Wer mich kennt, weiß, dass ich zwar einerseits ein großer Fußball-Liebhaber auf der „Entertainment-Schiene“ bin, jedoch ansonsten bisher beruflich eher einen großen Bogen um diesen Sport gemacht habe. Das hat weniger etwas mit dem Sport „an und für sich“ zu tun, sondern vielmehr mit dem „System” Profi-Fußball in Deutschland. Aber darauf gehe ich jetzt nicht tiefer ein. Vielleicht schreibe ich dazu mal einen eigenen und tiefergehenden Beitrag, auch wenn ich weiß, dass das sich dann ein „Shit Storm“ über mich ergießen wird.
Zum Thema: Der Umgang mit „Grübeln“ und „Selbstzweifeln“ im Fußball
Diejenigen, die mich dann doch besser kennen, insbesondere meine Kolleginnen und Kollegen aus dem Netzwerk Die Sportpsychologen, wissen aber auch, dass ich mindestens zwei Mal auch beruflich im Profi-Fußball involviert war – und beides Mal bin ich sehr ernüchtert und desillusioniert aus diesen Settings hervorgegangen. Was mich im Ergebnis nachhaltig darin bestärkt hat, nicht mehr im Fußball zu arbeiten.
Und wieder ist es anders gekommen, als ich mir das vorgenommen hatte. Aber dieses Mal arbeite ich nicht für eine Mannschaft, sondern mit einzelnen Athleten. Das Anliegen wurde mir von meinen derzeitigen Klienten erklärt. Wir sprechen hier von Spielern aus der 1. und 2. Bundesliga und die suchten mich auf, obwohl für beide Mannschaften Teampsychologen arbeiten, die auch für diese Spieler zur Verfügung stehen. Meine Frage, warum sie dieses Angebot nicht annehmen, war ebenso ernüchternd, wie logisch: „Weil die Teampsychologen zu nahe dran sind am Trainer-Team und ich eben deswegen nicht völlig offen reden kann. Ich möchte jemanden, der unabhängig vom Verein tätig ist und den ich exklusiv mich nutzen kann“. Hier haben wir wieder mal ein klassisches Dilemma, in dem die sportpsychologische Beratung und Betreuung im Teambereich steckt. Da können die Kollegen Teampsychologen noch so viel von berufsethischen Richtlinien und vertrauensbildenden Maßnahmen reden und erklären. Diese Argumentation wird wohl von den Spielern entweder nicht verstanden oder schlicht nicht geglaubt.
Stellschrauben nur auf einer Seite
Und die Anliegen der Athleten der Spieler haben unmittelbar mit diesem systemischen Problem zu tun, denn beide möchten gerne ihre „Grübelei“ in den Griff bekommen und „selbstbewusster“ werden. Die ersten Settings zeigten mir, dass die Grübelei viel damit zu tun hat, dass sie „Zeichen des Trainers“ nicht richtig einordnen können. Die Kommunikation funktioniert noch nicht optimal, beidseitig – ein Phänomen, das wir nicht nur aus dem Sport kennen. In der Konsequenz der nicht funktionalen Kommunikation zwischen Spielern und Trainer leidet das Selbstbewusstsein auf Athletenseite. Und dies nicht unerheblich. Deshalb sind sie bei mir.
Ein neuer Weg
Wir von Die Sportpsychologen haben einen neuen Weg entwickelt, wie Profi-Vereine und Verbände die Sportpsychologie in ihrem System integrieren können. Interessenten bekommen nach kurzer Anmeldung einen Link zu einer nicht-öffentlichen Seite, wo alle Informationen aufbereitet sind.
Wie kann man mit dieser Problematik umgehen? Nun – derzeit kann ich den Spielern nur helfen, ihre eigenen Kompetenzen zu stärken, denn nur das können sie direkt beeinflussen und kontrollieren. Derzeit arbeite ich mit beiden Spielern mit Achtsamkeitsübungen sowie Techniken, die dem hypnotherapeutischen Umfeld zuzuordnen sind. Es geht für sie darum, „Grübeln“ auszuschalten und ins „Hier und Jetzt“ kommen zu können, sowie mit „Bewertungen“ umzugehen bzw. in der Lage zu sein, „Bewertungen“ auszublenden. Darüber hinaus versuche ich, mit ihnen in Coaching-Gesprächen eine eher ressourcenorientierte Sichtweise zu entwickeln. Gewohnt sind beide bisher eher „defizit-orientierte“ Sichtweisen. Dieses Mal lerne ich den Profi-Fußball durchaus mal von einer anderen Seite kennen und ich gebe zu: Dieses Mal fühle ich mich deutlich wohler. Und klar wird nicht zuletzt auch, dass wir und unsere Profession gebraucht werden.
Views: 154