Johanna Constantini: Die Erkrankung meines Papas bekommt so einen Sinn

Im September 2020 veröffentlicht Johanna Constantini im Seifert Verlag ihr Buch “Abseits – Aus der Sicht einer Tochter”. Es ist die Geschichte über die Demenzerkrankung ihres Vaters Didi Constantini, der als Fußballspieler zweimal die österreichische Meisterschaft feierte und später zu einem der bekanntesten Trainer der Alpenrepublik (u.a. österreichischer Teamchef, Bundesliga-Trainer bei Mainz 05, FC Tirol Innsbruck, Austria Wien, LASK, FC Superfund) wurde. Mathias Liebing, Redaktionsleiter von Die Sportpsychologen, hat mit Johanna Constantini über das Buch, welches ab sofort vorzubestellen ist (Link), gesprochen:

Johanna Constantini, wie schwer ist es dir gefallen, die Demenzerkrankung deines Vaters als Gegenstand für ein Buch zu nehmen?

Die Demenzerkrankung als Gegenstand zu nehmen, um darauf ein Buch entstehen zu lassen, ist zwar was das eigene Niederschreiben von Erfahrungen angeht emotional, jedoch bringt es auch viel Erleichterung mit sich. Einerseits weil das Aufschreiben als Verarbeitung der Geschehnisse dient, andererseits weil ich so das Gefühl bekomme, die Erkrankung meines Papas und unser Umgang damit bekommen so einen Sinn. Eben, weil wir andere Betroffene erreichen und ihnen eventuell helfen können. Letzteres ist auch meine Absicht, weshalb ich meine Zeilen überhaupt verlegen lassen wollte.

Was ist die größte Überraschung, die die gemeinsame Arbeit an dem Buch hervorgebracht hat?

Überraschungen gab es während dieser Arbeit viele. Vor allem durch die Gespräche, die ich mit Papas Wegbegleitern geführt habe und durch meine eigenen Recherchearbeiten habe ich viel Neues über die Karriere meines Papas und auch seine persönliche Geschichte erfahren. Als Fußball-Laiin wie ich mich bezeichnen würde hatte ich auch als Tochter nicht in jede seiner Spieler- und Trainerstationen Einblick. (Abseits-Positionen kann ich aber im Übrigen und nicht zuletzt dank unzähligen Erklärungen durch Papa selbst erläutern :))

Didi und Johanna Constantini

Glaubst du, dass dieser Weg mit der Erkrankung deines Vaters dich in der Arbeit verändern wird – vielleicht sogar in deiner sportpsychologischen Arbeit?

Auf jeden Fall. So wie ich denke, dass ich mich mit all meinen Projekten und Tätigkeiten stets weiterentwickeln kann. Was die Sportpsychologie angeht, so verstehe ich diese seit jeher als Erweiterung der psychologischen Arbeit, die wiederum stets auf sehr ähnlichen Themen basiert. Auch im Sport geht es nicht vorrangig um die richtigen Atemübungen, sondern meines Erachtens nach ganz prinzipiell um den Erhalt der psychischen Gesundheit. Ich habe selbst noch keine Athleten erlebt, deren „Probleme“, mit denen sie zu mir gekommen, nicht auch aus dem Leben rühren. Ob familiäre Konflikte, Zukunftsängste, finanzielle Sorgen und dergleichen –  Der Sport und die Leistung bilden lediglich das sichtbare Resultat, weshalb es für Sportler überhaupt zu einer Zusammenarbeit kommt.

Speziell der Fußball ist ein Reservat für Alphatiere. Was kann der offene Umgang deines Vaters, dem früheren österreichischen Fußball-Nationaltrainers auf lange Sicht verändern? Und hat er vielleicht schon etwas verändert?

Ich denke, dass das Kundtun eigener körperlicher oder psychischer Leiden immer auch für andere als Beispiel dienen kann, um der Gesundheit mehr Wert beizumessen. In meinem Buch – von dem ich vor der Veröffentlichung im September 2020 noch keine weiteren Details preisgeben darf – geht es jedenfalls vielfach auch darum, was wir als Gesellschaft tun können, um Betroffenen ihr Leben mit einer Erkrankung zu erleichtern. Der Sport – vor allem der Fussball – zählt sich ebenso zu jener Gesellschaft und hat –  was die Akzeptanz von Erkrankungen angeht  – vielleicht sogar etwas mehr Aufholbedarf als andere.

Beschreib doch zum Abschluss den schönsten sportlichen Moment, den du mit deinem Vater teilst.

Davon gibt es sehr sehr viele. Ich muss sagen, dass ich mit meinem Papa nach wie vor sportliche Momente genieße. Wenn wir beispielsweise (und nicht wie momentan durch Corona davon abgehalten) gemeinsam ins Fussballstadion gehen, oder er mich zu meinen Pferden begleitet. Genauso, wie er mich schon früher begleitet hat. Mich bei Trainings für Marathonläufe angespornt oder mit mir Konditions- und Koordinationsübungen vor eigenen Reitturnieren gemacht hat. Sehr schöne Momente erlebe ich auch seit Kindertagen mit ihm gemeinsam bei seinen Kindercamps. Die bilden sicherlich sein berufliches Herzensprojekt und noch heute besuchen wir sie gemeinsam. 

Zur Vorbestellung: https://seifertverlag.at/liest/johanna-constantini-abseits/

Mehr Infos zum Buch: https://www.constantini.at/abseits/

Johanna Constantini

Sportarten: Pferdesport, Laufsport, Wintersport, u.a.

Kontakt: j.constantini@die-sportpsychologen.at

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zur Profilseite: https://www.die-sportpsychologen.de/johannaconstantini/

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Mathias Liebing
Mathias Liebinghttps://www.torial.com/mathias.liebing
Redaktionsleiter bei Die Sportpsychologen und freier Journalist Leipzig Deutschland +49 (0)170 9615287 E-Mail-Anfrage an m.liebing@die-sportpsychologen.de