Dunja Lang: “Als Profi-Sportlerin habe ich nicht die Antworten auf meine Fragen bekommen, die ich brauchte und die mich hätten weiterbringen können”

Als Leistungssportlerin suchte Dunja Lang bessere und leichtere Lösungen, wenn es um die mentalen Komponenten der sportlichen Leistung ging. Eben mehr als die Ermutigungen, den Ansporn oder die gut gemeinten Ratschläge und die oberflächlichen “Mentaltipps”, die ihr die Trainer bieten konnten. Dieser Anspruch begleitet sie bis heute. Im Interview erklärt unsere Profilinhaberin (zu Dunjas Seite), welche Erfahrungen sie als Athletin gemacht hat, inwiefern sie dies bis heute prägt und wann sie eigentlich mit ihrer Arbeit zufrieden ist.   

Dunja, du warst selbst Leistungssportlerin und Trainerin. Verrat uns mal, in welcher Sportart du unterwegs warst und welche Erfahrungen du damit verbindest?

Als ehemalige Profi-Reiterin im Springsport kenne ich die Herausforderung, unter „Druck“ abliefern zu müssen, nur zu gut! Einmal im Parcours kurz bewusst überlegt oder unbewusst gezögert, die Distanz in der Kombination passt nicht und die Stange fällt – oft sind es die scheinbaren Kleinigkeiten, die entscheiden! Und das Pferd merkt das sofort! 

Und in der Dressur ist es ebenso: einmal kurz zu sehr oder zu wenig die Hand dran – oder nicht optimal gesessen und die Hilfen gegeben – und die Lektion misslingt. 

Ich kenne die Höhen und Tiefen, erinnere mich gern an die Erfolge, aber auch an die Anstrengung, die es bedurfte, um nach Stürzen und Verletzungen wieder auf Erfolgsspur zu kommen. „Comeback – Themen“ sind für mich ein zentrales Anliegen, weil ich aus eigener schmerzhafter Erfahrung weiß, wie schwierig das Comeback sein kann, und wie wenig wirklich hilfreiche und professionelle Unterstützung es oft gibt.

Reiten ist aus meiner Sicht die „Königsdisziplin“, was mentale Stärke angeht. Denn das Pferd ist der Spiegel deiner inneren Verfassung, und auch der Gedanken und Gefühle, die du unbewusst hast. Die Reaktion des Pferdes erfolgt auf die reelle innere Verfassung, wie sie wirklich ist, und nicht, wie der Reiter es gerne hätte oder denkt, wie es ist. Da helfen keine oberflächlichen Strategien vom Typ „Tschakka – du schaffst das!“ Da braucht es professionelle Strategien, auch für unbewusste Prozesse!

Als Trainerin im Reitsport braucht man zudem ein spezielles Gefühl für das Zusammenspiel von Reiter und Pferd, es reicht nicht, nur die Reiter zu coachen. Da geht es viel um Körpersprache und Körperphysiologie, und diese blitzschnell mit gezielten Impulsen zu beeinflussen.

Inwiefern kannst du aus dem sportlichen Erleben heute in deiner Rolle als Sportmentalcoach profitieren?

Schon in meiner aktiven Zeit hat mich intensiv die Frage beschäftigt: Wie und mit welchen Mentaltechniken kann ich mich bewusst so vorbereiten, dass nicht nur ich intuitiv und im Flow reite und den Kopf frei habe, sondern sich das auch auf mein Pferd überträgt? Dass ich mich nicht mehr viel zu lange mit unnötigen Ängsten, Blockaden oder ‚Kopfsalat‘ herumschlagen muss, die nicht nur mir, sondern auch meinem Pferd im Weg stehen?

Die Antwort habe ich nicht bei meinen Reitlehrern und Trainern im Reitsport gefunden, sondern in meinem psychologischen Studium, meiner Ausbildung in Sportpsychologie, Neurowissenschaften und Sporthypnose. 

Auf die genannten Fragen gibt es eine ganze Palette schnell wirksamer Antworten aus der modernen, wissenschaftlich fundierten Hypnotherapie und sogenannten Embodimentfokussierten bzw. „bifokalen“ Techniken, z.B. „Klopftechniken“, bei denen der Körper direkt neuronal stimuliert und wirksam „entstresst“ wird. 

Statt beispielsweise bei Blockaden über den „Kopf“ zu gehen, in dem Wissen, dass man damit bei vielen Themen nicht wirksam weiterkommt, bezieht man den Körper aktiv mit ein und löst oft in wenigen Stunden das, was „im Körper stecken geblieben ist“ wirksam auf und kommt wieder in neue Energie, Selbstwirksamkeit und Performance. Das ist auch bei Comeback-Themen wie Stürzen, Verletzungen, Schmerzen enorm wichtig.

Ich weiß aus der praktischen Erfahrung als Sportlerin heraus, dass es meist mehr braucht, als die „klassischen“, eher kognitiv ausgerichteten Strategien der Sportpsychologie. Die Sportpsychologie für den Kopf – der Trainer für die technische Performance und den Körper, das greift zu kurz. 

Ich habe bspw. sehr gute Erfahrung in der Performance- und Technikoptimierung im Sport mittels Sporthypnose, Visualisierungs- und imaginativer Techniken gemacht, da steckt enormes Potenzial drin.

Wann bist du als Sportmentalcoach heute mit deiner persönlichen Leistung zufrieden?

Es ist für mich faszinierend und eine persönliche Freude zu sehen, wie schnell ich oft, auch mit kurzfristigen Einsätzen, helfen kann, Ziele oder eine positive Veränderung im sportlichen oder persönlichen Leben zu erreichen. 

Wenn ich beispielsweise eine Anfrage bekomme, um kurzfristig Nervosität oder Ängste vor einem Wettkampf in den Griff zu bekommen, und der Sportler/die Sportlerin kann dann deutlich fokussierter und mit einem besseren Gefühl, mehr Flow und auch besserem Ergebnis abliefern, dann bin ich zufrieden.

Aus der Erfahrung heraus ist bei SportlerInnen, die ihr persönliches Potenzial nicht ausreichend realisieren können, das bewusste Wollen und das unbewusste Tun oft nicht optimal synchronisiert, nach dem Motto: „ICH würde gerne, aber ES geht nicht!“. 

Es gilt dann ein „inneres Erfolgsteam“ zu schaffen, von langsamen, bewusst-rationalen und schnellen, unwillkürlichen bzw. unbewussten Denken sowie automatisierten Routinen. Wenn ich merke, dass das gelingt und SportlerInnen sind zudem persönlich neugierig, offen für neue Ansätze beispielsweise auch aus der Sporthypnose, dann freut mich das! 

Ich unterstütze gerne das persönliche Wachstum und die sportliche Karriereentwicklung über einen längerfristigen Zeitraum hinweg. Dabei ist es für mich wichtig, eine nachhaltige Verbesserung von mentaler Stärke und Fähigkeiten wie Konzentration, Selbstvertrauen und Fokus zu erreichen. 

Für mich ist es entscheidend zu spüren, dass AthletInnen auch bei Niederlagen, Krisen, Ängsten, Schmerzen auf mich zukommen. Das ist ein großer Vertrauensbeweis und zeigt mir gleichzeitig: Wir sind Partner auf Augenhöhe mit unterschiedlichen Rollen und Fähigkeiten, in guten wie auch schlechten Zeiten. 

Wenn ein Sportler dann sagt: „es ist so wichtig für mich, mit dir auch über meine Hochs und Tiefs sprechen zu können und da Lösungen zu finden!“ oder „hätte nie gedacht, dass es möglich ist, auf ein völlig neues Level zu kommen!“ – dann ist das für mich ein tolles Feedback! 

Für mich ist das Ausdruck von Vertrauen und einer positiven Beziehung, und wenn mich dann SportlerInnen und TrainerInnen aktiv weiterempfehlen, dann ist das auch eine positive Bestätigung meiner Arbeit!

Mein persönlicher Anspruch ist es, zu mehr Leichtigkeit, mehr Freude, mehr Flow beim „Abliefern“ beizutragen – und das gleiche gilt auch beim Mentalcoaching, auch bei Herausforderungen und schwierigen Themen!

Zur Profilseite von Dunja Lang:

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Die Sportpsychologen ist seit knapp neun Jahren die Plattform für SportpsychologInnen und ausgewählte MentaltrainerInnen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, die auf sich und ihre gemeinsame Leidenschaft für die mentalen Aspekte der sportlichen Leistung aufmerksam machen wollen. Hand in Hand. Und Seite an Seite. Interesse, Teil des Netzwerks zu werden? Hier gibt es mehr Informationen:

Die Sportpsychologen werden in der ersten Jahreshälfte 2023 zwei Schwesterseiten für SportpsychologInnen und sportpsychologische ExpertInnen sowie für MentaltrainerInnen an den Start bringen. Beide Seiten bieten eine optimale digitale Darstellung, um darüber von SportlerInnen, TrainerInnen und mögliche AuftraggeberInnen gefunden zu werden. Interesse? Dann meldet euch gern beim Redaktionsleiter Mathias Liebing, der am Start der beiden Seiten arbeitet:

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