschen und Argentinier gilt dies umso mehr, denn das sind jetzt Endspiele.

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Cristina Baldasarre
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