Zum zweiten Mal in Folge findet die asp-Jahrestagung coronabedingt “nur” virtuell statt. Wir haben bei Dr. Svenja Wachsmuth in Erfahrung gebracht, was das Event auch aus der Ferne zu bieten hat, wie sie den großen Zuspruch bewertet und ob es vielleicht sogar die Chance für Kurzentschlossene gibt, von der Tagung zu profitieren?
Dr. Svenja Wachsmuth ist Nachwuchsgruppenleiterin für Sportpsychologie und Coaching an der Eberhard Karls Universität in Tübingen (Arbeitsbereich Sportpsychologie und Methodenlehre, Prof. Dr. O. Höner) und aus angewandter Perspektive zudem im Nachwuchskader des deutschen Para Tischtennis Teams eingebunden.
Zum Thema: asp-Jahrestagung 2021
Dr. Svenja Wachsmuth, was entgeht eigentlich der Universitätsstadt Tübingen durch die Tatsache, dass die 53. asp-Jahrestagung nur virtuell stattfinden wird?
Basierend auf meinen Erfahrungen von vorherigen asp-Tagungen: viel Freude, Spaß und Leidenschaft für den Sport – und so einige intensive Diskussionsrunden am Abend. Es ist wirklich schade, dass die Tagung nicht in Präsenz stattfinden kann. Ich denke, wir hätten uns alle über ein Wiedersehen mit alten Freund:innen und neuen Kolleg:innen gefreut – dennoch hoffe ich, dass uns auch online ausreichend Zeit bleibt, Kontakte über einen virtuellen Kaffee zu pflegen. Im Übrigen entgeht nicht nur der Stadt etwas – Tübingen wird nicht umsonst „Fairy-tale City“ genannt und hätte als Veranstaltungsort sicherlich für eine frühlingshaft fröhliche Atmosphäre gesorgt.
Was waren die größten Stolpersteine, die ihr organisatorisch auf dem Weg zu dieser digitalen Konferenz bei Seite räumen musstet? Und worauf freust du dich, technisch und organisatorisch gesehen, am meisten?
Am Anfang war da sicherlich die Enttäuschung, dass die Tagung überhaupt online stattfinden muss – wir hatten schon einige vielversprechende Arrangements hinsichtlich des sozialen Programms und des Tagungsdinners getroffen, auch die Hotelkontingente waren reserviert und die Tagestickets für den ÖPNV gesichert. Zunächst fiel uns dann die Wahl der Tagungsplattform schwer, da uns diesbezüglich jegliche Erfahrung fehlte. Glücklicherweise fielen die ENYSSP Konferenz und die asp-Tagung in einen ähnlichen Zeitraum, sodass wir hier gegenseitig voneinander profitieren und aus den Erfahrungen der Veranstaltung im April lernen konnten. Persönlich fand ich es auch eine große Herausforderung, die Tagung weitestgehend über Videokonferenzen zu organisieren anstatt sich mit dem Organisationskomitee direkt absprechen zu können – im Büro sind die Wege dann doch etwas kürzer. Nichtsdestotrotz glaube ich, dass es eine bereichernde Erfahrung war und die Tagung erfolgreich verlaufen wird. Inhaltich freue ich mich besonders auf die vier Podiumsdiskussionen, welche sicherlich am Donnerstagabend für viel Gesprächspotential sorgen werden – diesbezüglich rufe ich bereits jetzt schon dazu auf, die Networking Tables zu nutzen, um den Austausch am Abend fortzusetzen und so der Tagung doch noch eine kleine gesellige Note zu geben! ☺ Insgesamt finde ich, dass wir aufgrund der vielen Beitragseinreichungen ein sehr vielseitiges und spannendes Programm zusammenstellen konnten. Danke vorab an alle Referent:innen!
Inhaltlich ist die Veranstaltung mit dem Titel “Talententwicklung und Coaching im Sport” überschrieben. Inwiefern wird das Thema im Programm ausgerollt?
Das Thema zieht sich eigentlich durch die gesamte Tagung und wird von verschiedensten Perspektiven beleuchtet. Die Hauptvorträge gehen beispielsweise sowohl auf methodische Aspekte hinsichtlich der wissenschaftlichen Untersuchung von „Talent“ im Sport ein (z. B. Prof. Dr. Augustin Kelava, Universität Tübingen) sowie auch auf die Anwendung empirischer Erkenntnisse in der Sportpraxis (Prof. Dr. Chris G. Harwood, Loughborough University). Zudem betrachten wir die Talententwicklung nicht nur aus Sicht junger Athlet:innen, sondern widmen uns auch der Perspektive von Trainer:innen (inkl. deren Entwicklung und Förderung; z. B. Ass. Prof. Kristen Dieffenbach). Neben den Hauptvorträgen und Podiumsdiskussionen lässt sich das Motto der Tagung auch in zahlreichen Arbeitskreisen, Symposien und Praxisworkshops wiederfinden. Zudem findet am Donnerstag parallel eine Trainerfortbildung des BDFL statt, in welcher die Rolle der Sportpsycholog:innen in der Talententwicklung im Fußball thematisiert wird. Natürlich bleibt aber auch noch genug Raum für andere wichtige Themen der Sportpsychologie.
Die Praxisworkshops waren super schnell ausgebucht. Ist dies ein Trend der vergangenen Jahre und was lässt sich daran ablesen?
Das waren sie in der Tat! Das Onlineformat bietet natürlich den großen Vorteil, dass sich Teilnehmer:innen von überall zuschalten können und wohl auch infolge dessen insgesamt ein großes Interesse an der Tagung bestand. Wir haben mittlerweile über 500 Anmeldungen – der „Ansturm“ auf die Praxisworkshops verwundert also nicht. Allerdings ist es doch ein gutes Zeichen, wenn sich Wissenschaft und Praxis (virtuell) näherkommen. Insofern wünsche ich mir, dass dieser Trend anhält und der Austausch von angewandt- und wissenschaftlich-arbeitenden Sportpsycholog:innen durch gemeinsame Veranstaltungen optimiert wird! Nächstes Jahr dann hoffentlich auch wieder „in echt“. Trotzdem muss man auch kritisch beachten, dass die Anzahl an Personen, die in der angewandten Sportpsychologie tätig sind, stetig zunimmt. Da viele von ihnen Fortbildungspunkte benötigen, um bspw. in der BISp-Expertendatenbank gelistet zu werden, sind selbst die vielen Workshops, die wir auf unserer Tagung anbieten, nicht mehr ausreichend. Hierfür gilt es, zukünftig eine Lösung zu finden.
Gibt es noch die Chance, als Kurz-Entschlossener oder Kurz-Entschlossene virtuell an der Tagung teilzunehmen bzw. im Nachgang auf Inhalte zugreifen zu können?
Leider nein – das wiederum ist der Nachteil des Onlineformats. Da wir vor der Veranstaltung noch alle Teilnehmer:innen und Gäste auf unserer Tagungsplattform registrieren mussten, war bereits am 6. Mai Anmeldeschluss. Zudem sind unsere Kapazitäten, welche durch die Lizenzen der Online-Plattformen vorgegeben werden, auch mit den bisherigen Anmeldungen ausgereizt! Allerdings erhalten alle Teilnehmer:innen im Anschluss an die Tagung für ca. einen Monat Zugriff auf alle aufgezeichneten Sessions. Wer also am Samstag noch nicht genug von der Tagung hat, kann die ein oder andere Präsentation noch nachträglich anschauen.
Link zur Veranstaltung: Link
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