Naja, ganz so dramatisch wie in der Überschrift muss man es vielleicht nicht formulieren. Aber als Sportpsychologen bekommen wir oft immer noch einen Stempel aufgedrückt und sind nicht selten der Unaufgeklärtheit derer ausgeliefert, für die wir eigentlich eine wichtige Dienstleistung darstellen sollten: die Sportler, Vereine und Trainer.
Was muss passieren also, damit die Sportpsychologie endlich den Stellenwert bekommt, den sie verdient? Wie bekommen wir es hin, dass wir sofort mit unserer Arbeit anfangen können, ohne den Klienten erstmal erklären zu müssen, was so ein sportpsychologisches Coaching überhaupt ist und welche Möglichkeiten es bietet? Wie können wir erreichen, dass sich auch der letzte Sportler von dem Gedanken löst, nur zu einem Sportpsychologen zu gehen, wenn es unbedingt notwendig wird?
Zum Thema: Wie bekommen wir das Image, das wir so lange schon wollen und wie bauen wir die Vorurteile ab, die uns leider immer noch verfolgen?
Wenn man einen Verein oder Trainer findet, der der Sportpsychologie völlig offen gegenübersteht, hat man riesiges Glück! Man kann ihren Schützlingen und Nachwuchsathleten schon von Beginn an die Grundlagen beibringen und die Berührungsängste mit unserer Disziplin nehmen. Spielerische Sensibilisierung ist das Zauberwort! Selbst wenn Kinder noch nicht wissen, dass das, was sie da gerade machen „Sportpsychologie“ genannt wird, so lernen sie trotzdem dazu und wir können eine Basis für spätere Coachings legen.
Der Deutsche Skiverband hat dazu beispielsweise das Projekt „Mental Stark“ ins Leben gerufen. Trainer sollen ausgebildet werden, um die Persönlichkeitsentwicklung ihrer sechs- bis zwölfjährigen Schützlinge zu unterstützen, wobei die soziale, emotionale und Selbstkompetenz im Vordergrund stehen. Solche Projekte sind wegweisend und unheimlich hilfreich für Vereine, und letztendlich auch für die Kinder. Wenn Sportverbände flächendeckend solche Weiterbildungen zur sportpsychologischen Entwicklung in ihre Ausbildung einfließen lassen könnten, wäre damit eine solide Grundlage für unsere weitere Coachingarbeit geschaffen. Wunschdenken?
Von Sportpsychologen lernen heißt fürs Leben lernen
Soziale und Emotionale Kompetenz, Stressbewältigung, Durchhaltevermögen oder Konzentration auf das Wesentliche… all das sind Beispiele für Anwendungsbereiche, die auch positive Auswirkungen auf das Leben nach der Sportkarriere haben können. Die Wenigsten werden Weltmeister und Olympiasieger. Aber alle sollten von uns profitieren können, denn Leistungsoptimierung und mentale Gesundheit sind und werden immer wichtig sein, nicht nur im Sport!
Wir unterstützen bei Karriereübergängen (z.B. von der Sportkarriere zum Berufsleben), helfen bei Entscheidungen und versuchen, das gesamte Umfeld des Sportlers nicht aus dem Auge zu verlieren. Dabei immer neutral zu bleiben, nicht zu bewerten und zu hinterfragen ist eine Herausforderung, der wir uns gerne annehmen.
Die Hürdenläufer in uns…
Eine Hürde auf die wir gerne verzichten würden, sind die Vorstände, die die Wichtigkeit der Sportpsychologie oft noch nicht richtig einschätzen können… auf Kosten der Athleten. Vielleicht haben wir hier aber auch noch nicht genug Aufklärungsarbeit geleistet?
In den zurückliegenden Jahrzehnten konnten wir uns vom Belächelt-Werden oder dem Feuerwehr-Dasein schon ganz gut emanzipieren, sind aber oft noch nicht auf gleicher Höhe mit Physiotherapeuten oder anderen im Betreuerstab angekommen. Wenn wir es schaffen würden, dass die Sportpsychologie genauso zum Trainingsalltag gehört wie die Erwärmung, dann hätten wir unsere selbst gesetzte Ziellinie fest vor Augen!
Psychoedukation mit Hilfe unseres Online-Coachingsprogramms “Abliefern, wenn es darauf ankommt”
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