Immer mal wieder sind wir Sportpsychologen in der Praxis mit Fragen konfrontiert, die über unseren eigentlichen Handlungsbereich hinausgehen. In solchen Fällen nutzen wir unser persönliches Netzwerk und unsere Position in den Teams und Verbänden, um beispielsweise Kontakt zu Fachkollegen im Staff oder medizinischen Bereich zu suchen. Im Fokus steht für uns dabei immer der Athlet und die Athletin.
Zum Thema: Umgang mit mentalen Blockaden
In der Rubrik “Du fragst, wir antworten” hat uns eine Anfrage einer Karateka erreicht, die folgende Problematik schilderte: “Ich kann meine Muskeln nicht anspannen. Ich kann gerade so etwas Spannung halten, wenn ich dazu gezwungen werde (z.B. bei einem Handstand). Allerdings verliere ich diese Spannung komplett, wenn ich ausatme. Niemand könnte mir bis jetzt helfen und ich verzweifle an dem Gedanken in meinem Hobby nicht voranzukommen, weil mir diese Fähigkeit fehlt. Die Frage: Habe ich eine Blockade? Wie lässt sich so ein Problem lösen?”
Ein klassisches sportpsychologisches Thema ist die Problematik der Sportlerin vielleicht nicht, dennoch haben sich Björn Korfmacher (zum Profil) und Katharina Petereit (zum Profil) der Frage angenommen:
Die Frage: Habe ich eine mentale Blockade?
Antwort von: Björn Korfmacher (zum Profil)
Mein erster Gedanke dazu ist, dass es sich möglicherweise eher um ein physisches als um ein psychisches Problem handelt. Nichtsdestotrotz könnten möglicherweise auch Konzentrationsprobleme dahinter stecken – sprich die fehlende Fähigkeit, die Kraft und Anspannung gezielt in einen Muskel zu lenken und dort zu halten. In diesem Fall könnte progressive Muskelentspannung helfen. Dabei werden gezielt einzelne Körperteile wechselweise angespannt und wieder gelockert. So trainierst du das Muskelsystem und gleichzeitig Konzentration und Fokussierung. Darüber hinaus solltest du es natürlich auch mit isolierten Kraftübungen versuchen. Gehe zum Beispiel in die Liegestützausgangsposition (Vierfüßlerstand) und halte erstmal diese Position, ohne eine Liegestütze auszuführen. So trainierst du, die Spannung zu halten. Mit der Zeit kannst du dann mehr und mehr in die richtigen Liegestütze gehen und allmählich Kraft aufbauen.
Antwort von: Katharina Petereit (zum Profil)
Dem ersten Gedanken von Björn würde ich mich anschließen – es könnte sich auch um eine physische Ursache handeln. Die Idee, progressive Muskelrelaxation durchführen, empfinde ich als eine sehr gute Möglichkeit, deinen Körper besser kennenzulernen und zu spüren, was An- und Entspannung in Kombination mit deiner Atmung überhaupt bedeuten.
Zudem könnten dich Übungen zur Körperwahrnehmung (z.B. “Body Scan”) dabei unterstützen, dein Bewegungsgefühl zu verbessern, Körpersignale zu erkennen und damit ggf. deine Muskelaktivität zu erhöhen. Des Weiteren könntest du (vielleicht mit Unterstützung deines Trainers/deiner Trainerin) überlegen, welche deiner Körperteile eher stark und eher schwach sind und diese anschließend gezielt trainieren. Das wäre dann die physische Grundlage, die für eine solche Schnellkraftsportart wie Karate relevant ist. Ich denke, dass dich die Kombination aus gezieltem physischen Training und weiteren Aspekten wie Körperwahrnehmung, Atemtechniken und das bewusste Erleben von An- und Entspannung unterstützen könnte.
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