Thorsten Loch: „Monkey Mind“ vs. Donkey Kong

Donkey Kong? Was hat die Figur des Konsolenklassikers mit der Sportpsychologie zu tun? Eine durchaus berechtigte Frage. Jedoch alles der Reihe nach. Worum dreht es sich bei diesen Game? Bei Donkey Kong handelt es sich um den Begründer des Jump-„n“-Run-Genres und zählt zu den beliebtesten Arcade-Spielen der 1980er Jahre. Der Spieler schlüpft in die Rolle des Tischlers Jumpman, der seine Freundin Pauline aus den Fängen des Gorillas Donkey Kong befreien muss. Dazu gilt es, in den einzelnen Spielstufen das jeweilige Ziel zu erreichen, indem man den gestellten Fallen ausweicht und den mit Hindernissen gespickten Weg überwindet. Um dies zu schaffen, kann Jumpman nicht nur Laufen und vertikal Klettern, sondern auch Springen. Je nach erreichter Spielstufe werden die an den Spieler gestellten Herausforderungen immer schwieriger und Jumpman kommt wortwörtlich nicht zur Ruh. Man läuft, springt hin und her und versucht unter anderem den rollenden Fässern zu entkommen. In solch einer Sequenz, wenn die Anforderungen unser Können vermeintlich überschreiten, kommt es darauf an, dass unser „Monkey Mind“ nicht die Kontrolle übernimmt und uns daran hindert, optimale Leistung abzurufen. An dieser Stelle nehmen wir die Ausfahrt und nehmen die Sportpsychologie mit. Denn: Vergleichbar mit einer Wettkampfsituation aus dem traditionellen Sport muss der (E-)Sportler im Hier & Jetzt sein, um erfolgreich agieren zu können (vgl. dazu meinen Text über den Leichtathleten Florian Reuß unter diesem Beitrag).

Zum Thema: Wie schaffe ich es, in stressinduzierten Situation meinen Monkey Mind zu kontrollieren, um in letzter Konsequenz den Gorilla zu besiegen?

Der Begriff „Monkey Mind“ steht im deutschsprachigen Raum für Gedankenkarussell. Die englischsprachige Umschreibung klingt zwar fancy, jedoch ist der Begriff schon sehr alt und hat seinen Ursprung aus dem Buddhistischen. Er meint einen unruhigen, unkontrollierten und verwirrten Geist. Wir springen von Gedanke zu Gedanke, gleich einem Affen, welcher von Baum zu Baum springt. Unbeständig und launisch. 

Genauso schwirren unsere Gedanken umher, hindern uns z.B. klare Entscheidungen zu treffen; schüren Zweifel und sorgen dafür, dass wir uns vor/während des sportlichen Wettkampfes Gedanken über die möglichen Konsequenzen machen. Die Gedanken machen sich selbstständig, kreisen ständig um dasselbe Thema, wir ärgern uns und regen uns auf. In letzter Konsequenz verlieren wir den Fokus für das Wesentliche (handlungsrelevante) und müssen Leistungseinbußen in Kauf nehmen (vgl. https://www.die-sportpsychologen.de/2016/07/thorsten-loch-pepe-vom-ruepel-zum-musterprofi/). Das kennst du nicht? Dann lade ich dich zu einem kleinen Experiment ein:

Ein Experiment, um den Gedankenstopp zu üben

Setz dich aufrecht mit geradem Rücken hin. Wenn du eine angenehme Position gefunden hast, in welcher du eine Weile sitzen kannst, nimm kurz deine Umgebung wahr und schließe dann für ungefähr eine Minute deine Augen. Während dieser Minute ist deine einzige Aufgabe, deine Aufmerksamkeit auf die bewusste Wahrnehmung deiner Atmung an deinen Nasenflügeln zu lenken. Du brauchst nichts Weiteres tun, als während dieser Zeit dein Bewusstsein kontinuierlich auf die Empfindung beim Ein- und Ausatmen auszurichten – und zwar in einer offenen, neugierigen Art und Weise. Einfach wahrnehmen und schauen, was du für eine Erfahrung in dieser einen Minute machst.

Und? Wie war es für dich? Ist es dir gelungen? Eine solche kurze und einfache einminütige Achtsamkeitsübung kann eine ganze Reihe von unterschiedlichen Sinneserfahrungen, Gedanken und Emotionen auslösen und wunderbar veranschaulichen, wie unser Bewusstsein die Eigenschaft hat, sehr schnell von einem Gedanken zum nächsten, von einem Ort zum anderen, von der Vergangenheit in die Zukunft und in die Gegenwart zu springen. Wenn es dir so oder so ähnlich erging, dann war dein Gedankenkarussell in voller Fahrt. Und hier wird es sehr deutlich, dass ein solches Springen, besonders während eines Wettkampfes einen daran hindert, an sein Leistungspotential zu gelangen. 

Achtsamkeitsbasierte Interventionen

Um etwa mit Wettkampfangst umzugehen, gibt es In der Sportpsychologie im Wesentlichen zwei Wege: Eine weitverbreitete Lösung aus kognitiv-behavioralen Sichtweise ist der systematische Aufbau von Selbstwirksamkeit mittels der inhaltlichen Veränderung der kognitiven Prozesse. Es wird dadurch möglich, Verhalten zu ändern, indem man die zugrundeliegenden Prozesse (Gedanken) verwandelt. So wird der Versuch unternommen, in einer sehr sachlichen Art und Weise, die Kontrolle über Kognitionen und Emotionen zu gewinnen und eine Leistungssteigerung zu provozieren. Im Gegensatz dazu stehen die achtsamkeitsbasierten Interventionen. Primäres Ziel hier ist es nicht Kognitionen, Emotionen und körperliche Empfindungen zu kontrollieren, sondern die Beziehung zu ihnen zu verändern. 

Thorsten Loch

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Achtsamkeit als eine der edlen Wahrheiten des Siddhartha Gautama (Buddha) hat zum Ziel, die Reduktion von Leiden und das Anstreben von Glück. Rechte Achtsamkeit bedeutet im buddhistischen Kontext die Bewusstwerdung von äußeren und inneren Sinnesreizen, ohne die kontrollieren zu wollen. Rechtes, achtsames Sein beinhaltet, ganz im Hier & Jetzt zu sein, ohne sich in der Vergangenheit oder Zukunft zu verstricken. Ein wesentliches Detail ist hierbei, dass im Buddhismus sechs Sinnesorgane unterschieden werden:

  • Auge
  • Ohr
  • Nase
  • Zunge
  • Tastsinn
  • Denkorgan

Dies ist insofern von Bedeutung, denn nach der Vorstellung der Buddhisten können die inneren Vorgänge wie Emotionen und Kognitionen genauso als Sinneseindrücke wahrgenommen werden wie äußere. Primär geht es also um die Bewusstwerdung von Affekten, Empfindungen und Denkinhalten. So gelangt man zu dem Punkt, dass “rechte” Achtsamkeit als eine Art Bewusstseinszustand definiert werden kann. Die Fähigkeit, möglichst häufig in jenen Bewusstseinszustand zu gelangen, wird mit der Fertigkeit erreicht, den unruhigen und abschweifenden Geist zu kontrollieren. Dies wird als die höchste Konzentration verstanden und kann mittels verschiedenen Meditationstechniken trainiert werden. 

Fazit 

Achtsamkeit als allgemeiner Wirkfaktor für die verschiedenen „Problemstellungen“ im sportlichen Kontext scheint aus theoretischen Überlegungen Sinn zu machen, da es eine Anzahl von leistungsmindernden psychischen Faktoren gibt (z.B. Wettkampfangst), welche mittels achtsamkeitsbasierte Interventionen beeinflusst werden können. Der vorliegende Beitrag soll als ein Einstieg in den Bereich Mindfullness verstanden werden, um im weiteren Verlauf der Reihe vertieft auf die Wirkungsweisen und Möglichkeiten zu Training der Achtsamkeit einzugehen. Man lernt bekanntlich nie aus und wir im Netzwerk freuen uns über einen Austausch diesem spannenden Bereich.

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