Wer kennt es denn nicht? Wir bereiten uns in harten Trainingseinheiten Woche für Woche auf diesen einen Moment im Wettkampf vor. Und wenn er schließlich da ist, dann trauen wir uns nicht. Verzweifelt stellen wir uns und unser Handeln in Frage. „Du kannst es nicht! Lass es sein!“ Mit solchen oder ähnlichen tief verwurzelten Überzeugungen, sogenannten Glaubenssätzen, beschäftigt sich der folgende Blogbeitrag. Hier lernst du, wie deine Glaubenssätze aussehen, wie du sie über Bord wirfst und durch bessere Leitsätze ersetzt.
Zum Thema: Hirngespenster als Glaubenssätze, die uns im Weg stehen
Ein typisches Merkmal von Glaubenssätzen ist, dass ihre objektive Grundlage alles andere als auf stabilen Beinen steht. Vielmehr beruhen sie häufig auf Verallgemeinerungen und subjektiven Meinungen. Dabei sind Glaubenssätze per se nicht nur schlecht, ganz im Gegenteil. Sie können uns sogar motivieren. Stellen wir uns einmal vor, dass du einen neuen Wurf als Pitcher lernen möchtest, bist jedoch nach den ersten Trainingsstunde vollkommen frustriert, weil du den Spot nicht triffst. So könnte dir der bekannte Glaubenssatz „Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen“ helfen, es weiter zu versuchen, bis du es schaffst. Es gibt jedoch auch Glaubenssätze, die uns einengen und daran hindern, im Leben/Sport weiterzukommen. Die Autorin Nicole Truchseß (2021) bezeichnet solche Glaubenssätze, welche uns davon überzeugen wollen, nicht gut genug zu sein, als Hirngespenster. Doch es kommt noch schlimmer: Hirngespenster beeinflussen sogar unser Verhalten und werden oft zu sich selbst erfüllenden Prophezeiungen. Wer überzeugt davon ist „eh keine Chance zu haben“, wird sich bei Spielen unterbewusst weniger anstrengen/verkrampfen – und am Ende womöglich doch mit leeren Händen nach Hause gehen.
Wer diesen oder ähnlichen Glaubenssätzen verfallen ist, hat meistens kein Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten. Das mutlose Hirngespenst hält einen davon ab, die eigene Komfortzone zu verlassen, und möchte stattdessen lieber den Status quo erhalten. Es stellt sich einem warnend in den Weg, wenn wir beispielsweise einen neuen Wurf erstmals in einem Spiel einsetzen wollen.
Deine Glaubenssätze ausfindig machen
Was wir wissen: Glaubenssätze sind subjektive und tief verwurzelte Überzeugungen. Aber wie kommen wir an diese heran? Wir müssen jene Hirngespenster ausfindig machen, die uns nicht gut tun oder einschränken. Kurzfristig bieten sie zwar Vorteile, indem sie unser Sicherheitsbedürfnis bedienen. Jedoch hindern sie uns langfristig daran, an uns selbst zu arbeiten und zu wachsen. Wie identifiziert man nun seine eigenen Glaubenssätze? Halte dazu deine Antworten auf folgende Fragen schriftlich fest: Was denkst du über dich und dein Leben? Welche Überzeugungen hast du bezüglich anderer Menschen und deiner Partnerschaft? Und was denkst du über deinen Job? Wenn du deine Antworten notiert hast, dann schau noch einmal auf deine Liste und markiere alle Glaubenssätze, auf die mindestens eine der folgenden Aussagen zutrifft:
- Die Überzeugungen verursachen negative Emotionen.
- Sie haben schon einmal dazu geführt, dass du mit einem Vorhaben nicht erfolgreich warst.
- Sie führen oft zu Konflikten mit anderen Menschen.
Ungebetene Irrationalität
Die Wahrscheinlichkeit ist recht hoch, dass es sich bei den markierten Glaubenssätzen um Hirngespenster handelt. Aber wie schaffen diese es eigentlich, sich so hartnäckig in unserem Bewusstsein zu halten? Nun, sie profitieren davon, dass unser Denken nicht ganz so rational ist, wie wir es gerne hätten. Wenn das Gehirn eine neue Situation beurteilen muss, nutzt es gerne vorhandene synaptische Verbindungen, um Energie zu sparen. Das kann dazu führen, dass wir manchmal wie auf Autopilot funktionieren – und in bestimmten Situationen reflexartig das immer gleiche Denkmuster abspulen. Daniel Kahnemann hat mit seinem Werk „Schnelles und Langsames Denken“ (2012) ein hervorragendes Buch dazu veröffentlicht. So heißt unser Gehirn ebenfalls Verallgemeinerungen willkommen. So muss dieses nicht jedes Mal alle neuen Informationen abwägen, um ein Urteil zu fällen. Leider kann das dazu führen, dass wir insbesondere das Wahrnehmen, was unsere Vorannahme bestätigt. Und die Hirngespenster scheinen sich immer mehr zu bewahrheiten. Zum Beispiel, indem man nach einem schlechteren Pitch denkt: „War ja klar. Den trifft jeder, der Ball war nicht schnell genug!“
Aus den Gründen, dass unser Gehirn Wiederholungen und gedankliche Abkürzungen liebt, werden wir Hirngespenster nur schwer wieder los. Doch sind wir auf Lebzeiten an diese Fesseln gebunden? Glücklicherweise gibt es verschiedene Möglichkeiten, jene unbeliebten Plagegeister loszuwerden. Eine Möglichkeit wäre zum Beispiel dein persönlicher Zaubertrank. Erinnerst du dich noch an die beiden Comic Gallier Asterix und Obelix? Sie mussten nur den Zaubertrank von Miraculix trinken – bzw. nur Asterix, denn bekanntlich ist sein Kumpel Obelix als kleines Kind in den Topf gefallen – und schon strotzt er vor Stärke und Zuversicht. Klingt verlockend? Dann starten wir mit dem Brauen deines Zaubertrankes. Hierbei gehst du folgendermaßen vor…
Dein Zaubertrank
Erinnere dich an eine Situation, in der du deine Stärken erfolgreich einsetzen konntest und dich fantastisch gefühlt hast. Wie sah die Umgebung aus, was hast du gehört und gerochen? Spüre die Emotionen nach und lass sie auf dich wirken. Wenn du drin bist, suche dir einen Anker für dieses Gefühl. Du könntest einen Glücksbringer anfassen, deine Faust ballen oder an dein Armband drehen. Führe diesen Prozess ein paar Mal durch, bis du das Gefühl hast, dein Erfolgserlebnis sei mit dem Anker verknüpft. Versuche nun, das positive Gefühl hervorzurufen, indem du deinen Anker verwendest. Diesen Anker kannst du in Zukunft jederzeit anwenden, wenn du das Gefühl hast, dass dich wieder eine Flut negativer Gefühle überkommt.
Fazit: Menschen entwickeln Glaubenssätze, um schneller und einfacher durchs Leben zu kommen. Sie führen dazu, dass wir schlechte Gewohnheiten bewahren, Herausforderungen meiden oder unser Selbstwertgefühl an unserer Leistung festmachen. Einige Glaubenssätze tragen wir bereits einige Zeit mit uns herum. Aus diesem Grund sind sie so schwer abzulegen, weil sie uns kurzfristige Vorteile bieten und die Funktionsweise unseres Gehirns geschickt ausnutzen. Doch glücklicherweise sind wir den kleinen Plagegeistern nicht vollkommen ausgeliefert. Negative Glaubenssätze zu erkennen, ist der erste Schritt, um uns selbst und andere besser zu verstehen. Und wer es schafft, sie zu widerlegen und ihnen positive Gedanken entgegenzusetzen, ist auf dem besten Weg zu mehr Glück und Freiheit.
Literatur:
Kahnemann, D. (2012): Schnelles Denken, Langsames Denken. Wie wir Entscheidungen treffen und was das mit der Wirtschaft zu tun hat. Pantheon Verlag.
Truchseß, N. ((2021): Glaubenssätzen auf der Spur. Wie sie ihr Leben selbst steuern, statt Hirngespenstern zu folgen. Gabal Verlag.
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