Dr. René Paasch: Warum Geld nicht glücklich macht

Wonach sollten wir im Leben und im Sport streben, um glücklich zu werden? Mehr Wissen? Unsterbliche Bekanntheit? Oder doch lieber nach Reichtum? Dicke Autos, große Häuser, teure Klamotten – ein Klischee, das viele Profifußballer auf der Welt erfüllen. Lange Zeit war das auch das Leben der Ex-Weltmeister Benedikt Höwedes und André Schürrle (MAGAZIN 44, S. 16-21, 2020). In diesem Jahr beendeten beide bereits in einem jungen Alter ihre Karriere und rechnen nun in einem Interview mit dem “DFB-Journal” mit den Oberflächlichkeiten im Profi-Fußball ab. Dabei sind die beiden nicht die ersten, die die Eigenheiten dieser Verhaltensweisen im Profifußball kritisieren. 

Seit Jahrhunderten befassen sich Denker mit dieser tiefgründigen und schwierigen Frage: „Was macht uns wirklich glücklich?“ Viele der klügsten Köpfe der Menschheitsgeschichte haben versucht zu verstehen, was uns wirklich Wohlsein verschafft – und fast alle sind daran gescheitert. Doch die moderne Wissenschaft bringt uns die Antwort endlich ein Stück näher. Denn es gibt mittlerweile einige Faktoren, die für unser Wohlbefinden unumgänglich sind. Mit dem vorliegenden Beitrag möchte ich Ihnen Martin Seligman und seine derzeitigen Überlegungen und Erkenntnisse zu den Bedingungen eines gelingenden Lebens näherbringen und dazu meine Erfahrungen im Kontext von Leistungssport in beziehung setzen. Außerdem erfahren Sie, weshalb materieller Wohlstand nicht zu seelischem Reichtum führen kann. 

Zum Thema: Das Streben nach Glück und Wohlbefinden im Fußball 

Glück und inneres Wohlbefinden hängt nicht davon ab, wer du bist oder was du hast, es hängt davon ab, was du fühlst und denkst. 

Dr. René Paasch 

Die „Positive Psychologie“ wurde 1998 von dem Psychologen Prof. Dr. Martin Seligman, University of Pennsylvania, ins Leben gerufen. Mit dem Ziel, zu erforschen, was den Menschen glücklich macht. Glück, Wohlbefinden und Selbstverwirklichung sind Schlagwörter unserer Zeit. Die Glücksforschung beschäftigt sich mit dem Zentralthema „Glück“. Gemessen wird die allgemeine Lebenszufriedenheit, insbesondere durch subjektive Aussagen. Ziel der Glücksforschung ist somit die Erhöhung der Lebenszufriedenheit (Layard, 2005).

Zu “Flourishing” bzw. zum Wohlbefinden tragen fünf voneinander unabhängige Konstrukte bei. Positive Emotionen, Engagement, positive Beziehungen, Sinn, Bedeutung und die Zielerreichung. Glück und Lebenszufriedenheit sind hier nur einzelne Bausteine. Flourishing wird hierbei sowohl mit subjektiven aber auch mit objektiven Indikatoren erhoben. Ziel dieses Ansatzes ist, nicht nur die Erhöhung des Glückempfindens und der Lebenszufriedenheit, sondern insgesamt die Erhöhung von Flourishing. Also dem Gefühl des Wachsens der eigenen Persönlichkeit, in dem man sowohl glücklich und zufrieden mit seinem Leben ist, als auch Sinn und Bedeutung im Leben findet und seine Ziele erreicht.

Interessante Untersuchungen

Der Buchmarkt überschlägt sich förmlich von Ratgebern und erfolgversprechenden Glücksformeln. Selbst Zeitschriften und Zeitungen berichten regelmäßig in großen Aufmachungen davon und kostspielige Vortragsveranstaltungen und Workshops werden allgegenwärtig angeboten. Trotz des großen Interesses an Fragen nach dem gelingenden Leben, nach dem Sinn und Glück, hat sich die wissenschaftliche Psychologie über viele Jahrzehnte eher randständig mit diesen zentralen Fragen beschäftigt. Es ist der große Verdienst Martin Seligmans, mit der Begründung der „Positiven Psychologie“ insbesondere die anwendungsorientierte Forschung in diesem Bereich der Psychologie gestärkt zu haben. Viele Menschen sind heute auf der Suche nach einem glücklicheren Leben und dennoch endet diese Bestrebung nie. Verschreibungspflichtige Medikamente oder zahlreiche Ratgeber sind mittlerweile die schnelle Lösung für alle, die mit Glückseligkeit zu kämpfen haben. Aber was unser allgemeines Wohlbefinden betrifft, schaden solche kurzfristigen Denk- und Verhaltensweisen langfristig oft mehr als sie nützen. So haben unzählige Studien (Munkholm, K. et al., 2019) gezeigt, dass verschreibungspflichtige Medikamente oder fremde Lebenskonzepte meistens nur teilweise oder vorübergehend wirksam sind. Bspw. die Einnahme von Antidepressiva wurde von Prozac, Zoloft und Lexapro in einer Studie untersucht. Hier haben zwar 65 Prozent der Patienten eine signifikante Wirkung bei schwerer Depression zeigen können, jedoch nicht bei einer leichteren oder mittleren Diagnose. Dennoch ist die Zahl weniger beeindruckend, wenn man weiß, dass der Placebo-Effekt bei 55 Prozent der Patienten die gleiche Wirkung erzielte.  Wie hilft man also jenen unglücklichen und suchenden, denen Empfehlungen oder Medikamente nur bedingt helfen? Die Antwort lautet: „Durch gütige und positive Psychologie“. 

So lernten Spieler mit meiner Begleitung aus dem Leistungsfussball, Handball oder im Profisegeln eine Woche lang positive psychologische Übungen kennen, die sich auf Dankbarkeit und Freundlichkeit gegenüber Fremden und Vereinsangehörigen konzentrierten. Und fast alle berichteten, dass sie sich nach der Zeit weitaus glücklicher fühlten. Für einige hielt dieser Effekt sogar bis zu neun Monate lang an. 

Wohlstand

Je reicher man ist, desto glücklicher muss man sein! Denn warum sollten sich ein luxuriöser Lebensstandard und ein Netzwerk aus erfolgreichen und wohlhabenden Freunden nicht positiv auf unser Wohlbefinden auswirken? Nun, aus vielerlei Gründen. Vergleicht man das Bruttoinlandsprodukt verschiedener Länder mit dem allgemeinen Wohlstandsniveau, erkennt man zum Teil schockierende Diskrepanzen (Boarini, Rohansson, Mira d’Ercole, 2006):  Im Allgemeinen stehen das BIP eines Landes und die Lebenszufriedenheit seiner Bewohner in einem positiven Verhältnis zueinander. Doch eine genauere Untersuchung offenbart einige seltsame Anomalien.  So erzielen lateinamerikanische Länder weitaus bessere Ergebnisse bei der Lebenszufriedenheit, trotz niedrigerer Bruttoinlandsprodukte. Postkommunistische Länder hingegen verzeichnen zwar höhere BIPs, schneiden bei der Lebenszufriedenheit aber unterdurchschnittlich ab. Und die Lebenszufriedenheit in den USA hat sich seit 50 Jahren nicht verbessert, obwohl sich das BIP in dieser Zeit verdreifacht hat. Warum ist das so? Diese Frage können wir beantworten, wenn wir uns einmal genauer anschauen, wie es berechnet wird. Das Bruttoinlandsprodukt ist lediglich ein Maß für die produzierten und konsumierten Güter und Dienstleistungen in einer Gesellschaft. Dabei ist es ganz egal, ob diese Produkte und Dienstleistungen das Wohlbefinden der Menschen steigern oder verringern. Ein sprunghafter Anstieg des Antidepressiva-Konsums führt beispielsweise dazu, dass mehr Menschen ihrer Arbeit produktiv nachgehen können. Und längere Arbeitswege erhöhen die Ausgaben für Reise und Transport. Beide Entwicklungen steigern das BIP, obwohl sie auf eine Verschlechterung der Lebensqualität hindeuten.  

Der Reichtum, den das BIP misst, kann uns zwar mit materiellen Dingen und bequemen Dienstleistungen versorgen, aber er allein erfüllt kein menschliches Wohlbefinden. Positive Emotionen, Engagement, Sinn, Erfolg und soziale Beziehungen entstehen nicht ausschließlich durch Geld und Konsum. Im Gegenteil: Reichtum beeinflusst menschliche Beziehungen mitunter sogar negativ, da wir lernen, uns mehr aufs Geld zu verlassen als aufeinander. Daher sollten Sie materiellen Reichtum niemals über die eigentlich wichtigen Elemente ihres Wohlbefindens stellen. In der Hoffnung, dass sie dem Geld schon folgen werden. So funktioniert das Glück einfach nicht. 

Intelligenztest  

Wir haben bereits festgestellt, dass Erfolg eine wichtige Säule unseres Wohlbefindens ist. Aber wie lassen sich die Erfolgschancen einer Person sinnvoll messen? In der Vergangenheit haben Wissenschaftler oft IQ-Tests benutzt, um über die Intelligenz einer Person ihren Erfolg vorauszusagen. Aber dieses Messverfahren birgt einige Probleme. Zum einen ignorieren IQ-Tests eine ganze Reihe von Charaktereigenschaften, die für persönlichen Erfolg entscheidend sind, zum anderes gibt es vier Eigenschaften, die man typischerweise mit erfolgreichen Menschen in Verbindung bringt: schnelles Denken, schnelles Lernen, die Fähigkeit, Aufgaben vorausschauend zu planen und zu revidieren und ein angemessener Leistungseinsatz bei verschiedenen Tätigkeiten.  IQ-Tests legen großen Wert auf eine einzige dieser Eigenschaften: schnelles Denken. Deren Ergebnisse korrelieren deshalb meist gut mit jenen von Reaktionszeitübungen. Eine typische Reaktionszeitübung wäre diese: Ein Sportler sitzt vor einer Tafel mit einem Licht, eines links und eines rechts. Er soll den linken Knopf drücken, wenn das Licht grün leuchtet, und den rechten Knopf, wenn das Licht rot leuchtet – und zwar so schnell wie möglich. Je besser Sportler bei dieser Aufgabe abschneiden, desto besser schneiden sie in der Regel auch bei einem IQ-Test ab. Doch die übrigen drei Erfolgsmerkmale werden bei typischen IQ-Tests nirgends abgefragt. 

Um die Erfolgschancen einer Person akkurat zu messen, musste man deshalb völlig neue Testansätze entwickeln, die alle vier erforderlichen Charaktereigenschaften berücksichtigen. Duckworth und Seligman (2005) haben einen solchen Testkomplex zur Selbstdisziplin entwickelt. Er umfasst die Impulsivitätsskala von Eysenck, einen Ja/Nein-Fragebogen zur Messung der Impulsivität. Bei der Selbstkontrollskala kann eine Punktzahl von eins für maximal disziplinierte Personen bis sieben für maximal Impulsivität vergeben werden. Ergänzend kommen Tests zum Belohnungsaufschub hinzu. Diese messen wie gut sie darin sind, eine unmittelbare Befriedigung zurückzustellen, um sich so größere Befriedigung in der Zukunft zu verschaffen. 

Flourishing 

Sein eigenes Glück und Wohlbefinden steigern – das ist doch ein eindeutiges Ziel, oder? Versucht man aber zu definieren was Glück und Wohlbefinden wirklich bedeuten, wird die Sache gleich viel komplexer.  Selbst Philosophen haben sich mit der Frage nach dem Glück seit jeher schwergetan. So meinte Aristoteles, dass alle unsere Handlungen darauf abzielen, unser Glück zu maximieren. Freud hingegen war überzeugt, dass wir weniger nach Glück streben, als vor unseren Ängsten davonlaufen.  

Jede dieser Theorien hat also eine spezifische Vorstellung vom Glück. Trotzdem gelingt es keiner davon, dass unglaublich komplexe Phänomen in all seinen Nuancen zu erfassen. Unser Glück, Wohlbefinden und unsere Lebensfreude lassen sich nicht auf ein paar einzelne Variablen reduzieren. Unser Berufsfeld sucht in diesem Wirrwarr an Faktoren nach messbaren wissenschaftlichen Variablen, um menschliches Glück und Wohlbefinden zu verstehen. Das ist keine leichte Aufgabe. In der Vergangenheit erwiesen sich viele Ansätze um menschliches Wohlbefinden zu messen, als mangelhaft.  Gibt man bspw. Sportlern einen Fragebogen zu ihrer Lebenszufriedenheit, misst man nachweislich eher ihre aktuelle Stimmung als ihr grundlegendes Glücksniveau.  Hingegen nutzt die „Positive Psychologie“ verlässliche Methoden. Durch ihren empirischen und innovativen Ansatz ist die „Positive Psychologie“ heute fest im wissenschaftlichen Denken verankert. Die aussagekräftige Theorie des Wohlbefindens hat fünf Elemente und jedes davon hat drei Eigenschaften (Seligman, 2011, 2015). Die fünf Elemente sind: 

Positives Gefühl, Engagement, Sinn, positive Beziehungen und die Zielerreichung. Jedes Element des Wohlbefindens muss wiederum drei Eigenschaften aufweisen, um als Element zu gelten: 

1. Es trägt zum Wohlbefinden bei.

2. Benötige ich die Erfüllung meiner Vorstellung, um wahrhaftiges Wohlbefinden zu erlangen oder um eines der Elemente zu erhalten?

3. Es lässt sich unabhängig von den anderen Elementen definieren und messen.

Die fünf Säulen des Wohlbefindens 

Wie definieren wir Wohlbefinden, so dass es sich objektiv bewerten lässt? 

Die „Positive Psychologie“ hat dazu fünf Schlüsselelemente aufgedeckt, die alle eine entscheidende Rolle für unser Glücklichsein spielen. 

Positive Emotionen

Positive Emotionen beziehen sich auf die großen Gefühle, die wir alle gern verspüren: Freude, Vergnügen, Ekstase und so weiter. Für eine positive Beeinflussung ist allerdings nicht die Intensität der Empfindung wichtig. Es geht darum, regelmäßig positive Emotionen zu erfahren. Hierbei kommt es auf das Verhältnis von negativen und positiven Empfindungen an. Soll heißen, wenn wir trotz negativen Gefühlen dennoch Freude oder ein anderes positives Gefühl haben können, wirkt sich das auf unser gesamtes Wohlbefinden aus. Der Schlüssel für positiven Emotionen ist, die Fähigkeit sowohl positive als auch negative Emotionen gleichzeitig empfinden zu können. Erleben Sie all diese Emotionen regelmäßig? Wenn ja, dann sind Sie dem guten Leben schon sehr nahe.  

Leseempfehlung: 

Engagement
Sie hat etwas mit einer Erfahrung zu tun, die Psychologen heute „Flow“ nennen. Kennen Sie den tranceartigen Zustand, wenn Sie völlig in einer Aufgabe oder während des Wettkampfes vertieft sind? Dieser wird als „Flow“ bezeichnet. Ob Sie nun kreative Prozesse anwenden oder Sport betreiben: Wenn Sie etwas tun, das Sie lieben, vergeht die Zeit oft wie im Flug und Sie vergessen dabei sich selbst. 

Leseempfehlung: 

Sinn

Er umfasst das Gefühl, dass die eigenen Tätigkeiten einem übergeordneten Ziel oder Prinzip folgen, an das man glaubt. Egal ob wir uns für soziale Gerechtigkeit im Sport, die Umwelt oder unsere Freunde einsetzen – wenn wir in unseren Aufgaben einen klaren Sinn erkennen, erfüllt uns das mit Stolz und Zufriedenheit. Außerdem hat die „Positive Psychologie“ zwei weitere Variablen identifiziert, die unser Glücksgefühl prägen: Erfolg und positive Beziehungen.  

Leseempfehlung:

Zielerreichung

Persönliche Erfolgserlebnisse sind ein entscheidender Faktor für unser Glück – egal ob im Sport, bei unseren Hobbys oder in unserem Sozialleben. Wenn wir etwas erreichen, verstärkt das unser Wohlbefinden. 

Leseempfehlung:

Positive Beziehungen

Sie beinhalten ein abwechslungsreiches Sozialleben voller Menschen, die man liebt und denen man vertraut. In der „Positiven Psychologie“ geht es um „andere Menschen“. Nur sehr wenig von dem, was positiv ist, ist einsam! Haben Sie enge Beziehungen zu anderen Teamkollegen oder wann haben Sie im Kreise Ihrer Liebsten schon einmal lautstark gelacht? Oder wann waren Sie das letzte Mal ungemein stolz auf die Teamleistung? Auch ohne die näheren Umstände dieser Höhepunkte Ihres Lebens zu kennen, weiß ich, wo sie stattfanden: Sie alle ereigneten sich in Zusammenhang mit anderen Personen. 

Dann verfügen Sie über das beste natürliche Antidepressivum. Es ist eigentlich keine Überraschung, dass Menschen mit guten Beziehungen weitaus glücklichere Leben führen.  Die „Positive Psychologie“ lehrt uns, unser Wohlbefinden zu steigern, indem wir diese fünf Variablen optimieren. Nun kennen wir also die fünf Säulen des Wohlbefindens. Je früher man sie ins eigene Leben und im Sport integriert, desto größer sind die Chancen auf langfristiges Wohlbefinden. 

Anregungen für Sie und Ihren Verein 

Sportler und Vereine profitieren enorm von simplen Übungen der „Positiven Psychologie“. Selbst einfache Übungen können helfen, glückliche und erfüllte Personen aus Ihnen zu machen ohne sich über materielle Dinge zu definieren. 

Leseempfehlung: 

Nehmen wir die „Drei schöne Dinge-Übung“: Dabei sollen sich Spieler eine Woche lang vor dem Schlafengehen kurz Zeit nehmen, um drei Dinge zu notieren, die tagsüber schön waren oder gut liefen. Dann sollen sie folgende Frage beantworten: „Warum ist diese gute Sache passiert?“ 

Egal ob sie im Training konzentrierter waren oder sich selbstwirksam wahrgenommen haben. Diese einfache Übung zeigt, wie sich gute Entscheidungen in positive Erfahrungen verwandeln. Das wiederum motiviert in der Zukunft mehr solcher Entscheidungen zu treffen.  

Weiteres Übungsmaterial

Eine weitere grundlegende Übung der „Positiven Psychologie“ ist die sogenannte Freundlichkeitsübung. Dabei überlegen sich Ihre Spieler, Trainer und Vereinsangehörige für den nächsten Tag eine nette Geste. Sie überraschen dann zum Beispiel den ehemaligen Trainer oder Mentor mit einem Besuch oder überreichen einem Freund ein kleines Geschenk. Wichtig ist, dass Sie beobachten, wie sich das Ganze auf ihre Stimmung auswirkt. Diese Übung macht Ihnen bewusst, wie kleine Nettigkeiten Sie selbst und andere glücklich machen können. „Positive Psychologie“ funktioniert in allen Altersklassen. In der Partnerschaft, Trainer-Spieler-Beziehung, aber auch in Momenten im Sport gibt es viele Gelegenheiten, um das positive Denken zu üben. Beispielsweise üben wir im Mannschaftstraining mithilfe von klassischen Texten und Verhaltensweisen auf dem Platz Resilienz und Charakterstärke. Abstiegskampf, Verletzungen, Vertragsauflösung, Karriereende zu erfahren und zu lesen, ist ziemlich deprimierend. Aber im Team analysierten die Spieler die positiven Eigenschaften aller Hauptfiguren, dass Stärken sowohl eine gute als auch eine Schattenseite haben.  Solche und ähnliche Lehrstrategien können auch im Fußball und in anderen Disziplinen genutzt werden. Eigene Erfahrungen mit Mannschaften waren bereits Gegenstand meiner Arbeit – mit großartigen Ergebnissen: Spieler einer Mannschaft, die an psychologischen Übungen teilnahmen, fühlten sich danach weniger destruktiv. Außerdem waren sie motivierter und hatten weniger Verhaltensprobleme als ihre Mitspieler. Ich konnte feststellen, dass Spieler und sogar Trainer oft das beste Feedback zu Ihren Übungen bekommen. Manche bezeichnen sie sogar als wichtigster Begleiter im Leistungssport. 

Was Sie weiterhin umsetzen sollten: Seien Sie dankbar! Ein paar einfache Übungen genügen, um Ihr Wohlbefinden merklich zu steigern – Dankbarkeit trainieren ist eine davon. Sie können zum Beispiel einen kurzen Dankesbrief an jemanden verfassen, der Ihnen etwas geholfen hat, ohne eine Gegenleistung zu verlangen. 300 Worte sollten ausreichen, um in klaren Worten zu erklären, wie sich die Hilfe auf Ihr Leben ausgewirkt hat und warum Sie noch immer oft darüber nachdenken. Lassen Sie den Empfänger den Brief in Ihrem Beisein lesen – und beobachten Sie wie eine kleine Geste positive Gefühle bescheren kann. 

Fazit

Seit Jahrhunderten forschen Menschen in diesem Themengebiet, was ein glückliches und erfülltes Leben ausmacht. Heute ist sich die Wissenschaft sicher: Reichtum, fremde Lebenskonzepte und ein hoher IQ sind es nicht. Die wahren Säulen unseres Wohlbefindens sind positive Emotionen, Engagement, Sinn, Erfolg und soziale Beziehungen. Einfache Übungen und Ansätze aus der „Positiven Psychologie“ helfen diese Säulen zu stärken und uns ein besseres (Sportler)leben zu ermöglichen. Nicht jeder wird der kritischen Bewertung der Lebenszufriedenheitsforschung zustimmen, hat sie doch viele wichtige und einflussreiche Erkenntnisse hervorgebracht. Wie wir Glück und Wohlsein im Leben und Fußball erhalten, ist aus meiner Sicht ein inspirierendes, aktuelles, wissenschaftlich basiertes Thema und es fordert – auch kritische Stimmen – heraus. Man kann die Auseinandersetzung mit den Inhalten daher eine breite Leserschaft im Sport nur wünschen.

Mehr zum Thema:

Literatur 

  1. Duckworth, A. L. & Seligman, M. E. P. (2005): Self-discipline outdoes IQ predicting academic performance in adolescents. Psychological Science, 16, 939-944.
  2. Layard, R. (2005): „Die glückliche Gesellschaft — Was wir aus der Glücksforschung lernen können“, Campus Verlag, Frankfurt a.M./New York
  3. Munkholm, K. et al. (2019): Considering the methodological limitations in the evidence base of antidepressants for depression: a reanalysis of a network meta-analysis (BMJ, 2019). Studie lesen: https://bmjopen.bmj.com/content/9/6/e024886
  4. Seligman M. (2011): „Flourishing – A New Understanding of Happiness and Well-being – and How to Achieve Them”, Nicholas Brealey Publishing. London, Boston
  5. Seligman, M. (2015): Flourish – Wie Menschen aufblühen. Die Positive Psychologie des gelingenden Lebens. München: Kösel-Verlag.
  6. Romina Boarini, R. Asa Johansson, A. Mira d’Ercole, M.M. (2006): Alternative Measures of well-being. working paper: https://www.oecd.org/social/soc/36165332.pdf 

Internet und Buchempfehlungen: 

Magazin 44 (2020): CDN-Magazin „Egal, was kommt, ich weiß: Es wird gut“ Doppelinterview mit Benedikt Höwedes und André Schürrle, Seite 16 -21. Magazin lesen: https://nationalspieler.dfb.de/fileadmin/template/magazine/CdN_Magazin_44.pdf

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Prof. Dr. René Paasch
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