Markus Gretz: Ein gesunder Umgang mit Ungewissheit

Wenn Menschen mit Ungewissheit konfrontiert werden, entwickeln die meisten Angst und Unbehagen. Gerade in der aktuellen Situation ist Ungewissheit und Unsicherheit ein großes Problem für viele Menschen. Werde ich meinen Job behalten? Wie wird das nächste Jahr wirtschaftlich aussehen? Kann ich wie gewohnt in den Urlaub fahren? Ist das Corona-Virus für mich oder meine Angehörigen gefährlich? Auch für viele Sportler ist die aktuelle Situation von Ungewissheit geprägt. Werde ich dieses Jahr an Wettkämpfen teilnehmen? Habe ich nächstes Jahr immer noch die Chance auf die olympischen Spiele? Werde ich in der nächsten Saison einen Vertrag bekommen? Die Sportpsychologie bietet einige Strategien wie man mit Unsicherheiten und der Angst vor dem Ungewissen umgehen kann.

Zum Thema: Ungewissheit – Ein Zukunftsphänomen

Wenn wir in die Zukunft blicken, begegnen uns immer wieder Ungewissheiten. Genau genommen ist in der Zukunft alles ungewiss. Keiner kann zu hundert Prozent vorhersagen, was die Zukunft bringt. Es ist eine Wahrscheinlichkeitsrechnung, mit der wir in die Zukunft schauen und Pläne schmieden. Wir versuchen also eigentlich immer Wahrscheinlichkeiten abzuwägen, wenn wir uns die Zukunft ausmalen. Angst lässt uns dabei aber oft nicht rational denken, indem die Emotion uns dazu bringt, immer wieder über einen möglichst schlimmen Ausgang nachzudenken. Dadurch hilft die Angst, uns auf schwierige Situationen vorzubereiten. Diese Vorbereitung ist teilweise sinnvoll, sie kann aber über lange Zeit sehr belastend werden. 

Ich weiß, dass ich nicht weiß.

Sokrates

Deshalb kann es helfen, bewusst in die Rationalität zurückzukehren und die Wahrscheinlichkeiten abzuschätzen. Am besten nimmt man sich einen Zettel und schreibt die möglichen Szenarien auf und schätzt dann die Wahrscheinlichkeiten. Dadurch wird einem oft bewusst, dass der schlimmstmögliche Ausgang, mit dem man sich so sehr beschäftigt hat, gar nicht so wahrscheinlich ist.

Das Wunschergebnis im Blick

Vielleicht fällt mir bei der Betrachtung der möglichen Szenarien auch ein besonders positiver Ausgang auf? Dann sollte man sich dieses Wunschergebnis intensiv ausmalen und sich ähnlich wie auf das Horrorszenario vorbereiten. Damit steigt im besten Fall wieder die Vorfreude auf die mögliche Zukunft.

Markus Gretz

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Ein anderer Ansatz ist die Fokussierung auf das Hier und Jetzt. Keiner kann direkt die Zukunft verändern. Jeder hat nur einen Einfluss auf das, was er aktuell tut. Wenn wir Ziele haben, können wir zielgerichtete Handlungen ausführen. Aber ob das Ziel erreicht wird, liegt oft an vielen Faktoren. Wenn wir eine zielgerichtete Handlung ausführen, steigt aber wieder die Wahrscheinlichkeit für unser Wunschszenario. Zu lernen im Hier und Jetzt zu sein, ist deshalb eine wichtige Aufgabe für Sportler. Achtsamkeitstraining ist dafür eine tolle Methode. Dabei will ich die aktuelle Situation mit allen Sinnen erfassen und meine Gedanken auf die Handlung, die ich in diesem Moment ausführe, fokussieren. Damit werden die Gedanken weg von der Unsicherheit und der damit verbundenen Angst gelenkt.

Angst ist normal

Oft ist es auch wichtig, die Angst und die Unsicherheit anzunehmen und darauf zu hören. Es ist nämlich ganz normal, Angst vor dem Ungewissen zu haben. Was will mir meine Angst sagen? Woher kommt die Angst? Worauf sollte ich in nächster Zeit achten? Durch welche Handlung kann ich die Unsicherheit reduzieren? 

Vielleicht ist die Angst sogar ein Geschenk, weil sie mir hilft, mich auf mögliche Schwierigkeiten vorzubereiten. Wenn ich die Angst als Gegner sehe und sie bekämpfen will, wird meist die Angst immer größer, weil ich dann Angst vor der Angst bekomme. Wenn die Angst aber mein Freund wird, der mir hilft, mich zu schützen, dann kann mir auch die größte Unsicherheit nichts anhaben.

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