Yvonne Dathe: Umgang mit Neid – Wege zu mehr Selbstakzeptanz und Dankbarkeit

Bei einem Wettbewerb lief es bei Evi nicht gut. Der Tag startete gut und sie wollte sich mit ihrem Gleitschirm in eine gute Ausgangslage für den anstehenden Wettbewerbsdurchgang bringen. Doch dann kamen Wolken auf und mit ihnen große Schattenflächen, welche die Thermik zum Erliegen gebracht haben. Plötzlich ging es darum, sich nur irgendwie in der Luft zu halten. Nach etwa einer Viertelstunde Kampf, musste sie doch vorzeitig landen. Mit ihr landeten noch weitere Piloten auf dem gleichen Feld. Doch einige konnten sich retten, bis die Sonne wieder zum Vorschein kam und konnten damit die Aufgabe weiterfliegen. Evi ärgerte sich über ihren Misserfolg und war neidisch auf die anderen, die es geschafft haben. Innerlich schrie sie förmlich über diese Ungerechtigkeit und ihre Unfähigkeit.

Zum Thema: Wie du lernen kannst, konstruktiver mit dem Gefühl Neid umzugehen

Neid ist ein Gefühl, das entsteht, wenn jemand das Glück, den Erfolg, die Fähigkeiten oder Besitztümer einer anderen Person begehrt oder beneidet. Es beinhaltet oft das Gefühl von Unzufriedenheit oder Missgunst aufgrund der vermeintlichen Überlegenheit oder Vorteile einer anderen Person. Neid kann negative Emotionen wie Unzufriedenheit, Eifersucht, Frustration oder Minderwertigkeitsgefühle hervorrufen. 

Es ist wichtig, Neid von Bewunderung zu unterscheiden, da Bewunderung positiver Natur ist und eine Anerkennung der Leistungen oder Qualitäten einer anderen Person darstellt, ohne negative Emotionen wie Neid zu beinhalten. 

Gründe für Neid

Es gibt verschiedene Gründe, warum Menschen neidisch sein können: 

  1. Vergleiche mit anderen: Menschen neigen dazu, sich mit anderen zu vergleichen. Neid kann entstehen, wenn sie das Gefühl haben, dass andere in bestimmten Bereichen erfolgreicher oder glücklicher sind.
  2. Selbstwertgefühl: Ein niedriges Selbstwertgefühl kann dazu führen, dass man sich in Gegenwart anderer minderwertig fühlt und deshalb neidisch wird.
  3. Unerfüllte Bedürfnisse: Wenn man bestimmte Bedürfnisse wie Anerkennung, Erfolg oder Liebe nicht erfüllt sieht, kann dies zu Neid führen, wenn andere diese Bedürfnisse scheinbar problemloser erreichen.
  4. Soziale Vergleiche: In einer Gesellschaft, die Wettbewerb und Erfolg betont, können soziale Vergleiche zu Neid führen, insbesondere wenn man das Gefühl hat, nicht mithalten zu können.
  5. Minderwertigkeitsgefühle: Das Gefühl der eigenen Unzulänglichkeit oder Minderwertigkeit kann Neid gegenüber anderen auslösen, die als überlegen wahrgenommen werden.

Diese Gründe können individuell variieren und es ist wichtig, sie zu reflektieren, um einen konstruktiven Umgang mit Neid zu finden.

Konstruktiver Umgang mit Neid

  1. Akzeptanz: Der erste Schritt, um mit Neid konstruktiv umzugehen, ist zu akzeptieren, dass Neid vorhanden ist. Anstatt das Gefühl zu unterdrücken oder zu verurteilen, was eine vollkommen verständliche Reaktion ist, ist es besser, dieses Gefühl anzuerkennen. Es ist dann zwar noch nicht weg, aber es wird auch nicht stärker.
  2. Reflexion: Versuche anschließend herauszufinden, warum du neidisch bist. Ist es der Vergleich mit anderen? Ist es, dass du dich selbst nicht wertvoll fühlst? Ist es, weil du selbst gerne an der Stelle wärst – dir der Erfolg in diesem Bereich also sehr wichtig ist? Sei ehrlich zu dir und hinterfrage die wahren Gründe. So lernst du dich etwas besser kennen.
  3. Dankbarkeit: Konzentriere dich darauf, was du schon alles erreicht hast und sei dankbar für deine bisherigen Erfolge.
  4. Selbstbewusstsein stärken: Erkenne deine eigenen Stärken und Fähigkeiten. Was kannst du besonders gut?
  5. Konzentriere dich auf deine Entwicklung: Setz dir selbst Ziele und arbeite aktiv an der Erreichung deiner Ziele.
  6. Vermeide Vergleiche. Jeder von uns ist einzigartig und hat seine eigenen Stärken und Schwächen. Konzentriere dich auf deinen eigenen Weg.
  7. Positives Umfeld: Umgib dich mit Menschen, die dich unterstützen und ermutigen. 

Solltest du selbst nicht weiterkommen, suche dir professionelle Hilfe. Du kannst dich gerne an mich wenden (zum Profil von Yvonne Dathe) oder an einen anderen sportpsychologisch ausgebildeten Menschen. Wirf dazu gern einen Blick auf unsere Übersicht: https://coaching.die-sportpsychologen.de

Wie ist Evi mit ihrem Neid umgegangen?

Evi hat sich die Wege für einen konstruktiven Umgang mit Neid zu Herzen genommen. Es war nicht leicht, doch sie konnte akzeptieren, dass sie neidisch ist. Dadurch wurde ihr klar, wie wichtig ihr der Erfolg in diesem Sport ist. Sie konnte auch dankbar dafür sein, überhaupt diesen Sport ausüben zu dürfen und hat erkannt, dass sie in den letzten Jahren schon einiges gelernt hat. Doch in bestimmten Situationen braucht sie noch mehr Geduld und dies wird sie beim nächsten Mal versuchen umzusetzen. Ihr Ziel ist es, weiterhin dazu zu lernen und gelassen zu bleiben, wenn es mal nicht nach Plan läuft. Ihre Teamkollegen unterstützen sie und geben ihr wertvolle Tipps, wie es ihr gelingen kann, geduldiger zu sein. Vielleicht wird es ihr in Zukunft sogar gelingen, sich für die anderen, die hart arbeiten zu freuen – Aber so weit ist Evi noch nicht. 

Fazit: Indem du dich aktiv mit deinen Neidgefühlen auseinandersetzt und einen konstruktiven Weg findest, damit umzugehen, kannst du dich mehr wertschätzen, deine Dankbarkeit entwickeln und bist langfristig zufriedener mit dir und deiner Leistung. Schlussendlich wirst du dich wohler fühlen. Da lohnt es sich doch, sich mit diesem Thema auseinanderzusetzen, oder?

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