In der ersten Runde des DFB-Pokals gab es bislang nur wenige größere Überraschungen: Der Bundesligist VfL Bochum stolperte beim Zweitligisten Jahn Regensburg. Magdeburg, Zweite Liga, flog in Offenbach, vierte Liga, aus dem Wettbewerb. Und die Drittligisten Dresden und Bielefeld schlugen die Zweitliga-Clubs Düsseldorf und Hannover. Zwei große Underdogs sind bei den verlegten Spielen noch im Einsatz: Zweitliga-Aufsteiger Preußen Münster gegen Vize-Meister VfB Stuttgart sowie der FC Carl Zeiss Jena gegen Meister Bayer Leverkusen. Was braucht es, dass es am Ende zu einer Überraschung oder gar einer Sensation reicht? Wie kann es sein, das Profis gegen Amateure alt aussehen, und mittelmäßige Spieler plötzlich zu einer Form auflaufen, die einem Topfverein würdig wäre?
Zum Thema: Pokalüberraschungen
Im Pokal geht es um alles oder nichts. Entweder ist man weiter, oder man ist raus. Keine zweite Chance.
Das erhöht den Druck auf die Spieler, auf die Trainer, auf den ganzen Verein. Dieser Druck kann sich auf Spieler und Teams ganz unterschiedlich auswirken. Entweder erhöht er den Fokus, oder er wirkt als Bremse, weil die Nervosität zu groß ist. Im Pokal zeigt sich, welche Teams nicht nur physisch, sondern auch mental mit Druck und Erwartungen umgehen können. Dazu kommt: die Underdogs riskieren nichts. Verlieren Sie, ist niemand enttäuscht. Es war zu erwarten. Gewinnen sie aber, gehen Sie in die Analen des Fußballs ein. Sie können also mutig und frei aufspielen und hohe Risiken eingehen, die sich etablierte Mannschaften so nicht unbedingt leisten können.
Reaktion auf die Konstellation
Wie lässt sich diese Situation für Teams nutzen? Sind die Unterschiede zwischen den Mannschaften groß, lohnt es, frech zu spielen, etwas zu riskieren, den Gegner frühzeitig zu ärgern und zu provozieren. Denn eine Niederlage kann sich der Favorit nun einmal nicht leisten, und so kann es vielleicht gelingen, den Favoriten aus dem Fokus zu holen.
Begegnen sich ähnlich starke Gegner, lohnt es sich als Verein, im übertragenen Sinne, den Ball flach zu halten. Vor allem im Vorfeld. Das Spiel zu behandeln wie ein normales Spiel. Im Team trainieren, Spannung optimal zu regulieren. Am besten mithilfe eines Sportpsychologen. Außerdem zahlt es sich aus, wenn Trainer und Spieler gelernt haben, den Fokus klar auf die anstehende Aufgabe zu lenken. Damit meine ich nicht das Spiel oder ein bestimmtes Ergebnis, sondern die nächste Aktion auf dem Platz. Den nächsten Pass, den nächsten Konter, den nächsten Angriff, den nächsten Positionswechsel, die nächste kommunikative Aufgabe – alles, was nötig ist, um in der nächsten Minute das bestmögliche Spiel zu zeigen. Gelingt das, passt in der Regel am Schluss auch mit dem Ergebnis.
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