Daniel Winnewisser: Nach meinem Karriereende spielte ich besseres Tennis

Nationale und internationale Turniere, Tennis Bundesliga Herren 30 und 1. Liga in Luxemburg. Daniel Winnewisser ist in aktiven Jahren gut herumgekommen. Inzwischen hat der frühere Tennisprofi die Seiten gewechselt und gibt seine Erfahrungen sowie sein Wissen aus der Sportpsychologie weiter. Als Coach beschränkt er sich dabei aber nicht auf seine Sportart Tennis, sondern ist unter anderem auch im Golf, Beachvolleyball, Motorsport, Fechten, Surfen, Segeln und Skispringen aktiv. Mit Daniel verstärken wir im Netzwerk Die Sportpsychologen alsbald unsere Präsenz in Norddeutschland. Im Interview verrät er, warum er sich zu neuen Ufern aufmacht. 

Daniel, aktuell packst du fleißig Kisten. Dich zieht es aus dem Süden in den Norden. Was steckt hinter dem Entschluss und was hat das mit deiner sportpsychologischen Arbeit zu tun?

In erster Linie hat mein Umzug mit der Erfüllung eines Traums zu tun, nämlich einmal am Meer zu leben. Ich war schon viel unterwegs und kam immer wieder zu der Erkenntnis, dass ich das Meer faszinierend finde und ich mich da einfach wohl fühle. Lübeck liegt zwar nicht direkt am Meer, aber doch recht nahe, so dass ich auch problemlos meiner großen Leidenschaft, dem Kitesurfen, nachgehen kann.

Um auf den zweiten Teil der Frage zurückzukommen: Der Entschluss des Umzugs ist erstmal losgelöst von meiner sportpsychologischen Arbeit gefallen. Jedoch ergeben sich auf den zweiten Blick doch einige Auswirkungen: Mehr Nähe zum Wasser bedeutet für mich auch mehr Zugang zu anderen Wassersportarten, in welchen ich Sportler_innen unterstützen kann. Die geografische Distanz zu meinen Münchner Athlet_innen verändert unsere Zusammenarbeit: Weg von vorrangig Vorort-Sessions und gelegentlichen Online-Sessions hin zur reinen Online-Zusammenarbeit.

Und ich freue mich bereits darauf, neue, interessante Kontakte im Sportbereich knüpfen zu können.

Du hast nach deiner Karriere begonnen, Psychologie zu studieren. Wäre deine sportliche Laufbahn anders verlaufen, wenn du schon während deiner Turnierzeit damit angefangen hättest?

Es stimmt, dass ich erst nach meiner aktiven Karriere mit dem Psychologiestudium begonnen habe. Jedoch habe ich auch schon während meiner aktiven Zeit mit einer Mentaltrainerin zusammengearbeitet, da ich schon früh die eigene Erfahrung gemacht habe, wie unglaublich wichtig „der Kopf“ im Sport ist. Das richtige oder falsche Mindset, die Fähigkeit, sich im richtigen Moment auf die richtigen Dinge konzentrieren zu können und der Umgang mit Stress und noch vieles mehr hat sich stark auf meine Leistung im Match ausgewirkt. Leider waren meine finanziellen Mittel eingeschränkt, weswegen ich die Zusammenarbeit mit der Mentaltrainerin nicht in der Intensität fortführen konnte, wie es mir gut getan hätte. Ich bin überzeugt, dass meine Karriere erfolgreicher verlaufen wäre, hätte ich früher und professioneller im sportpsychologischen Bereich gearbeitet. Jedoch musste ich mir damals auch eingestehen, dass für die große Bühne mein Körper besser hätte mitspielen müssen und dass die Topsportler auch einfach mehr Talent mitbrachten als ich. 

Als ich meine Karriere beendet und das Studium aufgenommen habe, passierte etwas Interessantes: Ich spielte deutlich gelöster und teils auch besser, trotz deutlich geringerem Trainingsumfang. Dies erkläre ich mir heute dadurch, dass ich nur noch aus Spaß spielte und weniger Druck empfand und nicht, weil ich das psychologische Wissen hatte. Theoretisches Wissen wie zum Beispiel aus dem Psychologiestudium ist sicher gut, jedoch befähigt dies noch nicht zum Selbst-Coaching. Bei einem Selbst-Coaching bleibt der externe, neutrale Blick von außen aus. Themen und Bereiche, die für einen selbst schwierig oder unangenehm sind, werden mit großer Wahrscheinlichkeit nicht richtig angegangen. Auch im richtigen Moment die richtigen Fragen zu stellen, bleibt einem bei einem Selbst-Coaching verwehrt. Um sich als Athlet_in im psychologischen Bereich wirklich zu verbessern, empfehle ich ganz klar die Zusammenarbeit mit einem guten Psychologen, einer guten Psychologin oder Coach.

Warum ist die sportpsychologische Arbeit aus deiner Erfahrung immer individuell und was begeistert dich an der Zusammenarbeit mit Athleten, Athletinnen und TrainerInnen?

Klar gibt es übergeordnete sportpsychologische Themen, die verschiedene Sportarten mit sich bringen und viele Sportler_innen betreffen. Jedoch hat jeder Sportler und jede Sportlerin zum Beispiel mit unterschiedlichen Erfahrungen, Prägungen, Wünschen, Ängsten, Hoffnungen und eigenen Verhaltensweisen im Umgang mit Situationen zu tun, was jede(n) Sportler_in einzigartig macht. Meiner Meinung nach ist es extrem wichtig, individuell auf diese Einzigartigkeit einzugehen und so den für den/die Sportler_in besten Weg, die richtigen Fragen und die effektivsten Tools zu finden. 

Es gibt sehr viele Aspekte, welche mich in der Zusammenarbeit mit Athlet_innen und Trainer_innen begeistert, schwer diese alle hier zu nennen. Die verkürzte Version: Ich liebe Sport und ich liebe es, Sportler_innen dabei zu unterstützen, weiter zu lernen und ihre Ziele zu verwirklichen. Im Sport gibt es keine Abkürzungen, sondern jeder Athlet und jede Athletin sowie Trainer_innen investieren viel Leidenschaft, harte Arbeit und Herzblut in die Sache, was tolle Personen anzieht und eine ganz besondere Art der Zusammenarbeit schafft.

Aktuell arbeite ich zum Beispiel mit einem jugendlichen Tennisspieler zusammen, der zu den besten seines Jahrgangs gehört. Ich bin immer wieder aufs Neue beeindruckt, wie reflektiert er mit Siegen und vor allem Niederlagen umgeht, was für Ziele er sich setzt und wie er seine „zwei Berufe“, nämlich Schule und Tennis, meistert. Auch die Stimmung im Team (Eltern, Tennistrainer, Athlektiktrainer) ist besonders und gibt mir sehr viel zurück.

Zur Profilseite von Daniel Winnewisser:

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Die Sportpsychologen ist seit knapp neun Jahren die Plattform für SportpsychologInnen und ausgewählte MentaltrainerInnen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, die auf sich und ihre gemeinsame Leidenschaft für die mentalen Aspekte der sportlichen Leistung aufmerksam machen wollen. Hand in Hand. Und Seite an Seite. Interesse, Teil des Netzwerks zu werden? Hier gibt es mehr Informationen:

Die Sportpsychologen werden in der ersten Jahreshälfte 2023 zwei Schwesterseiten für SportpsychologInnen und sportpsychologische ExpertInnen sowie für MentaltrainerInnen an den Start bringen. Beide Seiten bieten eine optimale digitale Darstellung, um darüber von SportlerInnen, TrainerInnen und mögliche AuftraggeberInnen gefunden zu werden. Interesse? Dann meldet euch gern beim Redaktionsleiter Mathias Liebing, der am Start der beiden Seiten arbeitet:

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