Jeder Trainer kennt das Gefühl, wenn die Mannschaft in der ersten Hälfte den Matchplan optimal umsetzt und alles wie von allein zu laufen scheint. Doch nach dem Seitenwechsel ändert sich die Lage. Entweder die eigene Mannschaft verliert den Faden oder der Gegner agiert wie ausgewechselt. Eine brutale Situation, denn als Fußballtrainer hat man nach der Pause kaum noch Möglichkeiten, wirklich tiefgreifende Änderungen zu übermitteln. Anpassungen lassen sich nur punktuell vornehmen – oder aber das Team ist vorbereitet und weiß zum Beispiel auf einzelne Codewörter oder Gesten richtig zu reagieren. Der Schlüssel ist dabei die Kommunikation.
Zum Thema: Kommunikation in schwierigen Spielphasen gezielt einsetzen
Gerade in schwierigen Spielphasen kommt es darauf an, dass die Spieler erkennen und verstehen, was sie zu tun haben. Diese Inhalte müssen also bereits im Training klar kommuniziert und für alle Beteiligten verständlich vermitteln werden. Nur auf diese Weise kann mit der Zeit ein Lernprozess stattfinden, der im Idealfall zu einer besseren und erfolgreicheren Mannschaftsleistung führt. Wenn die Spieler und der Trainer zum Beispiel erkennen, dass die Leistungsfähigkeit oder die Konzentration im Spielverlauf nachlässt, müssen sie geeignete Lösungen finden. Was kann ein Trainer mehr tun, als nur einen Führungsspieler an die Seitenlinie zu holen, um ihn als Sprachrohr zu nutzen oder Anweisungen auf ein Stück Papier zu kritzeln, welches dann von Spieler zu Spieler weitergereicht wird?
Es gibt andere Wege: Um Verhaltensänderungen noch besser zu verdeutlichen, kann die Mannschaft mit dem Trainer bestimmte Vokabeln einführen, die sie zuvor im Training einstudiert haben. So kann zum Beispiel ein bestimmter Name ein Synonym für eine besonders offensive Formation oder ein innerer Wecker sein. Die Spieler wissen sofort, was gemeint ist und verändern das Spiel und Ihre Einstellung dementsprechend. Das kann bei der gegnerischen Mannschaft zu einer Verwirrung führen und das eigene Team ins Spiel zurückholen. Des Weiteren können Sie die Selbststeuerung Ihrer Spieler fördern, indem Sie anerkannte Methoden einsetzen. Auf einige möchte ich nun verweisen.
Selbststeuerung
Vorab aber nochmal grundsätzlicher: Sportpsychologie im Leistungssport Fussball soll die Spieler dabei unterstützen, ihre optimale Leistung zu einem definierten Zeitpunkt abrufen zu können. Dabei sind kognitive Fertigkeiten wie Konzentrationsfähigkeit und Kompetenzerwartung von wesentlicher Bedeutung. Ein Training zur Optimierung dieser Fertigkeiten kann in schwierigen Spielphasen zu einer Erhöhung der Leistungsfähigkeit und einer Steigerung der Fähigkeit zur Selbststeuerung in herausfordernden Situationen führen. Die klassischen und sehr effektiven Methoden der Sportpsychologie sind u.a.
Mentales Training:
- Dr. René Paasch: Mentales Training im Jugendfußball (Link: https://www.die-sportpsychologen.de/2015/06/dr-rene-paasch-mentales-training-im-nachwuchsfussball/)
Training handlungsförderlicher Selbstgespräche:
- Dr. René Paasch: Selbstgespräche machen Beine (Link: https://www.die-sportpsychologen.de/2016/11/dr-rene-paasch-beine-machen-mit-selbstgespraechen/)
Prognosetraining:
- Dr. René Paasch: Selbstwirksamkeit im Fußball (Link: https://www.die-sportpsychologen.de/2015/08/dr-rene-paasch-selbstwirksamkeit-im-fussball/)
Diese können auch auf den beruflichen und privaten Kontext übertragen werden und Menschen dabei helfen, ihre Möglichkeiten zur Selbststeuerung zu optimieren, um in besonderen Situationen leistungsfähig zu bleiben.
Dr. René Paasch
Sportarten: Fußball, Segeln, Schwimmen, Handball, Hockey, Eishockey, Tennis
Kontakt
+49 (0)177 465 84 19
r.paasch@die-sportpsychologen.de
Zum Profil: https://www.die-sportpsychologen.de/rene-paasch/
Fazit
Kommunikation ist neben Selbststeuerung aus meiner Erfahrung heraus das Mittel, dass am häufigsten in schwierigen Spielphasen Unterstützung bieten kann. Wenn Sportler und Trainer miteinander zu tun haben, spielt Interaktion und Austausch eine zentrale Rolle. Denn wir alle kommunizieren, ständig. Für die Kommunikation im Teamumfeld ist wichtig zu wissen, dass Äußerungen stets einen Sachaspekt und einen Beziehungsaspekt besitzen. Jedes Teammitglied gibt neben der reinen Information immer etwas „von sich“ mit, mit dem er oder sie in Beziehung steht. Typischerweise verläuft die Kommunikation im Team wie eine unruhige Stimmungskurve. Zuerst ist die Stimmung bei Erfolg gut und optimistisch, bis erste Schwierigkeiten entstehen. Erst wenn diese gelöst sind, kann es mit einem guten Gefühl produktiv weiter gehen.
Achten Sie bitte daher auf einen respektvollen und wertschätzenden Umgang auf und neben dem Platz. Dabei können feste Synonyme als Trigger in schwierigen Phasen Hilfe zur Selbsthilfe leisten. Für eine erfolgreiche Kommunikation gibt es keinen Knopf. Es genügt nicht, den Sportlern klar zu machen, dass man von ihnen förderliche Kommunikation erwartet, ohne diese selber zu leben. Keiner der genannten Punkte funktioniert einfach so. Zielführende Kommunikation, die trainiert wird, ist das Ergebnis stetiger Arbeit am Team und die Rückmeldung seines eigenen Kommunikationsstils.
Literatur
Lavric, E./Steiner, J. (2011). Wenn er die Sprache kann, spielt er gleich besser – 11 Thesen zur Mehrsprachigkeit im Fußball.
Friedemann Schulz von Thun, F. und Dagmar Kumbier (2010): Impulse für Führung und Training. Taschenbuch: 256 Seiten, Verlag: Rowohlt; Auflage: 2
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