Lisa König: Mit mentaler Stärke voll ins Schwarze?

Wer kennt sie nicht? Wenn es um Medaillenentscheidungen geht, sprechen alle von ihr. Wenn Fehler gemacht werden, fragt man sich, wo sie war. Sportler, die gut in Form sind, schreiben ihr einen Teil ihres Erfolgs zu. Es geht um die mentale Stärke. Was beinhaltet aber diese Stärke, von der in fast jeder Fernsehübertragung die Rede ist? Kann man sie trainieren? Und wenn ja, wie?

Zum Thema: Mentale Stärke als Erfolgsfaktor nutzen

Tiril Eckhoff, momentan Weltcup-Führende bei den Biathletinnen, gestand kürzlich in einem Interview bei ARD, dass sie nach jahrelangen Unsicherheiten am Schießstand nun von der Arbeit mit einem Psychologen profitiere. Die Norwegerin konnte in dieser Saison bereits mehrere Rennen nach beeindruckender Lauf- und Schießleistung für sich entscheiden. Ist dies das Ergebnis ihrer neu gewonnenen mentalen Stärke?

Es existieren unzählige Definitionsansätze zur mentalen Stärke. Dabei spielen verschiedene Komponenten eine Rolle und von einer Vereinheitlichung ist man weit entfernt; das Konstrukt scheint einfach zu komplex. Einige Kollegen haben bereits Blogbeiträge zu diesem Thema verfasst (siehe unten bei mehr zum Thema). 

Wie verhält sich ein mental starker Sportler?

James E. Loehr, der viel zum Thema forscht und schreibt, versucht in seinem Buch Die neue Mentale Stärke: Sportliche Bestleistungen durch mentale, emotionale und physische Konditionierung (2010) ein wenig Klarheit zu schaffen. Im Zuge seiner Ausführungen benutzt der Autor Wörter wie „Hartnäckigkeit“, „Belastbarkeit“ und „Beständigkeit“ und formuliert: „Mentale Stärke ist die Fähigkeit, sich ungeachtet der Wettkampfbedingungen an seiner oberen Leistungsgrenze zu bewegen“ (2010, S. 20). Er identifizierte vier Komponenten, die Sportler mit mentaler Stärke ausmachten: Emotionale Flexibilität würde sich im Sport durch Ausgeglichenheit und Freude auf den Wettbewerb zeigen. Sportler könnten gut auf emotionale Veränderungen reagieren und legten großen Kampfgeist an den Tag. Emotionales Engagement würden Athleten zeigen, die unter Druck engagiert und aufmerksam bei der Sache blieben. Dem Autor zufolge zeigten Sportler emotionale Stärke, wenn sie „dem Gegner unter Druck das Gefühl der eigenen Stärke (…) vermitteln und der Stärke des Gegners (…) widerstehen sowie in aussichtslosen Situationen unbeugsamen Kampfgeist an den Tag (…) legen“ (S.19). Wenn ein Biathlet einen Fehlschuss schnell abhaken, mit voller Konzentration weiter den Wettkampf bestreiten und sich auf die nächste Aufgabe fokussieren kann, dann weise er nach Loehr (2010) emotionale Spannkraft auf.

Letztendlich kann man also viele verschiedene Zutaten nehmen, um sich einen mental starken Sportler zu backen. Manche von ihnen scheinen von Natur aus „stark im Kopf“ zu sein, andere wiederum, wie Tiril Eckhoff,  können ihr volles Potential erst mit sportpsychologischer Hilfe ausschöpfen.

Lisa König

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Wie trainiert man mentale Stärke?

Sehr viele Bausteine können dabei helfen, auch mental topfit an den Start zu gehen. Um mit Druck gut umzugehen, Fehler schnell abzuhaken, konzentriert zu bleiben oder emotional ausgeglichen aufzutreten, kann man sportpsychologische Techniken erlernen, anwenden und für sich optimieren. Beispiele für solche Techniken sind Selbstgespräche, Visualisierung oder Entspannungs- und Aktivierungsübungen. Selbstgespräche können helfen, die Aufmerksamkeit wieder auf die wichtigen Dinge zu lenken oder sich durch harte Trainingseinheiten und Rennen zu pushen. Durch Visualisierung können Technik- oder Taktikverbesserungen erzielt werden. Yoga-Übungen oder das Hören von Musik sind Methoden, die gestressten, verärgerten oder verängstigten Athleten helfen können, ihre körperliche Aktivierung zu regulieren.

Im Idealfall können die genannten Techniken allesamt zu einer stabileren mentalen Leistung und zu der viel zitierten mentalen Stärke beitragen. Ein allgemeingültiges Rezept für jeden Sportler gibt es leider nicht. Jeder muss seine individuellen Stärken und Schwächen erkennen, um die Bereiche zu identifizieren an denen er arbeiten möchte. Meine Kollegen (zur Übersicht) und ich (zum Profil von Lisa König) stehen euch bei dieser Identifikation und dem sportpsychologischen Training gerne zur Seite. Folgt gern dem Beispiel von Tiril Eckhoff.

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