Christian Bader: Emotionen von der Ersatzbank

Im schwedischen Malmö findet in der ersten Dezemberhälfte die Floorball-WM statt. Der tschechische Profi Matej Havlas wurde in einem Interview im Fachmagazin unihockey.ch auf die leeren Ränge und die fehlenden Zuschaueremotionen in den Vorrundenspielen angesprochen. Seine Antwort: Es sei für das Team und den Staff schwieriger, die nötige Spannung zu finden, wenn die Emotionen von aussen fehlen. Schauen wir uns das mal aus sportpsychologischer Sicht an.

Zum Thema: Die Herausforderung der mentalen Spannung im Sport: Ohne Zuschauer im Stadion

In leeren Stadien fehlt die emotionale Unterstützung der Zuschauer. Im Fussball wird oft vom “12. Mann” gesprochen. Die Zuschauer im Stadion erzeugen eine Atmosphäre, die Spieler dazu anspornt, ihr Bestes zu geben. Jubel, Applaus und allgemeine Aufregung setzen Adrenalin frei, was im Ergebnis die Leistung positiv beeinflussen kann. Fehlen diese externen Reize, müssen Sportler mehr auf ihre inneren Ressourcen zurückgreifen, um die nötige Anspannung und Fokussierung zu erreichen. Dies erfordert verstärkte interne Motivationsstrategien und Selbstdisziplin – was den psychologischen Druck erhöht.

Eigenverantwortung reloaded

Ohne Zuschauer fällt es den Sportlern schwerer, sich selbst zu motivieren. Die Eigenverantwortung für das Aufrechterhalten der mentalen Spannung wächst. Dies führt zu einer intensiveren inneren Auseinandersetzung, bei der die Sportler ständig an sich arbeiten müssen, um die erforderliche mentale und emotionale Stärke aufrechtzuerhalten. Es ist, als müsste man ein inneres Feuer am Brennen halten, ohne dass externe Funken hinzugefügt werden. Die Emotion kann sich ein Team zum Beispiel geben, indem es positive Aktionen auf dem Feld bejubelt. Dies kann man sehr oft im Unihockey (so heisst es in der Schweiz, in Deutschland mittlerweile Floorball) beobachten.

Auch der Trainerstab spielt eine zentrale Rolle dabei, die nötige Spannung und Motivation innerhalb des Teams zu erhalten. Ohne die unterstützende Atmosphäre eines Publikums müssen Trainer und Betreuer zusätzliche Anstrengungen unternehmen, um die Spieler mental auf das Spiel vorzubereiten und ihnen den nötigen Ansporn zu geben. Dies kann durch gezielte Motivationsgespräche, Visualisierungstechniken und die Schaffung von simulierten Wettkampfsituationen erfolgen.

Praktische Beispiele aus der Sportpsychologie

  1. Visualisierung: Athleten können sich vorstellen, wie sie erfolgreich sind, um ihre mentale Stärke zu stärken. Zum Beispiel kann ein Unihockeyspieler sich vorstellen, wie er ein Tor erzielt oder einen Schuss blockt, um seine Konzentration zu verbessern.
  2. Atemtechniken: Durch gezieltes Atmen können Sportler ihre Nervosität reduzieren und sich besser konzentrieren. Ein Beispiel wäre das tiefe Ein- und Ausatmen, um sich zu beruhigen.
  3. Positive Selbstgespräche: Athleten können sich selbst ermutigende Worte zuflüstern, um ihre Motivation zu steigern. Zum Beispiel: “Ich kann das schaffen, ich bin stark.”
  4. Rituale und Routinen: Regelmässige Routinen vor dem Wettkampf können helfen, den “Wettkampfmodus” einzuleiten. Ein Beispiel wäre das Tragen bestimmter Kleidung oder das Durchführen bestimmter Übungen vor dem Spiel. Oft haben Teams bei einer WM-Kampagne ein Motto und kreieren über die Geschichten dazu die nötigen Emotionen. Oder das gegenseitige Pushen bei gelungenen Aktionen führt dazu, dass das Erregungsniveau im Körper angeregt wird resp. erhalten bleibt.

Netzwerk für Sportpsychologie

Wir hier im Netzwerk Die Sportpsychologen verfügen über viel Erfahrung im Floorball bzw. Unihockey. Kommt gern auf uns zu, wenn ihr auch mental durchstarten wollt. Wir freuen uns in jedem Fall schon auf die WM-KO-Phase, in der sicher dann auch in Malmö die Hallen voller werden dürften. 

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