Anke Precht: Was ist eigentlich eine mentale Blockade?

Von mentalen Blockaden wird viel gesprochen. Davon, dass jemand eine hat und deshalb nicht so performt, wie er eigentlich könnte. Oder, dass im Zuge der Blockade, die Motivation futsch ist. Darüber, dass man sie, also die Blockaden, beseitigen kann, sprechen wir, also die Sportpsychologen, vielleicht viel zu selten in der Öffentlichkeit. Also: Wissen wir im Sport eigentlich, was wir meinen, wenn wir von mentalen Blockaden sprechen, außer, dass irgendwas im Kopf dafür sorgt, dass der Körper tut, was er soll?

Zum Thema: Übersicht zu mentalen Blockaden

Ich möchte in diesem Beitrag einen Überblick darüber geben, was da eigentlich blockiert, zumindest mental. Also fangen wir mal an:

Zuerst einmal können Blockaden bewusste oder unbewusste Glaubenssätze sein, in der Regel negative, aber manchmal auch positive. Zwei Kategorien können wir unterscheiden. Ich nenne sie:

  • Prozedurale Glaubenssätze. Das sind solche, die sich damit beschäftigen, wie etwas ist oder werden kann oder auch nicht. Beispiel sind: „das schaffe ich nicht“, „ich kann das nicht“, „das geht eh wieder schief“, „das Leben ist ungerecht“, „je besser ich vorbereitet bin, umso mehr Pech habe ich“, „bei den wichtigen Wettkämpfen läuft es nie“, „der XY ist bestimmt sowieso wieder besser“ aber auch „heute habe ich einen schlechten Tag“, und so weiter. Gedanken um Angstgegner fallen ebenfalls in diese Kategorie.
  • Kernglaubenssätze. Sie betreffen die eigene Person und ihre Identität. Sie beginnen mit „ich bin…“. Beispiele sind: „Ich bin schlecht“, „ich bin wertlos“, „ich bin falsch“, „ich bin ein Verlierer“, „ich bin nicht gut genug“, aber auch „ich habe Pech“, wenn das jemandem wie die Quintessenz des eigenen Lebens vorkommt. Es gibt scheinbar positive Glaubenssätze in dieser Kategorie, die ebenfalls schädlich wirken. Das sind solche, die zur Selbstüberschätzung führen: „Ich bin die Beste“, „ich bin unbesiegbar“. Sie beflügeln so lange, bis das Leben den Besitzer eines Besseren belehrt. Dann verkehren sie ihre Wirkung in ihr Gegenteil.

Emotionen und Selbstsabotage

Zweitens können Blockaden Emotionen sein, die auftauchen und dafür sorgen, dass die Leistung nicht optimal ist. Das kann zum Beispiel im Rennsport immer dann passieren, wenn einen jemand überholt, der eigentlich hinter einem rankt. Wenn dann ein Gefühl der Enttäuschung oder Verzweiflung oder Wut auftaucht, kann dieses Gefühl als Leistungsbremse fungieren. Aber auch Lampenfieber kann zur Blockade führen. Wir treffen am häufigsten diese Gefühle an:

  • Angst oder starke Unruhe (zum Beispiel durch Lampenfieber)
  • Wut, Ärger (über andere oder sich selbst)
  • Neid, Eifersucht (zum Beispiel über die Konkurrentin, die bessere Trainingsbedingungen hat)
  • Enttäuschung, Verzweiflung (bei Niederlagen oder Rückschlägen in einem Spiel oder in einem Wettkampf, oder weil man nicht in der Startformation steht)
  • Übermotivation (und zu viel wollen – damit entsteht ebenfalls eine zu starke innere Anspannung)

Drittens gibt es manchmal mentale Selbstsabotageprogramme. Das können unbewusst gesteuerte Verhaltensmuster sein, zum Beispiel:

  • Wichtige Termine vergessen, an denen sich etwas entscheidet
  • Equipment vergessen beim Abreisen zum Wettkampf
  • Verletzungen immer kurz vor wichtigen Wettkämpfen
  • entscheidende Punkte nicht machen oder in entscheidenden Situationen Leichtsinnsfehler machen
  • schlechter spielen wenn man führt
  • in der Leistung nachlassen, wenn man hinten liegt oder das gesetzte Ziel nicht zu erreichen scheint, anstatt anzugreifen

Aber auch mentale Programme, die in Form von komplexen Selbstgesprächen ablaufen, gehören zu den Selbstsabotageprogrammen. Meistens machen sich Athleten dann selbst fertig, oder es entspinnen sich im Kopf regelrechte innere Dialoge oder Streitgespräche, die richtig Energie rauben. Manche dieser Dialoge sprechen in der Du-Form zum Athleten, der sich dann zum Beispiel in Gedanken sagt: „Mann, bist du schlecht! Den Ball hättest du kriegen müssen, den hätte dein kleiner Bruder locker angenommen. Schlimmer geht es nicht. Was machst du eigentlich in dieser Mannschaft, geht doch zurück in die Kreisklasse …“ und so weiter. 

Zeit für dich

Wenn du glaubst, eine Blockade zu haben, nimm dir etwas Zeit, um zu identifizieren, in welche Kategorie sie gehört. Das hilft dabei, die richtigen Maßnahmen zu ergreifen, um sie erfolgreich loszuwerden. 

Wenn du dabei etwas Hilfe brauchst oder dir schon sicher bist, dass du einen gewissen Weg vor dir hast und den nicht allein gehen willst, dann schau dich in unserem Netzwerk um. Sicher findest du in unserem Netzwerk einen Experten oder eine Expertin in der Nähe deiner Haustür (zur Übersicht). Oder wende dich an mich (zum Profil von Anke Precht). Wenn du etwas Geduld mitbringst und lieber erst liest bevor du tust, dann warten auf die nächsten Beiträge, in denen ich dazu konkrete Tipps gebe.

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Anke Precht
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