Das Finale im 3000 Meter Eisschnelllauf war auch aus sportpsychologischer Sicht ein bemerkenswertes Rennen. Mir geht es dabei gar nicht so sehr um Irene Schousten, die als Favoritin in dieses Finale gegangen ist, sondern mehr um Francesca Lollobrigida. Die Italienerin, die das Rennen sehr couragiert, dass heisst für ihre Verhältnisse schnell angegangen ist. So etwas ist im Eisschnelllauf immer riskant. In kaum einer anderen Sportart, erwischt es dich motorisch so hart, wenn du „blau gehst“, also übersäuerst.
Zum Thema: Die Bedeutung des inneren Dialogs für Ausdauerleistungen
Spannend wurde es auf den zweiten 1500 Metern. Lollobrigida, ließ nicht nach. Sehr gut konnte man den fokussierten Tunnelblick sehen, wobei aber auch zeitgleich ihre Gesichtszüge immer fester wurden. Mit hoher Wahrscheinlichkeit begab sie sich hier in einen „inneren Dialog“ rund um das Thema „Rausnehmen“ oder „Dranbleiben“ trotz einsetzender Sauerstoffschuld. In diesen „Selbstgesprächen“ bereitet man jede einzelne Handlung in einer sehr besonderen und komplexen Situationen so vor, dass es gelingen kann, das Ziel doch noch zu erreichen.
In der letzten Runde war sie immer noch dran an der favorisierten Niederländerin Schousten, aber es war deutlich zu erkennen, wie ihre Lauftechnik langsam in sich zusammenbrach. Und dennoch – wahrscheinlich langsam „blau gehend“ wollte sie zumindest die Silbermedaille sichern. Auch hier war wieder der Blick in das Gesicht der jungen Italienerin „psychologisch wertvoll“. Der innere Dialog schien sich nun erkennbar auch im Gesicht abzubilden. Es war dann tatsächlich die Silbermedaille im Ziel.
Den inneren Dialog trainieren
Ich persönlich weiß natürlich nicht, ob Francesca diesen „inneren Dialog“ im Vorfeld trainiert hat, aber fest steht, man kann genau das trainieren und zwar im Vorfeld und sich auch im Training auf solche Ereignisse vorbereiten. Hierzu muss man sich natürlich im Vorfeld mit solchen Situationen antizipativ beschäftigen und die richtigen, also helfenden Selbstgespräche finden, aufschreiben und mental trainieren – am besten in Situationen, die der späteren „Ernst-Situation“ sehr nahe kommen. Nur dann hat man diese Selbstgespräche auch zur Hand, wenn man sie braucht – so wie offensichtlich bei diesem beeindruckenden Rennen der jungen Italienerin.
Wenn ihr euch einen inneren Dialog erarbeiten wollt, meine Kolleginnen und Kollegen aus dem Netzwerk können das alle. Schaut euch mal um, wen ihr in Österreich, der Schweiz und Deutschland so in der Nähe eurer Haustür findet (zur Übersicht). Mich findet ihr in Leipzig (zum Profil von Prof. Dr. Oliver Stoll).
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