Klaus-Dieter Lübke Naberhaus: Von Selbstzweifeln, Mut und Lockerheit

Der Wettkampf des olympischen Skispringens von der Großschanze, die von der Schanzencharakteristik eher dem Profil einer Normalschanze ähnelt, gehört sicherlich zu den spannendsten und hochklassigen Entscheidungen dieser Olympischen Spiele. Und das liegt unter anderem an einer Fähigkeit, die wir mit Mut bezeichnen. Mut, den die Athleten hatten, die sich letztendlich die Medaillen sicherten und auch der Mut, sowie das Fingerspitzengefühl einer Jury, die bei der Berücksichtigung der Verhältnisse und der daraus resultierenden Startlukenwahl eine gelingendes Händchen bewies.

Ich werde über die unglaubliche Konstanz eines Athleten berichten, der sich nach Gold von der Normalschanze nun Silber auf der Großschanze sicherte. Und von den Gold- und Bronzemedaillengewinnern, die in gewisser Weise wieder auferstanden sind.

Zum Thema: Sportpsychologie im Skispringen

Lassen Sie uns doch kurz die reinen Daten des Wettkampfes betrachten: Im ersten Durchgang sprang Ryoyu Kobayashi mit einem überragenden Sprung an die Spitze des Feldes, knapp vor dem Norweger Marius Lindvik. Als Überraschungsdritter glänzte der Slowene Timo Zajc. Karl Geiger konnte mit einer sehr ordentlichen Leistung Platz sechs erzielen. Doch die beiden führenden Kobayashi und Lindvik waren schon ein ordentliches Stück vor dem übrigen Feld platziert. Die Jury ließ zu, dass die Schanze von beiden Top-Athleten bis an ihre Grenzen ausgenutzt werden konnte und insbesondere Kobayashi sicher, mit Telemark, landen konnte. Dazu gehörte Mut und wechselseitig auch Vertrauen in die Fähigkeit der Top-Athleten seitens der Jury.

Im zweiten Durchgang reduzierte die Jury den Anlauf dann doch, bevor die Medallienanwärter die Schanze hinunter segeln sollten. Karl Geiger konnte dennoch endlich das auf die Schanze bringen, was ihn auch an die Spitze des Weltcup gebrachte hatte. Er konnte seine gute Anlaufgeschwindigkeit in einen guten Absprung umsetzen und sprang mit der notwendigen Aggressivität und dem Mut auf 138.0 m hinunter, der Sprung auf dem Bronzerang. Und das nach der Durstrecke, die mit dem Wettbewerb auf der Normalschanze begann, bei dem es für den Deutschen nur zu Platz 15 reichte. Er profitierte am Samstag auf der Großschanze von dem schwächeren zweiten Sprung des Slowenen Timi Zajc, der seine Leistung aus dem ersten Durchgang nicht ganz bestätigen konnte. Er fiel damit von Rang drei und damit raus aus den Medaillen.

Die Konstanz in Person

Nach der Bronze-Entscheidung sollte die Stunde von Marius Lindvik kommen. Auch er konnte unter der Woche im Wettbewerb von der Normalschanze seine Leistung des bisherigen Winters nicht bestätigen, landete hier nur auf Platz sieben. Doch wie er dann den zweiten Durchgang absolvierte, erinnerte daran, was die Surfer sich unter der optimalen Welle vorstellen. Es war für ihn wohl der optimale Flug auf 140.0 m und das bei reduzierter Anlaufluke im Vergleich zum ersten Durchgang. Ein Sprung, der bei dem sonst eher unterkühlten Norweger, zu einem Emotionsausbruch gleich einem Vulkan führte, von dem vorher schon Karl Geiger heimgesucht wurde und anscheinend sogar Kobayashi nicht unbeeindruckt lies. Trotz eines guten Sprunges mit gewohnter Stabilität auf 138.0 m reichte der Vorsprung des Japaners aus dem ersten Durchgang nicht, um ganz vorne zu landen, es blieb der Silberrang, über den er sich dann auch angemessen freute, doch es schien für ihn ein verlorenes Gold zu sein.

Gewonnenes Silber hin, verlorenes Gold her: Ryoyu Kobayashi stellt in dem bisherigen Wettbewerb des olympischen Skispringens die Stabilität, die Konstanz in Person dar. Mit wenigen Ausnahmen sind seine Sprünge nicht nur weit, sondern dabei sicher gestanden und auch in der Haltung sehr ästhetisch. Diese Konstanz zeigt der Japaner nicht nur in dieser Saison.

Athletik, Technik und was noch?

Was braucht es neben einer guten Athletik und einer guten Technik, um diese Leistung auf konstant hohem Niveau abrufen zu können? Neben einer optimalen Lebensweise und Vorbereitung auf den Wettkampf braucht es die akribische Selbstreflexion der eigenen Leistungen, um immer noch besser zu werden. Also einen Hang zum Perfektionismus, ohne sich von diesem blockieren und hemmen zu lassen. Es geht darum, sich die eigene Lockerheit, dem Spaß am Springen und an der Luftfahrt zu bewahren.

Das Vertrauen in sich selbst, welches sich aus der Erfahrung und den Erfolgen speist, dazu die notwendige Aggressivität sowie der notwendige Mut. Alles Faktoren, die Leistung zur Entfaltung kommen und keinen Platz für Verkrampfungen lassen.

Phönix aus der Asche

Und was vereinte Marius Lindvik und Karl Geiger in diesem Wettkampf und was verbindet die beiden mit dem Japaner? Vor Olympia standen auch diesen beiden für konstante Leistungen auf hohem Niveau. Doch insbesondere Karl Geiger schien durch die bisherigen Sprünge und Ergebnisse verunsichert gewesen zu sein. Der Norweger und der Deutsche haben in China nicht das Niveau zeigen können, was sie selbst von sich gewohnt waren.

Doch Lindvik und Geiger nahmen diese Herausforderung an und steigerten sich von Sprung zu Sprung auf der Großschanze und stiegen wie Phönix aus der Asche auf, um letztendlich ihre gewohnte Leistung zu erbringen und Medaillen zu gewinnen.

Vertrauen als Ergebnis akribischer Arbeit

Auch hier ist es das Vertrauen in sich selbst, die akribische Arbeit an den bisherigen Fehlern und die Fähigkeit, nicht daran zu verzweifeln und zu verkrampfen. Sondern die richtigen Lehren zu ziehen, den passenden Aktivierungszustand zu erreichen und die notwendige Lockerheit zurückzuerlangen. Bei Marius Lindvik kam an diesem Tag noch die optimale Welle hinzu, das Feingefühl für genau diesen einen Flug, der ihm zur Goldmedaille führte.

All diese Fähigkeiten können mental trainiert und optimiert werden, und lassen sich durch sportpsychologische Begleitung hervorbringen. Ich (zum Profil von Klaus-Dieter Lübke Naberhaus) und meine Kollegen (zur Übersicht) begleiten Sie gerne dabei.

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Klaus-Dieter Lübke Naberhaus
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