Viele Trainer würden gerne hauptberuflich im Hochleistungssport tätig sein. Sei es um mehr Geld zu verdienen, sich ihren Kindheitstraum zu erfüllen oder einfach, um Athleten und Mannschaften bei ihrer Entwicklung zu helfen. Doch egal wie erfolgreich man ist, zum Traineramt gehört vielmehr dazu als nur Fachwissen. Welches spezifische Persönlichkeitsprofil sollten Top-Trainer aufweisen? Dieser spannenden Frage möchte ich in dem nun folgenden Beitrag näher auf den Grund gehen.
Zum Thema: Das Persönlichkeitsprofil von erfolgreichen Trainern
„Nichts motiviert dich als Athlet mehr als ein Trainer, der dich besser machen kann und dir deine Würde lässt. Für einen solchen Trainer gehst du durchs Feuer.“
Dr. René Paasch
Oft zählen bei der Einstellung von neuen Trainern deren bisherige sportliche Erfolge (Mallett, Côté, 2006 & Trudel, Gilbert, 2006) und weniger ihre berufliche Ausbildung oder das Persönlichkeitsprofil. Die persönliche Empfehlung wäre in diesem Zusammenhang wohl treffender. Dennoch müssen angesehene Trainer teilweise um ihren Job fürchten, wenn sie nicht regelmäßig abliefern. Die vorzeitige Kündigungswelle im Profifußball zeigt dies in beeindruckender Weise (Schmidt, S., 2011). Wäre es dann nicht an der Zeit, genauere Profile von erfolgreichen Trainern zu kennen und dies als Maßstab für eine zukünftige Einstellung zu nutzen? Sehen wir uns dies ein wenig näher an:
Eine britisch-australische Untersuchung hat 14 der erfolgreichsten Trainer aus elf Ländern, die in zehn Sportarten aktiv sind, interviewt. Aus diesen Daten geht ein spezifisches Persönlichkeitsprofil hervor. Aus der Befragung mit den Trainern und Athleten ergaben sich drei Kernbereiche, die Erfolgstrainer auszeichnen sollen: Realistische überprüfbare Ziele, sie betrachten und berücksichtigen das große Ganze und sorgen für eine systematische Umsetzung. Zudem setzen sie auf Menschenführung und Verstärker wie Motivation und Glaube. In Stichpunkten zusammengefasst sind folgende Eigenschaften zu erkennen (mod. Mallet et. al. Sport and Exercise Psychology Research 2016):
Vision/Ziele
- eine klare Philosophie und diese einfordern
- langfristige Planung/Anliegen verfolgen
- Komplexität vereinfachen und Teilziele festlegen
- regelmäßiger Soll-Ist-Vergleich
Weiterführende Texte:
Dr. René Paasch: Anliegen statt Ziele – Was Trainer, Funktionäre und Spieler über den Trend wissen sollten (Link)
Dr. René Paasch: Ziele und Motivation (Link)
Trainerphilosophie
- Athleten in den Mittelpunkt stellen
- Werte wie Ehrlichkeit, Respekt und Loyalität leben und einfordern
- Work-Life-Balance für den Athleten und sich selbst ermöglichen
Weiterführende Texte:
Dr. René Paasch: Empathiefähigkeit für Trainer (Link)
Dr. René Paasch: Ein menschlicherer Fußball – wer ist dabei? (Link)
Führung
- Glaube an den Spieler und an sich
- Glaube an das Team
- Führungskompetenz
- Beteiligung bei der Personalwahl
Weiterführende Texte:
Zeitschrift Fußballtraining (6+7 2018): Empathie heißt das Zauberwort (Link)
Dr. René Paasch: Lernen als Führungsperson im Jugendfussball (Link)
Strukturen
- Stabilität und Zuverlässigkeit vorleben
- Organisationsaufbau begleiten und überprüfen
- Unverwechselbare Identität erschaffen
Weiterführende Texte:
Dr. René Paasch: Das Team braucht ein Haus (Link)
Dr. René Paasch: “Mia san mia” – Oder wie eine gemeinsame Identität im Fußball funktioniert (Link)
Fazit
Erfolgreiche Trainer zeigen deutliche Charaktereigenschaften auf. Sie sind zielstrebige Optimisten, die ihren Job mit voller Hingabe leben. Sie können ihre Gefühle und Emotionen kontrollieren und sind emotional-intelligente Leader. Eine klare Vision und akribischer Ehrgeiz sorgen für den notwendigen täglichen Einsatz. Generell sind sie stressresistent und hoffnungsvoll. Sie schätzen den konstruktiven Austausch und sind stetig an Weiterbildung interessiert. Ihnen gelingt der Beziehungsaufbau zu allen Athleten im Team, was in der Praxis nicht zuletzt durch Komponenten wie Zeit- und Erfolgsdruck oder die Kadergröße eine der größten Herausforderungen darstellt. Darüber hinaus sind sie selbstsichere Trainer, die Begeisterung versprühen und motivieren können. Sie sind leistungs- und ergebnisorientiert und trotzdem gelingt es ihnen, in Würde zu führen.
Werden all diese Skills angeboren? Nein, ein entsprechendes Verhalten lässt sich berufsbegleitend optimieren. Meine Kollegen (zur Übersicht) und ich (zum Profil von Dr. René Paasch) stehen gern bereit, um zum Beispiel in Form einer Hospitation oder einer Coach-the-Coach-Zusammenarbeit ganz gezielt zusätzliche Stärken zu entwickeln.
Literatur
Mallett, C. J., & Lara-Bercial, S. (2016): Serial winning coaches: people, vision, and environment. In Sport and Exercise Psychology Research (pp. 289-322). Academic Press.
Mallett, C., & Côté, J. (2006): Beyond winning and losing: Guidelines for evaluating high performance coaches. The Sport Psychologist, 20(2), 213-221. Online: https://journals.humankinetics.com/view/journals/tsp/20/2/article-p213.xml
Trudel, P., & Gilbert, W. (2006): Coaching and coach education. Handbook of physical education, 516-539.
Mallett, C. J., Rossi, T., Rynne, S. B., & Tinning, R. (2016): In pursuit of becoming a senior coach: the learning culture for Australian Football League coaches. Physical Education and Sport Pedagogy, 21(1), 24-39. Online: https://www.tandfonline.com/doi/abs/10.1080/17408989.2015.1072508?journalCode=cpes20
Schmidt, S. (2011). In the Line of Fire: Verweildauer von Bundesligatrainern und CEOs in Deutschland. Eine vergleichende Analyse. EBS Buisness School: Research Paper Series, 11 – 02.
Tippenhauer, A./Strauss, B. (2003). Trainerentlassungen in der Fußballbundesliga, S. 334. In: Bernd Strauss et al. (Hrsg.): Sport goes media Czwalina Verlag: Hamburg
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