Frage und Antwort: Fehler im Tennis

Fehler gehören im Tennis dazu. Jedoch werden sie recht hart sanktioniert. Geht etwas daneben, kostet es den ersten Aufschlag, die Chance auf ein Break oder den sicher geglaubten Satz. Noch viel schlimmer: Es kostet Nerven, den Glauben an die eigene Stärke und im Zweifel den Spaß an dem Sportspiel. Mit dieser Angst hat sich ein Vater eines Tennistalents gemeldet. Der neunjährige Junge trainiert und spielt ambitioniert. In den vergangenen Monaten wird aber immer deutlicher, dass das Kind nicht mit eigenen Fehlern umgehen kann.

Zum Thema: Umgang mit Fehlern im Tennis

Im Netzwerk Die Sportpsychologen haben wir zahlreiche Experten und Expertinnen, die im Tennis und natürlich auch in anderen Sportarten quasi täglich mit solchen Phänomenen zu tun haben. Klaus-Dieter Lübke Naberhaus (zum Profil) und Stephan Brauner (zum Profil) haben sich der konkreten Frage angenommen: Wie kann ich meinem Kind helfen, besser mit den eigenen Fehlern umzugehen? 

Klaus-Dieter Lübke Naberhaus

Antwort von: Klaus-Dieter Lübke Naberhaus (zum Profil)

Motorisches Lernen bedarf wie anderes Lernen der Fehler, denn wir lernen hauptsächlich aus dem Prinzip Versuch und Irrtum. Somit sind Fehler essentiell notwendig und nicht Zeichen eines Ver-sagens. Dieses grundlegende Bild braucht ein Heranwachsender, um dies richtig für sich einsortieren zu können und nicht sein Selbst in Zweifel zu ziehen. 

Ansonsten baut sich ein enormer Leistungsdruck und eine Erwartungshaltung auf, die den Spaß am Spielen nimmt und eine dem Alter angemessene Reifung und Entwicklung der Persönlichkeit stören kann. Eine liebevolle Begleitung und eine realistische Einstellung zu Fehlern können die Grundlage und die Idee sein, wie eine Änderung erzielt werden kann.

Stephan Brauner

Antwort von: Stephan Brauner (zum Profil)

Vielen Dank für Deine Anfrage. Es freut mich sehr, wenn Eltern sich schon früh auch in der Breite um die Entwicklung ihrer Kinder kümmern. Nach dem Motto „viel hilft viel“ noch mehr Trainerstunden zu buchen liegt vielleicht nahe, allerdings befürchte ich, dass das beschriebene Problem sogar noch stärker auftreten könnte.Der Weg über den Kopf ist richtig. Und ein guter Umgang mit Fehlern ist wichtig.

Über den Umgang mit Fehlern habe ich hier schon mehrfach geschrieben (ein Link findet sich unten, alle Texte auf Stephans Profilseite). Tennis ist und bleibt ein Fehlersport und die Idee, Fehler komplett vermeiden zu wollen, ist zum Scheitern verurteilt. Entscheidend ist der Umgang mit Fehlern – vielleicht sogar die Sicht auf Fehler als Lehrmeister. Die Besonderheit hier ist das Alter des Sportlers. Er ist noch nicht einmal 10 Jahre. Typischerweise kann in der sportpsychologischen Zusammenarbeit erst mal ein Verständnis dafür geschaffen werden, dass die Gedanken im Kopf eine Wirkung auf das eigene Tennisspiel haben können. Und im zweiten Schritt, dass die Gedanken nur Gedanken sind und keine Wahrheiten. Und das Gedanken auch beeinflussbar sind. Das ist schon einigermaßen komplex und für einen Sportler in sehr jungen Jahren gar nicht einfach nachzuvollziehen, finde ich.

Ich würde das Kind zu einem Experiment einladen. „Bitte stelle dir – immer wenn dir ein Fehler unterläuft – deinen Lieblingsspieler vor und überlege dir: Was würde Carlos Alcaraz (oder wer auch immer) jetzt denken? Was würde dieser Spieler tun?“ Natürlich wissen wir alle nicht, was dieser Spieler in Wirklichkeit denkt, aber aus meiner Erfahrung weiß ich, dass viele junge Sportler über diesen Umweg an hilfreiche Gedanken kommen, die ihnen einfach gut tun.

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    Mathias Liebing
    Mathias Liebinghttps://www.torial.com/mathias.liebing
    Redaktionsleiter bei Die Sportpsychologen und freier Journalist Leipzig Deutschland +49 (0)170 9615287 E-Mail-Anfrage an m.liebing@die-sportpsychologen.de