Björn Korfmacher: Sport-Mentaltraining – wie läuft denn sowas überhaupt?

Bei mir läuft das so: Bevor ich mit dem eigentlichen Sport-Mentaltraining beginne, führe ich (wie sicherlich die meisten meiner Kolleginnen und Kollegen) mit dem Athleten zunächst ein Erstgespräch – bei Minderjährigen selbstverständlich im Beisein der Eltern. Dies dient in erster Linie dem gegenseitigen Kennenlernen und gibt mir ein besseres Verständnis für das konkrete Anliegen und die Ziele des Sportlers. Im Rahmen dieses offenen Gesprächs höre ich oft folgende Fragen: Wie oft findet denn das Training statt? Und wie lange wird die Zusammenarbeit insgesamt dauern? 


Zum Thema: Systematische Zielarbeit

Jeder Sportler verfolgt mit dem Sport-Mentaltraining ein Ziel bzw. erhofft sich etwas davon. Mehr Selbstvertrauen, mehr Kampfgeist, mehr Durchsetzungsvermögen, neue Motivation, neuen Mut, bessere Konzentrationsfähigkeit, weniger Angst und Nervosität, verbesserte Impulskontrolle und so weiter. An diesen genannten Themen lässt sich in der Regel erfolgreich arbeiten. Vorausgesetzt, ich kenne das “Warum”. Nehmen wir das Beispiel Nervosität. Das, was Künstler Lampenfieber nennen, heißt im sportlichen Kontext Wettkampfangst. 

Denn auch wenn ein gewisser Erregungsgrad für eine gute Performance wichtig ist, ist zu viel davon eher hinderlich und begünstigt das Versagen. Diese Wettkampfangst ist unter Sportlern weit verbreitet. Aber die Gründe dafür können sehr unterschiedlich sein. Je mehr sich ein Sportler öffnet und mir seine Gefühle und Gedanken anvertraut, desto konkreter und zielführender kann ich an den entsprechenden Stellschrauben drehen. Auf Seiten des Sportlers sind dabei Offenheit und Ehrlichkeit gefragt – und auf Seiten des Sport-Mentaltrainers bzw. Sportpsychologen neben Kompetenz vor allem Einfühlungsvermögen. Bevor mit der Intervention begonnen wird, muss also zunächst einmal Vertrauen aufgebaut und „Detektivarbeit“ geleistet werden. Um diese wichtige Basis herzustellen, benötige ich in der Regel zwei bis drei Sitzungen à eine Stunde (das Erstgespräch nicht mitgezählt). Und um daraufhin erfolgreich an dem eigentlichen Anliegen zu arbeiten, benötige ich im Durchschnitt noch mal drei, vier Sitzungen. Nach insgesamt etwa sieben Sitzungen im Abstand von ca. 14 Tagen hat der Sportler meist die mentale Verfassung erreicht, die er sich vom Training erhofft hatte. Sein „Problem“ ist gelöst und meine Arbeit damit erledigt. Theoretisch.   

Darf’s ein bisschen mehr sein?

Hauptsächlich arbeite ich mit Nachwuchstalenten und angehenden Profis. Und bei nahezu allen meiner Klienten ist die Zusammenarbeit nach dem Erreichen des eigentlichen und ursprünglich formulierten Ziels nicht beendet. Sowohl die Athleten als auch deren Eltern sehen es als sinnvoll an, die Zusammenarbeit fortzuführen. Eine Entscheidung, die auch ich gerade für junge Sportler als sehr nützlich erachte. Der Weg zum Profi ist lang und gekennzeichnet durch Aufs und Abs. Sport-Mentaltraining präventiv und ganzheitlich zu betrachten und die Athleten auf das vorzubereiten, was noch auf sie zukommt, ist sicherlich besser als nur auf akute Anliegen zu reagieren. Bei einer langfristigen, kontinuierlichen sportpsychologischen Betreuung dehne ich allerdings die Intervalle aus und sehe meine Klienten etwa alle vier Wochen. 

Zuletzt sei noch gesagt, dass mentale Stärke einem nicht nur im Sport Vorteile verschafft. Funktionieren unter Druck, Selbstvertrauen, Potenzialentfaltung oder der konstruktive Umgang mit Rückschlägen und Niederlagen macht sich auch im schulischen und beruflichen Bereich bezahlt und kommt auch der Persönlichkeitsentwicklung von Kindern und Jugendlichen sehr zugute. 

Fazit

Sport-Mentaltraining als Akutmaßnahme ist gut. Aber eine langfristige Betreuung ist besser. Und am Ende ist der Weg zur Lösung immer individuell. Meinen Kollegen (zur Übersicht) und ich (zum Profil von Björn Korfmacher) stehen euch gern zur Verfügung.

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