Anke Precht: Perfektionismus im Sport

Dass es Menschen, die besondere Leistungen erbringen möchten, häufig in den Sport zieht, ist nachvollziehbar. Viele Sportler sind Perfektionisten. Wir wissen von Bobfahrern, die bis ins winzigste Detail an ihrem Material feilen, Hochspringern, die monatelang am perfekten Anlauf arbeiten, Radfahrern, die ihr Material immer wieder optimieren, Fußballern, die ihr Athletiktraining mit Hilfe von immer genaueren Test weiter perfektionieren. Das ist gut. Aber was ist, wenn Rückschläge und Negativerlebnisse kommen? Damit müssen Perfektionisten umgehen lernen, um nicht in einem Teufelskreis zu landen.

Zum Thema: Umgang mit Perfektionisten im Sport

Perfektionistisches Verhalten führt zu immer neuen Höchstleistungen und hilft, immer höhere Ziele zu erreichen. Perfektionisten bleiben nach einem Erfolg nicht zufrieden stehen, sondern loten aus, ob noch mehr geht. Vorausgesetzt, die entsprechenden Sportler sind in der Lage, sich mit der Tatsache, dass sie die Ziele noch nicht erreicht haben, positiv auseinanderzusetzen. Im Ergebnis werden so Rekorde geknackt und bisher unerreichbar Geglaubtes erreicht. 

Perfektionismus ist per se weder gut noch schlecht. Entscheidend ist die Frage, wie mit Fehlern, Misserfolgen oder Rückschlägen umgegangen wird. Im positiven Fall werden perfektionistische Sportler weit kommen.

Die Kehrseite des Perfektionismus

Wer sich am Optimum orientiert, kann extrem selbstkritisch sein. Er sieht bei sich selbst Fehler, die anderen vielleicht gar nicht auffallen – oder die, die andere anders bewerten. Der Angriff im Volleyball bleibt im gegnerischen Block hängen? Während sich mancher Spieler sagen würde, dass das gegen den besten Mittelblocker der Liga schon mal passiert, sucht der Perfektionist nach Wegen, wie er hätte punkten müssen (wäre er nur gut genug gewesen). Während das auf der einen Seite zu noch präziserem Training führen kann (was gut ist), erleben in genau diesen Momenten viele Sportler die Schattenseite ihres Perfektionismus mit Wucht. Nämlich in Form von Selbstvorwürfen, die neben einer kognitiv-verbalen Ebene („Das hätte ein Punkt sein müssen!“, „Wieso schaffe ich das immer noch nicht?“, „Mist, schon wieder!“, „Der nächste muss klappen!“) immer auch eine emotionale Komponente haben. Ärger, Frust, manchmal gar Selbsthass, Scham oder auch Schuldgefühle können auftauchen und wirken sich sofort auf die Leistung aus. 

Während sich nach außen gerichteter Ärger im Sport gut häufig kanalisieren und in Angriffsenergie oder Ehrgeiz umwandeln lässt, führt Ärger gegen die eigene Person immer zu einer Schwächung, die sich ganz häufig schnell in einer verminderten Leistung und höherer Fehlerwahrscheinlichkeit niederschlägt. Also genau in dem, was der perfektionistische Sportler ja gerade zu verhindern versucht. Ein Teufelskreis, den es möglichst schnell zu durchbrechen gilt, wenn sich Sportler nicht blockieren möchten.

Wie können Trainer stärkend mit perfektionistischen Sportlern umgehen?

Da Perfektionisten sich vor allem auf das konzentrieren, was nicht funktioniert hat, sehen sie seltener als andere, was sie bereits erreicht haben. Eine Verbesserung ist nichts, worauf man stolz sein kann, sondern nur ein Schritt auf dem Weg zu einem größeren Ziel (das nie erreicht wird). 

Perfektionistische Sportler brauchen daher klares Feedback, was ihre positiven Leistungen angeht. Weil Stolz auf bereits Erreichtes emotional viel mehr stärkt als frustrierte Selbstkritik und damit auch eine bessere Basis für neues Lernen legt, müssen Trainer diesen Sportlern immer wieder klar sagen, wo sie sich in der letzten Zeit verbessert haben und was gut war. Erst dann gilt es den nächsten Schritt zu besprechen, um noch besser zu werden.

Fokus auf die Stärken legen

Außerdem ist es hilfreich, klare und realistische Teilziele vorzugeben, an denen Fortschritte (!) erkennbar werden. Diese sollten nicht nur im athletischen oder technischen Bereich liegen, sondern auch im mentalen: Nach einem Wettkampf schneller abschalten, Erfolge und positive Entwicklungen schriftlich festhalten (um sie nach und nach mehr wertzuschätzen), sich Feedback von anderen einzuholen für eine realistischere Sicht oder auch Gelassenheit trainieren, wenn zu viel Spannung aufgebaut wird. Hierbei können die Fachleute von Die Sportpsychologen (zur Übersicht; zum Profil von Anke Precht) helfen. 

Macht sich ein perfektionistischer Sportler nach einem guten Training oder einem gelungenen Wettkampf selbst fertig (weil er noch etwas hätte besser machen können), sollte ihn sein Trainer zuerst auf seine Stärken und das Gelungene aufmerksam machen und gemeinsam mit dem Sportler trainieren, auch diese Seite der Medaille zu sehen und wertzuschätzen. Und dann ans Verbessern gehen.

Was sollten Sportler tun, die perfektionistisch sind?

Erst einmal froh sein. Perfektionismus hat viele gute Seiten. Sie können sicher sein, dass sie immer ausreichend selbstkritisch sind und getrieben von der Motivation, sich weiter zu verbessern. Zusammen mit einem Groth-Mindset, also dem Wunsch nach ständigem Wachstum, gepaart mit der Einsicht, dass es normal ist, noch nicht alles zu können und dass manches Zeit braucht, können diese Sportler Grenzen sprengen. 

Lähmt der Perfektionismus emotional, hilft sportpsychologische Arbeit. 

Konkrete Methoden für Perfektionisten 

Positive Selbstansprachen sind hilfreich, Erfolgstagebücher, sowie das Erarbeiten von realistischen Zielen und Teilzielen und einem gesünderen Umgang mit Fehlern und Misserfolgen. Die belastenden Emotionen sollten in diesem Prozess verändert werden, damit Energie frei wird für Training und den Abruf der möglichen Leistung, anstatt in Angst vor weitere Fehlern zu fließen. Dafür gibt es ganz vielfältige Methoden, die Emotionen direkt beeinflussen können. In Gesprächen ist es hilfreich, die Erfahrungen neu zu bewerten und andere Sichtweisen einzunehmen um zu verstehen, dass sich Verbesserungsbedarf unterschiedlich interpretieren und nutzen lassen kann. 

Anke Precht

Diplom-Psychologin/Sportmentaltrainerin

Sportarten: Volleyball, Fußball, Reitsport, Kickboxen, Taekwondo, Bogenschießen, MTB, Rasenkraftsport, Golf, Tennis, Marathon

Kontakt:

+49 (0)163 9215649

a.precht@die-sportpsychologen.de

Zur Profilseite: https://www.die-sportpsychologen.de/ankeprecht/

Zu insgesamt mehr Gelassenheit führt regelmäßige Meditation. Sie hilft beim Fokussieren und führt bereits nach wenigen Wochen Übungszeit zu einer Reduktion negativer Gefühle. Sportpsychologen kennen Anleitungen zum selbstständigen Meditieren, zum Beispiel in Form einer Atemmeditation. Außerdem sind geleitete Meditationen mit Hilfe von Apps erhältlich, zum Beispiel Insight, sowie für die Technikfreaks Meditationssysteme, die zusätzlich zur Anleitung Biofeedback oder Neurofeedback nutzen, zum Beispiel das System von Muse. 

Die Fachleute von Die Sportpsychologen (zur Übersicht; zum Profil von Anke Precht) können konkret und individuell weiterhelfen.

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