Was kann ich als Spieler oder Spielerin, Trainer oder Trainerin eigentlich dazu beitragen, dass ein Gespräch bei einem Sportpsychologen oder einer Sportpsychologin einen Mehrwert für mich hat? Sollten TrainerInnen mehr Interesse oder mehr Wissen mitbringen, wenn sie den Kontakt zum Sportpsychologen oder zur Sportpsychologin suchen? Und wie gelingt es, von Seiten der ExpertInnen ihr Wissen an den Mann, Frau oder Jugendliche zu bringen? Die Fragen beantwortet Janosch Daul (zum Profil), der als Sportpsychologie im Nachwuchszentrum des Drittligisten Hallescher FC arbeitet.
Zum Thema: Sportpsychologie im Nachwuchsleistungszentrum
Meiner Wahrnehmung nach steigt das Interesse von vielen, die ein direkter oder indirekter Teil des Systems Nachwuchszentrum sind, in Bezug auf die Sportpsychologie kontinuierlich, wenngleich in eher kleinen Schritten. Drei vorrangige Faktoren sind es, die aus meiner Sicht das Interesse an der Sportpsychologie maßgeblich beeinflussen.
Erstens die Persönlichkeit: Bin ich neugierig? Will ich als Mensch wachsen, mich weiterentwickeln? Bin ich bereit, Zeit zu investieren und mir auch mal einen Spiegel vorhalten zu lassen? Wie stark ist mein Bedürfnis ausgeprägt, mich besser kennenzulernen? Welche Impulse, Gedanken, Assoziationen steigen in mir allein beim Begriff Sportpsychologie auf und inwiefern lasse ich mich von diesen leiten?
Zweitens die Vorerfahrungen mit der Sportpsychologie bzw. Sportpsychologen. Schon der Erstkontakt und die ersten persönlichen Berührungspunkte mit der Sportpsychologie können darüber entscheiden, ob aus einer Neugierde heraus ein Interesse erwachsen kann.
Zu guter Letzt hängt das Interesse der im System Beteiligten maßgeblich von der inhaltlichen und menschlichen Qualität des Sportpsychologen ab: Inwiefern gelingt es mir als Sportpsychologe, auf menschlicher Ebene den Gegenüber zu erreichen und eine Beziehung aufzubauen? Quasi als Grundlage, um sich mit dem eingebrachten Thema intensiver auseinanderzusetzen? Inwiefern gelingt es mir, die zahlreichen Möglichkeiten sportpsychologischer Dienstleistungen und deren Mehrwert deutlich aufzuzeigen und den Gegenüber im Falle einer Beratung/eines Coachings für diesen spürbar in seiner Weiterentwicklung zu unterstützen?
Trainer- und Spielerseite
Auf Trainerseite nehme ich ein oftmals themenspezifisches Interesse wahr, insbesondere in Bezug auf die Gestaltung von Teamprozessen, den enorm komplexen Bereich der Menschen- und Teamführung sowie die Reflexion des eigenen Coachingverhaltens. Insgesamt ist mein Eindruck, dass vor allem die junge Trainergeneration der Sportpsychologie sehr offen gegenübersteht und auch den Mehrwert darin erkennt, entsprechende Maßnahmen regelmäßig in den Trainingsalltag zu integrieren.
Auf Spielerseite mache ich vermehrt die Erfahrung, dass neben Spielern, die gezielt an einem konkreten Thema arbeiten wollen, die Anzahl derer steigt, die im Sinne einer ganzheitlichen mentalen Weiterentwicklung den Wunsch nach einer langfristigen Zusammenarbeit äußern. Zudem scheint das Thema kognitives Training im Sinne einer Verbesserung der eigenen Exekutivfunktionen derzeit besonders en vogue zu sein.
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