Ein Selbstgespräch ist eine Möglichkeit, mit sich selbst sehr zielgerichtet in Kommunikation zu gehen. Abhängig vom Inhalt kann das Gespräch eine positive oder negative Richtung einnehmen: ein negatives Gespräch kann dich blockieren und handlungsunfähig machen, ein positives Gespräch kann dich konstruktiv weiterbringen. Das Schöne ist, du kannst selbst entscheiden, in welche Richtung du gehst – abhängig von deinem Ziel. Ich selbst konnte als Kite-Surferin stark von dieser Technik profitieren.
Mehr zum Thema: Selbstgespräche – bewusst und klug Einsetzen
Unbewusst führen wir ständig irgendwelche Selbstgespräche – etwa beim Verarbeiten unserer Sinneswahrnehmungen. Mit den Augen visualisieren wir unsere Umgebung, die mit Worten und Geräuschen belegt ist. Dadurch werden Gefühle ausgelöst und vermutlich noch von einem Geruch oder Geschmack begleitet. Parallel dazu läuft unser Erinnerungsfilm: Erfahrungen, Erlebnisse, Muster, Glaubenssätze, die uns im Laufe der Zeit prägen, aktivieren ebenso unsere Sinne. Das alles zusammen bestimmt unsere Gedankenwelt und bildet eine vielseitige und endlose Gesprächsbasis.
Selbstgespräche können dich von deinem aktuellen Zustand in deinen gewünschten Zustand bringen. Das bedeutet, sie können:
- beruhigen
- aktivieren
- Vertrauen wecken
- Sicherheit geben
- unterhalten
- fokussieren
- motivieren
- stabilisieren
- begeistern
- Freude verbreiten
- strukturieren
- stärken
- ermutigen
Du kannst diese Liste unendlich weiterführen. Oftmals ist es eine Auswirkungskette, zum Beispiel brauchst du die Beruhigung, um dich zu strukturieren, damit du aktiv und motiviert durchstarten kannst. Und am Ende dieses Wegs ist dein Ziel, was du dir für Wettkampf, Training, Trainergespräch oder was auch immer vorgenommen hast.
In welchen Situationen können Selbstgespräche sinnvoll sein?
- Je nach aktuellem Zustand können Selbstgespräche vor, während oder nach einem Wettkampf förderlich sein, um dich zu fokussieren und zu stärken.
- Dein eigentlicher Leistungsabruf ist blockiert. Du brauchst den zündenden Anschubser, um mit Ruhe und Struktur dein Selbstvertrauen zurückzugewinnen.
- Du bist in einem Konflikt, wünschst dir sehnlichst ein Gespräch mit deinem Trainer und weißt nicht, wie du das Gespräch angehen sollst? Dann berate dich z.B. mit deiner „Ermutigung“.
Kurzum: in Situationen, wo du Redebedarf hast und gleichzeitig niemand Vertrauliches für ein Gespräch greifbar ist, außer du selbst.
Eine erste kleine Übung: Begib dich gedanklich in deine gegenwärtige Situationen und schau mal, welcher Wunschzustand dich wozu befähigt.
Unter uns: Selbstgespräche bergen unendlich viel Potenzial. Setz sie bewusst und klug ein.
Wie kannst du dabei vorgehen?
Wenn du diese förderliche Methode in deiner sportlichen Disziplin anwenden möchtest, solltest du folgende Schritte beachten:
- Weck den Experten in dir: sobald du in einer Situation bist, aktiviere deine Sinne und nimm bewusst dein Stimmenorchester wahr: Was sagt wer und entscheide, welche Stimme dich deinem aktuellen Ziel näherbringt.
- Gib dieser Stimme einen Namen und mach sie zu deinem Gesprächspartner – zusammen seid ihr weniger allein.
- Tüftelt gemeinsam einen Plan aus, um durch die Situation zu kommen und euer Ziel zu erreichen.
Manchmal kann es auch hilfreich sein, mit mehreren Experten – einem Team – ins Gespräch zu gehen. Obacht hierbei: viele Köche verderben den Brei!
Und noch etwas: Von Zeit zu Zeit merkst du, dass sich – abhängig von der Situation – ähnliche Stimmen zu Wort melden. Sie werden verlässliche und vertraute Gesprächspartner und dein Vorgehen wird dabei Routine.
Eine Selbsterfahrung
Als ich damals noch in meinen Kite-Anfängen war und das erste Mal alleine, also ohne Freundeskreis, am Kite-Spot stand, hat mir diese Methode sehr geholfen. Ich kam zum Startplatz und alles war überfüllt mit Drachen, Leinen, Kite-Surfern und Schülern – kurzum ein heilloses Durcheinander. Der Wind bügelte mein Gesicht, durchwirbelte meine Haare und sauste als tosende Sirene durch die gespannten Leinen der emporsteigenden Kites. Der Duft von Algen wehte mir in die Nase. All meine Sinne standen auf Alarm – Reizüberflutung! Konzentration und Fokus war ferner liefen. Also habe ich mich erst einmal in eine windgeschützte Ecke platziert und die Szenerie beobachtet. Mein Stimmenorchester hat sich auch direkt zu Wort gemeldet. Ich habe jede Stimme zur Anhörung gebeten. Eine Stimme sagte: „Wo finde ich bloß einen ruhigen Platz zum Kite-Auslegen, Leinen sortieren, anknüpfen, um final den Drachen in den Zenit zu heben?“ Der Ansatz gefiel mir. Ein strukturiertes, vertrautes Vorgehen, was mich auf das fokussiert, was ich kann. Also habe ich mich mit meiner „Organisationskünstlerin“ verbündet und wir haben einen Plan geschmiedet, wie ich den Kite aufbaue, ins Wasser gehe, mich durch die Massen schlängle und auf dem Weg zum Horizont meine Kunststücke übe. Seitdem habe ich so meine Rituale beim Drachenaufbau: beim Ausrollen des Drachen ausgiebig den Kite-Stoff abtasten, das förmlich eingewebte Salz schnuppern, um Vertrauen zum Kite zu wecken. Beim Auslegen der Leinen das Nylon bewusst durch meine Finger gleiten lassen, um die Gewissheit zu haben, dass die Enden mit den Anfängen zueinander passen. Und in meinen Superheldenanzug aus Neopren springe ich zuallererst, so dass ich mich von Beginn an beschützt fühle und mich sicher durch die Massen schlängle. Meine Organisationskünstlerin begleitet mich noch heute. Allerdings ist sie meist stille Beobachterin und schiebt mir gelegentlich Tipps über die Schulter.
Selbstgespräche sind ein Thema unseres Online-Coachingprogramms “Abliefern, wenn es darauf ankommt”
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