Was wurde schon nach dem ersten WM-Spiel der deutschen Fußball-Nationalmannschaft spekuliert: Hat die politische und mediale Debatte um die One-Love-Kapitänsbinde die Konzentration auf oder gar im Spiel gegen die Japan die Leistung negativ beeinflusst? Dr. Rita Regös hat dazu eine klare Meinung, die jeden Sportler und jede Sportlerin ernst nimmt und gleichzeitig Ausreden verbietet. Und dies in erfrischender Deutlichkeit:
Zum Thema: Aufmerksamkeitslenkung im Leistungssport
Spott, Genugtuung oder Schadenfreude sei Volkssport, behaupten böse Zungen aber es ist kein Sport. Mag man sich mit dem “Regenbogen-Statement“ identifizieren oder nicht, beim Fussball geht es um Fußballspielen, um Tore und Sieg. Es geht um Taktik, Ausdauer und Zusammenspiel. Verliert eine Mannschaft, dann war die andere einfach besser, mit oder ohne Mund-zuhalten, mit oder ohne Armbinde. Verlieren heißt weniger oder kein Tor und gewinnen heißt ein Tor mehr. Das Weglassen von politischen Statements macht einen Sportler nicht besser, das Mund-zuhalten macht ihn nicht schlechter. Beides passiert vor dem Spiel, relevant ist aber das Spiel selbst. Lässt sich ein Leistungssportler vom Drumherum ablenken, ist sein Statement wichtiger als sein Spiel. Er ist auf sein Spiel, auf seine Aufgabe, einfach nicht fokussiert – das ist definitiv ein Fehler im Hochleistungssport.
Äußert er sich vor seinem Spiel politisch, spielt er sein Spiel aber hoch konzentriert, taktisch einwandfrei und voller Siegeswille – hat er sich auf seine Aufgabe fokussiert, sein Bestes gegeben, eben ein gutes Spiel gespielt. Das eine schließt also das andere nicht aus, genau genommen besteht nicht einmal ein zeitlicher Zusammenhang. Vor dem Spiel ist nämlich nicht während des Spiels. Sportler sind durchaus fähig ihre Aufmerksamkeit unabhängig von den Minuten vor Spielbeginn, nach Anpfiff, auf das Spiel zu lenken.
Fokus auf die Leistung
Ein Athlet kann also ohne Meinungsäusserung grottenschlecht spielen und er kann seiner Meinung Ausdruck verleihen und hervorragend spielen – soweit er hervorragend spielen kann. Kann er das nicht, muss er sein Fußballspielen optimieren, nicht seine Meinungsäußerung. Also, was soll das?
Man mag seiner oder anderer Meinung sein, sich äußern dürfen sich alle, auch Sportler. Zusammenhänge zwischen politischem Statement und schlechtem Spiel sind naheliegend, naheliegend laienhaft. Sie sind eben emotional, fernab einer rationalen Analyse, die zur Lösung des Problems beiträgt. Wären die Ursachen für schlechten Fußball politische Statements, wäre es ein Leichtes, sie wegzulassen und zu gewinnen. Dann könnten wir alle Weltmeister werden.
Aus der Freude am Spiel
Das Drumherum ist also nicht unbedingt ein Spieler-Problem, sondern eher ein Zuschauer-Problem. Weniger medial, politisch aufgewirbelt und überbetont, würden wir uns auf gute Spiele freuen und sie auch gern ansehen. Möge der Bessere gewinnen, der Verlierer fair bleiben, der Ball öfter ins Tor fliegen – old school eben. Von Anpfiff zu Abpfiff einfach reiner Fußball, fernab anderer Probleme – eine Auszeit, eine Erholung, eine Freude – Schade, dass man neben all dem Trubel diese Zeichen der Zeit nicht auf dem Schirm hatte, nämlich die Freude der Zuschauer am Spiel im Fußballspiel.
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