Während meiner Tätigkeit als Trainerin und Coachine gerate auch ich immer wieder in Konflikte mit Klienten, Kollegen und/oder mir selbst. Wiederholtes Nachfragen stellte mich früher immer wieder vor „die harte Probe”, meinen Emotionen Einhalt zu gebieten, da es für mich unangenehm war, klar Stellung für mich selbst zu beziehen. Aber warum war das so? Wieso fällt es vielen von uns schwer, aktiv nachzufragen?
Zum Thema: Kommunikation im Coachingprozess
Für mich habe ich drei folgende Gründe ausgemacht, weshalb ein Konflikt/ negatives Bild vom aktiven Nachfragen entsteht:
- eigene Interpretation
- Zeichen von Schwäche
- Angst vor Ablehnung
# Oft werden Nachfragen als Zeichen von Unsicherheit oder Unwissenheit interpretiert, was dazu führen kann, dass Menschen sich unwohl fühlen, wenn sie um Klärung bitten.
# Zudem gibt es in vielen Kulturen eine Tendenz, Selbstständigkeit und Unabhängigkeit zu betonen, was dazu führen kann, dass Nachfragen als Schwäche angesehen werden.
# Ein weiterer Faktor ist die Angst vor Ablehnung oder negativer Reaktion des Gesprächspartners. Manche Menschen befürchten, dass ihre Fragen als unangemessen oder störend empfunden werden könnten.
Fragen fragen
In unserer heutigen Gesellschaft spielt die Zeit- und Effizienzdiskussion eine enorm große Rolle. Es wird oft erwartet, dass wir Informationen schnell verarbeiten, ohne nachzufragen, was aber die Zwischenmenschlichkeit teilweise auf der Strecke lässt.
Während den Gesprächen mit meinen Klienten oder bei Workshops stelle ich immer wieder Nachfragen, denn in der Zwischenzeit bin ich älter und reifer geworden 😉 und weiß auch, dass sich auch positive Effekte bei einem selbst und dem Befragten einstellen.
Welche positiven Effekte sich einstellen, wenn man in Gesprächen nachfragt?
Interesse und Wertschätzung für die Meinung des Gesprächspartners, was die Beziehung stärken kann. Es fördert auch ein tieferes Verständnis der besprochenen Themen, da man klärende Informationen erhält und Missverständnisse vermeiden kann. Zudem kann es dazu beitragen, dass sich der Gesprächspartner gehört und respektiert fühlt, was das Vertrauen und die Offenheit in zukünftigen Gesprächen erhöht.
Ohne Frustration wirst du nie entdecken, dass du vielleicht dazu imstande bist, etwas selbst zu tun. Wir wachsen durch Konflikte.“ Bruce Lee (1940-1973)
Insgesamt kann das Nachfragen nach Gesprächen zu einer besseren Kommunikation und einem stärkeren Zusammenhalt führen.
Nachfragen erlauben
Welche Maßnahmen müsste man also ergreifen, um das Nachfragen positiver zu etablieren? Folgende Maßnahmen setze ich in meiner Coaching-Praxis bereits um. Und was machst Du?
1. Aufklärung und Sensibilisierung:
Aktiv gestaltete Workshops und Informationsbroschüren, um meine Arbeitsweise und mich als Person authentisch und mutig darzustellen. Somit kann ich allen, die mit mir arbeiten, zu verstehen geben, dass Nachfragen ein Zeichen von Interesse und Engagement sind.
2. Vorbildfunktion:
Ich als Mutter, Coachine und Mensch möchte ein Vorbild sein und meinen Teil in der Kommunikationskultur beitragen. Mein Ziel ist es, wenn ich das mache, andere dabei zu unterstützen, sich dabei ebenso wohler und sicherer zu fühlen.
3. offenen Umfeld schaffen und trainieren:
Herstellen einer Umgebung, in der Fragen sehr willkommen sind und regelmäßiges Feedback umgesetzt werden, z.B. eine Einstiegsübung wäre das „aktive Zuhören” und dann tauschen. Jeder bekommt fünf Minuten Zeit, um sich „alles von der Seele zu quasseln, dann ist der andere dran“. Dazwischen Fragen stellen oder positiv bestätigen ist leider nicht gestattet. ☺
4. Positive Verstärkung:
Wann wurde eine Frage wegen der Frage schon einmal gelobt? Um die Kommunikationskultur nachhaltiger zu gestalten und Unsicherheit vorzubeugen, sollte dies anerkannt und positiv verstärkt werden. Lob für das Stellen von Fragen kann gerade auch bei Kindern und Jugendlichen (Sportart unabhängig) dazu beitragen, dass andere ermutigt werden, es ebenfalls zu tun.
Durch das Integrieren dieser Maßnahmen in den (Trainings-) Alltag kann das Nachfragen als wertvolles Kommunikationswerkzeug gefördert werden, was letztendlich zu einem offenen und kooperativen Trainingsumfeld führen kann.
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