Mindance startet App für Sportler, Trainer, Funktionäre und Sportpsychologen während der Corona-Krise

Aufgepasst, liebe Sportler, Trainer, Funktionäre und Sportpsychologen: Ab Anfang April ermöglicht das Leipziger Unternehmen Mindance die vierwöchige kostenlose Nutzung einer App für mentales Training. Anmeldeschluss für das Programm ist am 31. März 2020. Warum ist das für euch relevant? Während fast überall der Trainingsbetrieb ruht und auch das individuelle Üben stark eingeschränkt ist, füllt diese App eine Lücke. Sowohl Aktive und Coaches als auch Sportpsychologen und Mentaltrainer haben die exklusive Möglichkeit, diese Technik zu nutzen. Wir von Die Sportpsychologen haben bei Lukas Stenzel, Mitbegründer des Unternehmens, und Henning Thrien, Doktorand an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und u.a. Sportpsychologe des Handball-Bundesligisten SC DHfK Leipzig die wichtigsten Infos eingeholt. 

Henning Thrien bis zum Dienstag, den 31. März, sucht ihr nach Sportlern, Trainern und Funktionären, die vier Wochen eine kostenlose App für mentales Training in der Corona-Krise nutzen wollen. Was können diejenigen erwarten?

Henning Thrien: Eines vorneweg: Wir suchen auch nach Sportpsychologen. Die Sportlerinnen und Sportler erhalten audioangeleitetes Mentaltraining über die Mindance App unter anderem im Bereich Achtsamkeit, Emotionsregulation, Fokussierung und Selbstmanagement. Zusätzlich stellen wir Arbeitsmaterialien und kleine Übungen für den PC bereit, dass zusätzliche Möglichkeiten für eine ausgewogene Trainingsvielfalt in diesen besonderen Zeiten bietet.

Warum ist diese besondere Phase, die nicht nur den Sport lahmlegt, genau der richtige Zeitpunkt für mentales Training? 

Henning Thrien: Wann hat man im Sport mal „Zeit“? Der Hochleistungssport ist ein dauerhaftes „sich auf etwas vorbereiten“ oder „etwas schnellstmöglich verarbeiten“. Aktuell sind wir in einer Phase, in der wirklich Zeit vorhanden ist. Gleichzeitig sind die physischen Trainingsmöglichkeiten begrenzt, in den Spielsportarten ist an sportartspezifisches Training gar nicht zu denken. Da wollen wir für ein wenig Abwechslung und Impulsgebung im Trainingsalltag sorgen. 

Lukas, du bist einer der Mitgründer von Mindance. Schon seit mehreren Jahren an digitalen Werkzeugen rund um das Thema Psychologie. 2019 habt ihr den DFB-Innovationspreis gewonnen. Beschreib doch mal eure Unternehmensidee, euer Team und eure Entwicklung.

Lukas Stenzel: Genau, alleine könnte ich das nie und nimmer. Mindance ist ein ganzes Team von jungen Leuten. Gemeinsam treibt uns das Ziel an, die psychische Gesundheit und mentale Leistungsfähigkeit zu fördern, vor allem in Unternehmen, aber eben auch im Sport – wo dies, in meinen Augen, leider auch immer noch etwas zu kurz kommt. Henning hat mich dann mit Oliver Stoll von der Uni Halle verbunden. Mittlerweile promovieren wir beide dort. Mein Thema ist, wie digitale Hilfsmittel in der Betreuung von Athletinnen und Athleten einen Mehrwert stiften können. Gemeinsam mit Simon Borgmann, haben wir dann letztes Jahr die ersten Piloten im NLZ bei Hansa Rostock, DHfK und der U19 Handball Nationalmannschaft durchgeführt und dabei auch Daten erhoben. Die ersten Erfahrungen waren toll, und auch lehrreich. Unsere Erfahrung ist, das Blended Learning Ansätze – also wenn analoge und digitale Komponenten verbunden werden – am besten funktionieren. Die Mindance App, die Ergebnisse der Piloten und das Potenzial von Blended Learning Lösungen, haben den DFB dann überzeugt. 

In diesem aktuellen Projekt können wir den Rahmen leider nicht durch Workshops oder 1:1-Coachings schaffen. Deshalb versuchen wir zusätzliche Informationen über weiteres Material via Mail und Links zu Videos etc. herzustellen. Und schließlich sind die Sportpscholgen*Innen „vor Ort“, die die Teams und Verbände betreuen, wichtige Kontaktpersonen, im Moment eben über Telefon, Skype, und Zoom. So das wir hoffen, dass wir einen Beitrag leisten können, dass die sportpsychologische Betreuung auch während der aktuellen Zeit, so gut wie möglich, verläuft.  

Mitmachen

#MENTALEFITNESSINUNRUHIGENZEITEN

Liebe Sportlerinnen und Sportler, liebe Trainerinnen und Trainer, liebe Funktionärinnen und Funktionäre,

Die Coronakrise hat in fast allen Lebensbereichen die Normalität aus dem Alltag verschwinden lassen. Auch im Sport ticken die Uhren bedeutend anders als sonst. Die aktuellen Veränderungen lassen viel Spielraum für Ungewissheiten, Sorgen und Ängste. Gleichzeitig ist ein normaler Trainingsbetrieb kaum herstellbar, sodass Sportlerinnen und Sportler aus den unterschiedlichsten Sportarten vor ungeahnte Herausforderungen gestellt werden. Die Sicherstellung ansatzweiser geeigneter Trainingsbedingungen und ein adäquater psychischer/mentaler Umgang mit der aktuellen Situation sind daher derzeit elementare Aufgaben. Dabei wollen wir den Sportlerinnen und Sportlern Unterstützung bieten.

In einem gemeinsamen Projekt der Firma mindance (Gewinner des DFB-Innovationspreises 2019), Arbeitsgruppen der Universität Halle-Wittenberg und Universität Rostock, sowie Sportpsychologen aus dem deutschen Spitzensport bieten wir Athletinnen und Athleten, Vereinen und Verbänden aus ganz Deutschland kostenfrei ein umfangreiches, vierwöchiges Mentaltrainingspaket an.

Der Inhalt umfasst:

  • App-basiertes, audioangeleitetes Mentaltraining (mit strukturierten Trainingsplänen, Konzentrationsübungen, Achtsamkeitstraining,Stimmungs-Monitoring uvm.)
  • Abwechslungsreiches, kognitives Training für Zuhause
  • Arbeitsblätter zu sportpsychologischen Themen wie u.a. Selbstmanagement, Trainingstagebuch und RegenerationsmanagementBei Interesse bitten wir um eine Rückmeldung bis zum 31.03.2020. Die Zusendung der Login-Daten für die App und das weitere Trainingsmaterial erfolgt dann auf dem elektronischen Wege.Kontakt
    Projektleitung: Lukas Stenzel, Simon Borgmann und Henning Thrien
    E-Mail: lukas@mindance.de
    Tel: +4917661761957 (Lukas Stenzel, Sportpsychologe und Mitgründer der Mindance GmbH)

Weshalb ist Leipzig, allen voran das Spin Lab der richtige Ort für eure Unternehmung? Und besteht Raum für andere Sportpsychologen, sich bei euch anzudocken?

Lukas Stenzel: Leipzigs Start-up Szene zeichnet sich vor allem durch die kurzen Wege aus, was natürlich vor allem durch das Spin Lab entsteht. Das Spin Lab hat einfach ein tolles Netzwerk aus Kooperationspartnern sowie Investoren und bietet vielfältige Möglichkeiten der Weiterentwicklung. Wir kooperieren beispielsweise schon lange mit der AOKPlus, die uns in vielen Themen unterstützen. Und die sportpsychologische Komponente ist dann natürlich stark angetrieben durch meine Promotion bei Oli an der Uni in Halle. Aus dieser Kombination ist bisher tolles entstanden. Und ich denke, es kann noch besser werden, insbesondere wenn andere Sportpsychologen andocken. Denn letztendlich geht es ja darum, die Betreuung von Athletinnen und Athleten zu vereinfachen und zu verbessern. Und da können wir noch viel lernen.

Aus eurer Sicht und mit eurer Erfahrung: Welche Chancen bietet die digitale Welt für die Sportpsychologie?

Henning Thrien: Digitalisierung wird in einem Business, dass von der Beziehung von Mensch zu Mensch lebt, immer seine Grenzen haben. Das ist auch gut so, denn niemand von uns will wirklich, dass Algorithmen, Apps oder vorgefertigte Programme das Gesicht der Sportpsychologie darstellen. Aber Sportpsychologen können und sollten unbedingt vom Fortschritt der Digitalisierung profitieren. So Lukas, und jetzt kommst du:

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Lukas Stenzel: Im Moment zeigen unsere Erfahrungen und auch Ergebnisse unserer erster Studien, dass Blended Learning am besten funktioniert. Dabei sind einige Vorteile bereits heute sichtbar. Im Vergleich zu klassischen Ansätzen bieten Apps eine einfache Methode spezifische Daten im Alltag aufzuzeichnen, vor allem aber in Echtzeit zu intervenieren. Also genau an dem Ort und zu der Zeit, wenn es der Athlet braucht: Nachts vor dem Wettkampf, wenn der Athlet nicht einschlafen kann oder eben vor Wettkämpfen, wenn der Sportpsychologe gerade einen Teamkollegen betreut. Dabei ist natürlich immer ein verantwortungsbewusster Einsatz wichtig. Es soll nicht darum gehen, den Athleten zu überwachen oder ihn von einer App abhängig zu machen. Es ist ganz einfach Hilfe zur Selbsthilfe. Die Sportpsychologie hinkt in meinen Augen, zu anderen Disziplinen der Psychologie deutlich hinterher. In der klinischen Psychologie gibt es bereits gut evaluierte Apps beispielsweise zur Linderung von Symptomen der Angst und Depression, darunter auch erste Chatbots. Dennoch geht es meistens um eine digitale Imitierung traditioneller Interventionsansätze. Diesen Step muss die Sportpsychologie erst noch gehen. Danach denke ich, dass die technologische Entwicklung nicht nur die Möglichkeit der Imitierung bereits bekannter analoger Verfahren beinhaltet, sondern vielmehr die Chance, wirklich neue, innovative Ansätze zu entwickeln, die Athleten*Innen und Sportpsychologen*Innen helfen werden.

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Mathias Liebing
Mathias Liebinghttps://www.torial.com/mathias.liebing
Redaktionsleiter bei Die Sportpsychologen und freier Journalist Leipzig Deutschland +49 (0)170 9615287 E-Mail-Anfrage an m.liebing@die-sportpsychologen.de