So formulierte es ARD-Kommentatorenlegende Gerd Rubenbauer während der Weltmeisterschaft 1998, als der vierte Offizielle die einminütige Nachspielzeit anzeigte. Ziemlich konsterniert. Dabei zeigt der Offizielle an der Linie nur die einminütige Nachspielzeit an. Bei der laufenden EM wechselte der italienische Trainer Roberto Mancini im Gruppenspiel gegen Wales kurz vor Schluss der Partie tatsächlich auch seinen Torhüter aus und schöpfte damit sein Wechselkontingent konsequent aus. Damit kamen bereits alle Spieler seines Teams bis auf einem in diesem Turnier zum Einsatz. Es ist davonauszugehen, dass der 3. Torhüter des Teams ebenfalls noch auflaufen wird.
Zum Thema: Teamzusammenhalt stärken
Ist das nun respektlos, kurz vor Ende einer Partie ohne Not den Torhüter auszuwechseln, wie am Wochenende der TV-Kommentator bemerkt hat? Oder welche Absichten könnten sonst dahinter stecken?
Grundsächlich gilt: Ein Team besteht aus allen Akteuren. Auch Reservisten sind für den Teamerfolg wichtig. Es besteht jedoch die Gefahr, dass Spieler, die nicht zum Einsatz kommen, sich nicht als vollwertiges Teammitglied verstehen. Es ist jedoch davonauszugehen, dass grundsätzlich jeder Spieler, der im Kader einer Nationalmannschaft steht, die spielerische Fähigkeit hat, auch auf dem Feld einen Beitrag zum Erfolg zu leisten. Es zeigt das Vertrauen des Trainers in die Mannschaft und stärkt das Gemeinsamkeitsgefühl, wenn auch Spieler, die nicht zur ersten Wahl gehören, eingesetzt werden. Außerdem könnten Leistungsträger geschont werden. Aus sportpsychologischer Sicht ist daher am Verhalten von Roberto Mancini nichts auszusetzen, es ist absolut legal und legitim.
Psychologische Nadelstiche
Dennoch darf jeder Fall, wenn ein Torwart ohne Not ausgewechselt wird, einzeln betrachtet werden. So war es schon eine gehörige Provokation, als Felix Magath, Trainer vom VfL Wolfsburg, im Spiel gegen Bayern München im April 2009 beim Stand von 5:1 ebenfalls in der 89. Minute Andre Lenz für Diego Benaglio einwechselte. Die Bayern, schäumten vor Wut. Die Frage bleibt im Raum: Wofür wollte sich Magath bei den Bayern rächen? Es gibt in der Regel immer eine Vorgeschichte.
Für eine gegnerische Mannschaft sollte es jedoch grundsätzlich heißen: „Was kümmert es uns, wenn in China ein Sacke Reis umfällt, was kümmert es uns, wenn im Zoo der Affe sich am Ohr kratzt, was kümmerst es uns, wenn Gegner Spieler auswechselt – egal wen, wie viele und zu welcher Zeit!“. Die Wahrheit is auf´m Platz! (Adi Preißler)
Literaturverzeichnis:
Linz, L. (2018). Erfolgreiches Teamcoaching. Meyer & Meyer (Aachen). 5. Auflage
Walter, J. (2021). Benutzungshinweise zum Einsatz des Performance – Puzzles zur Einschätzung der Teamzusammenarbeit und der Rollenverteilung (www.walter-sportpsychologie.de)
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