Peter Maffay war als Stargast im deutschen Teamquartier. Ein paar Tage vor dem EM-Achtelfinale der Fußball-Nationalmannschaft gegen England zauberte der 72-Jährige hinter verschlossenen Türen dem Vernehmen nach einen exklusiven Gastauftritt auf die Bühnenbretter. Ohne dem zweifelsohne sehr erfolgreichen Musiker oder seinen Fans im Nationalteam zu nahe zu treten – und an dieser Stelle auch mit einem deutlichen Augenzwinkern kommentiert: Das Beispiel zeigt deutlich, dass selbst sehr professionell gemanagte Sportteams sich schwer tun, mit Fingerspitzengefühl einzelne Athleten, Kleingruppen oder ein ganzes Team bedarfsgerecht zu aktivieren.
Zum Thema: Musik als Werkzeug für Aktivierung oder Entspannung
Ohne auf dem Ausscheiden gegen England und einer möglichen Mitverantwortung von Peter Maffay – wir wissen um die Schwäche von Ex-Nationalspieler Toni Kroos für PUR und kennen dank dem ARD Sportschau Club die Verwandtschaft von Joshua Kimmich (ab Minute 23:00 – Link) – herumzureiten: Die Engländer hatten fast zeitgleich Ed Sheeran im Quartier zu Gast. Der ist zwar auch nicht jedermanns Lieblingsmusiker, wie eben nicht alle Briten auf Southgates Sicherheitskonzeptfußball stehen. Aber beides passt zumindest in unsere Zeit.
Wie auch immer, wir haben die Zwischentöne der Fußball-Europameisterschaft genutzt, um uns dem Thema Musik in der unmittelbaren Wettkampfvorbereitung zu widmen. Ganz egal, ob wir im ersten Moment an Aktivierung oder auch an das Gegenteil denken.
Eine entscheidende Frage
Um eine Grundlage zu schaffen, bedienen wir uns hier unserem Online-Coachingprogramm “Abliefern, wenn es darauf ankommt”. In der Dimension Aktivierung erklärt Prof. Dr. Oliver Stoll aus Leipzig (zum Profil), eine wesentliche Anforderung, der selbst Leistungssportler und -sportlerinnen nicht immer gerecht werden. Es geht darum, über sich und seine Bedürfnisse im Klaren zu sein, um die Wettkampfvorbereitung entsprechend steuern zu können.
Schaut in den Ausschnitt gern mal rein, der zu unserem umfangreichen Coaching-Material gehört, welches ihr hier bestellt könnt: Abliefern, wenn es darauf ankommt (ab 239 EUR)
“One Moment in time”
Jetzt aber ganz konkret zur Musik. Um deutlich zu machen, wie viel Klänge in uns auslösen können, greift Maria Senz von der Insel Rügen (zum Profil) gleich ganz tief in den Plattenkoffer: Zum Vorschein kommt ein ehrwürdiger Olympia-Song, der Maria seit Jahren begeistert. Denn mit „One Moment in Time” erzeugt Whitney Houston bei ihr immer noch Gänsehautmomente, Freudentränen und ein Gefühl von „Da will ich unbedingt dabei sein“ – seit den olympischen Spielene 1988 in Seoul. Ein Klassiker, der Emotionen, Bilder und Gedanken weckt und sicher nicht nur bei ihr Reaktionen hervorbringt.
Aber wie funktioniert das eigentlich, Maria. “Musik geht durchs Ohr direkt ins Körpererleben. Abhängig von der Stimmung, die erzeugt werden möchte, kann Musik verbinden, aktivieren, beruhigen, fokussieren, befreien und vieles mehr. Ein idealer Begleiter – einsetzbar vor, während und nach dem Wettkampf.”
Ganz unterschiedliche Anwendungsbeispiele
Hier stellen wir euch eine kleine und ganz persönliche Musikauswahl zur Verfügung, die Maria Senz seit Jahren als Sportlerin und auch als Mentalcoach zum Beispiel im Beachvolleyball nutzt:
STIMMUNG | BEISPIEL | LIEDTIPP |
Musik verbindet… | um sich gemeinsam als Team auf den Wettbewerb einzustimmen und als Einheit aufzulaufen | We Are The Champions – Queen |
Musik aktiviert… | Bringt den Körper in Bewegung, ändert die Körperhaltung, bringt den Puls nach oben und setzt Adrenalin frei | Molotov – Seeed |
Musik beruhigt… | Atmen im Rhythmus der Musik, um ein hinderliches Aufgeregt sein zu lindern und Hoffnung zu verbreiten | 60B Etown Theme – Nancy Wilson |
Musik fokussiert… | im entscheidenden Moment, das Entscheidende ausüben | Indiana Jones Theme Song |
Musik befreit… | von Niederlagen, Ballast, Wut, Ärger, Enttäuschung | Flug auf dem Glücksdrachen – Klaus Doldinger (Unendliche Geschichte) |
“Musik ermöglicht, dass wir Emotionen, Gedanken, Bilder, Bewegungsabläufe in unserem Körper abspeichern können. Wir sind die Regisseure unseres Kopfkinos. Folglich dient Musik als melodische Stütze beim Abrufen und Durchführen der ersehnten Leistung – eine sehr praktische Erfindung. Das ist wie Domino spielen: es löst Kettenreaktionen aus und alles ist möglich”, sagt Maria, die als weitere Anregung auf die neuseeländische Rugby-Mannschaft All Blacks und deren Haka-Ritual vor jedem Spiel hinweist – dieses Ritual verbindet und stärkt auf Basis von Musik das Teamgefüge, weckt den Kampfgeist und schüchtert den Gegner ein.
Sich Flügel verleihen
Mila Hanke aus Aschau im Chiemgau (zum Profil) hat sportpsychologisch weniger mit Teams zu tun, sondern vor allem mit Individualsportlern im Outdoorbereich. Wie sie Musik in der Zusammenarbeit mit ihren AthletInnen ganz konkret in der Wettkampfvorbereitung einsetzt und wie unterschiedlich dies ausfallen kann, beschreibt sie in dem folgenden Audio-Dokument.
Hört rein, und erfahrt wie ein Klassiker aus den 70ern einem jungen Mountainbiker sprichwörtlich Flügel verleiht – Spoiler: Der Song, auch wenn er schon alt ist, hat nichts mit Peter Maffay zu tun:
Mila hat sogar bei Spotify eine Playlist zusammengestellt. Hört mal rein, ob für euch Anregungen dabei sind. Und nehmt gern Kontakt zu ihr (zum Profil von Mila Hanke) oder ihren Kolleginnen (zur Übersicht) auf, um selbst die für euch passende Musikauswahl im Rahmen einer individuellen Wettkampfvorbereitung zu treffen:
Music is everywhere
Warum Musik für Sportler und Sportlerinnen quasi überall sein sollte, zeigen wir zudem in einer kleinen Auswahl an Texten, die sich in den vergangenen Jahren bei uns auf der Plattform mit dem Thema auseinandergesetzt haben. Taucht also gern tiefer – ganz egal mit welcher Musik im Hintergrund.
Wichtig ist nur, dass wir nicht aus dem Auge verlieren, wie wichtig die Ohren in der Wettkampfvorbereitung sein können – oder wie hat Peter Maffay schon 1985 in einem seiner größten Hits “Sonne in der Nacht” so schön gesungen: “Nur für den Augenblick sollte es sein, mehr habe ich nicht von dir gewollt”…
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