Mit Rückschlägen umgehen

Beim Triathlon-Wettbewerb der Frauen gab es auf regennasser Straße reichlich Stürze auf der Radstrecke. Beim Surfen in Tahiti machten einige Starterinnen unliebsame Bekanntschaft mit dem Korallenriff. Oder denken wir an die in der Vorrunde fulminanten deutscher Volleyballer: Hier passt vieles, aber immer mal wieder landeten Aufschläge, die mit vollem Risiko geschlagen wurden, im Netz oder weit im Aus landeten. In vielen Sportarten kommt es durch äußere Bedingungen, durch die Konkurrenz oder eigene Fehlleistungen zu Situationen, die es am besten sofort zu verdauen gilt. Was braucht es für Rüstzeug, um mit solchen Rückschlägen optimal umzugehen?

Johanna Constantini, Die Sportpsychologen
Johanna Constantini, Die Sportpsychologen

Antwort von: Johanna Constantini (zur Profilseite)

Nicht nur in Zeiten von sportlichen Rückschlägen, vor allem aber dann sollte ein sehr achtsamer Umgang mit Social Media Kanälen praktiziert werden. Das Leben der anderen, deren sportliche Erfolge und scheinbar perfekte Postings dazu verleiten erwiesenermaßen dazu, das eigene Leben abzuwerten und sich auch schlechter zu fühlen. Dies kann sich in Phasen sportlicher Rückschläge ungemein verstärken. Vorbeugend sollte man sich ohnehin mit den durch Algorithmen gelenkten Mechanismen sozialer Medien vertraut machen, sowie eigene Kanäle nach inspirierenden und motivierenden oder belastenden Inhalten ausmustern. Sicherlich gibt es virtuelle FreundInnen, deren Inhalte eher negativ beschäftigen und die damit keinen eigenen Mehrwert bilden. Achtsam verwendet können Social Media Inhalte auch im Sport für Inspiration, Motivation und Durchhaltevermögen sorgen, jedoch nur, wenn der Umgang überdacht wird. Zuallererst in Phasen sportlicher Rückschläge. Dann ist es vor allem wichtig, sich auf den analogen Kreis wichtiger Bezugspersonen sowie des sportlichen Teams zu beziehen.

Danijela Bradfisch, Die Sportpsychologen
Danijela Bradfisch, Die Sportpsychologen

Antwort von: Danijela Bradfisch (zur Profilseite)

Methoden und Techniken:

1. Mentale Stärke: Sportler sollten Techniken zur Stärkung ihrer mentalen Resilienz entwickeln, wie z.B. positive Selbstgespräche, Visualisierung von Erfolg und das Setzen von realistischen Zielen, aber auch von Stürzen!

Hier sollte beide Punkte vorbereitet werden:

a.            Was meine Handlungen, Reaktionen und Emotionen GLEICH nach meinem Sturz sind.

b.            wie ich damit am besten für mich umgehen möchte bzw. werden (als Ziel formuliert).

2. Atemtechniken: Atemübungen können helfen, Stress und Nervosität abzubauen, insbesondere in Drucksituationen.

3. Reflexion und Analyse: Nach einem Wettkampf sollten Sportler ihre Leistung analysieren, um aus Fehlern zu lernen und Strategien für zukünftige Wettkämpfe zu entwickeln.

4. Flexibilität im Wettkampf: Athleten sollten lernen, sich an unerwartete Situationen anzupassen und alternative Strategien zu entwickeln, um ihre Leistung zu optimieren.

Rüstzeug für den Umgang mit Rückschlägen:

1. Emotionale Intelligenz: Die Fähigkeit, eigene Emotionen zu erkennen und zu steuern, ist entscheidend, um in schwierigen Situationen ruhig zu bleiben.

2. Unterstützungssystem: Ein starkes Netzwerk aus Trainern, Teamkollegen und Familie kann helfen, Rückschläge besser zu verarbeiten.

3. Erfahrung: Je mehr Wettkämpfe ein Sportler bestreitet, desto besser kann er mit Rückschlägen umgehen, da er aus vergangenen Erfahrungen lernt.

4. Zielorientierung: Klare, erreichbare Ziele helfen, den Fokus zu behalten und sich nicht von Rückschlägen entmutigen zu lassen.

Insgesamt ist es aber sehr wichtig, Rückschläge als ein Teil des Sport zu akzeptieren und es (lernen) miteinzu(ver)arbeiten.

Wolfgang Seidl, Die Sportpsychologen
Wolfgang Seidl, Die Sportpsychologen

Antwort von: Wolfgang Seidl (zur Profilseite)

Gerade für Olympia Sportler, die sich gezielt vier Jahre auf dieses Event vorbereiten, sind Rückschläge im Wettkampf enorm bitter.

Damit die Athleten diese enormen Hürden im Wettkampf meistern, ist es wichtig, dass sie sich schon vorab mit den unterschiedlichsten Szenarien auseinandersetzen und mögliche Strategien im Kopf haben. Ich persönlich halte nichts davon, sich vorab nur den Erfolg vorzustellen und zu visualisieren. Nur im seltensten Fall hat ein Athlet das perfekte Rennen.

Zusätzlich sollten die Sportler auch mit dem entsprechenden mentalen Rüstzeug ausgestattet sein. Dazu zählt zum Beispiel die Selbstgesprächsregulation. Idealerweise earbeitet man mit dem Athleten schon im Vorfeld entsprechende Selbstanweisungen. Ein praktisches Beispiel dazu: Wenn im olympischen Triathlon, wie schon im Vorfeld bekannt war, die Radstrecke nass und rutschig ist und der Athlet stürzt, dann muss er in der Lage sein diesen Sturz schnell abzuhaken und seinen Fokus wieder auf seine Aufgabe richten, in diesem Fall den Anschluss an die Gruppe finden. In diesem Fall könnte seine inneren Selbstanweisung lauten: „weiter geht’s, du bist stark, du holst sie wieder ein!“ Das klingt jetzt natürlich sehr einfach, im Rennen selbst ist das für den Athleten mit einem Weltuntergang gleichzusetzen. Daher ist es umso wichtiger, dass er seine Handlungen im Vorfeld verinnerlicht und in Visualisierungen trainiert.

Eine weitere hilfreiche Methode für Sportler ist, wenn sie sich mehrere Ziele für ihren Wettkampf setzen. Ein Optimal Ziel (wenn alles perfekt läuft), ein Normal Ziel und ein Minimal Ziel. Vor allem minimale Ziele dienen dazu, bei Rückschlägen im Wettkampf (wie z.B. großer Rückstand bereits nach dem Schwimmen) die Motivation aufrecht zu halten, sein eigenes Rennen zu machen, das Bestmögliche zu geben und trotzdem zu finishen.

Wir sehen, die mentale Vorbereitung für ein wichtiges Rennen beginnt bereits Wochen vor dem eigentlichen Startschuss.

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Mathias Liebing
Mathias Liebinghttps://www.torial.com/mathias.liebing
Redaktionsleiter bei Die Sportpsychologen und freier Journalist Leipzig Deutschland +49 (0)170 9615287 E-Mail-Anfrage an m.liebing@die-sportpsychologen.de