Ein Jahr lang dokumentierte Janosch Daul von Die Sportpsychologen seine Zusammenarbeit mit der U16 des Fußball-Drittligisten Halleschen FC. Entstanden ist ein besonderer Einblick in die Arbeitswelt der Sportpsychologie. In einer fünfteiligen Serie veröffentlichen wir, wie er seinen sportpsychologischen Input in den Trainings- und Wettkampfalltag eingebracht hat.
Teil 2: Coach-the-player
Dieser Bereich bezieht sich auf Coaching- und Beratungsprozesse von Spielern auf der Individual- und Kleingruppenebene. In den ersten sechs Wochen der Zusammenarbeit führte ich zunächst Kennenlerngespräche mit den Spielern in Form eines freiwilligen Angebots meinerseits durch. Mit dem Ziel, sich gegenseitig kennenzulernen, eine Beziehung aufzubauen und inhaltliche Anknüpfungspunkte für eine Zusammenarbeit in dieser Saison zu definieren. Auf dieser Grundlage kamen im Saisonverlauf immer wieder Spieler mit Themen proaktiv auf mich zu. Beispielhaft seien folgende genannt:
- Umgang mit Druck
- Umgang mit Emotionen
- Verbesserung der verbalen und nonverbalen Kommunikation auf dem Feld
- mentale Unterstützung in der Rehabilitation
- Umgang mit Zwangspausen
- Entwicklung von Führungskompetenzen
- Auflösung von Konflikten innerhalb des Teams
- Videobasierte Reflexion einer Trainingseinheit unter mentalen Gesichtspunkten
Zudem war es den Trainern wichtig, mich in die Aufarbeitung von Fehlverhaltensweisen mancher Spieler einzubeziehen. Im Rahmen einer Sitzung stellte ich den Trainern des HFC ein Konzept vor, das einen pädagogisch wertvollen Umgang mit einer Fehlverhaltensweise vorsieht. Einen Umgang, der vorsieht, den Spieler sein Verhalten reflektieren zu lassen, um Lernprozesse auszulösen, das eigene Verhalten auf Stimmigkeit zu überprüfen, die Folgen seines Verhaltens im Hinblick auf Trainer und Team reflektieren zu lassen sowie eine aktive Wiedergutmachungsleistung und eine transparente Kommunikation dem Team und Trainern gegenüber vorzubereiten. Angelehnt an dieses Konzept führte ich mit Spielern bei aufgetretenen Fehlverhaltensweisen wie z.B. im Falle wiederholter mangelnder Zuverlässigkeit entsprechende Gespräche. Das Trainerteam und meine Person setzten sich zudem gezielt mit verletzten Spielern auseinander, um über eine bestmögliche Unterstützung und Betreuung des Spielers in der Rehabilitationsphase zu diskutieren – in Form von gemeinsamen Gesprächen mit dem Spieler.
Auf Auftrag der Trainer entwickelte ich ein Konzept zur Individualförderung der Toptalente des Teams und unterstützte Trainer und Spieler bei der entsprechenden Umsetzung. Im Wesentlichen bestand das Konzept aus den folgenden Schritten:
- Vorstellung des Angebots gegenüber den als Toptalenten identifizierten Spielern gemeinsam mit den Trainern
- Durchführung einer beobachtungsbasierten Diagnostik durch die Trainer (u.a. Bereiche Technik & Taktik) bzw. mich (Bereich Psyche)
- Diagnostikgespräche mit den Spielern & Ableitung von Maßnahmen gemeinsam mit den Trainern
- gemeinsame Erstellung individueller, auf die Bedürfnisse und Lebenswelt der Spieler angepasster Entwicklungspläne
- Durchführung
Für die Umsetzung spezieller, von uns aufgrund fehlender Expertise nicht abzudeckender Wünsche, wie z.B. der Entwicklung spezieller Kraftfähigkeiten, holten wir uns für die Diagnostik und Erstellung entsprechender Krafttrainingspläne in Person des Athletiktrainers unserer Profis, Ken Kaiser, zusätzliche Expertise mit ins Boot. Zudem bekam jedes der Toptalente einen Mentor in Form von meiner Person bzw. der des Cheftrainers an die Seite gestellt, um über den gesamten Prozess hinweg den Spieler eng zu begleiten und zielgerichtet mit ihm im Gespräch zu sein.
Im Kleingruppenformat führte ich nach Absprache mit dem Trainerteam regelmäßig Leadershipcoachings mit von den Coaches als Leader identifizierten Spielern durch, im Sinne der Entwicklung mentaler Fertigkeiten und Führungskompetenzen.
Alle fünf Teile auf einen Blick:
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