Wer über Borussia Dortmund redet, kommt aktuell nicht an einer Diskussion über unterschiedliche Trainertypen vorbei. Beispielhaft dafür sind die lebende Legende des Vereins, Jürgen Klopp, derzeit in Liverpool erfolgreich und der momentane BVB-Coach Lucien Favre. So wie die Außenwirkung der beiden ist, könnten sie unterschiedlicher nicht sein: Kloppo, strotzend vor Emotionalität, Ausbrüchen und das Herz auf der Zunge liegend und demgegenüber Favre, der stille, in sich gekehrte, analytische Taktikfuchs. Eine perfekte Grundlage, über die Körpersprache für Trainer nachzudenken.
Zum Thema: Körpersprache für Trainer
Kürzlich haben wir uns mit der Wirkung von Körpersprache eines Sportlers auf sich selbst und auf seinen Gegenspieler auseinandergesetzt (Link). Doch inwiefern gilt das ganze eigentlich für die Trainer an der Seitenline, auf der Tribüne, am Beckenrand, an der Strecke…? Ist Dir als Trainer immer bewusst, wie Dein Verhalten eigentlich auf Deine Athleten wirkt? Oder hat es überhaupt einen Einfluss? Eins vorweg: Jeder Trainer ist anders und das ist auch gut so! Genau deshalb muss jeder für sich seinen Weg finden, seinen Körper und die Sprache, die er damit aussendet, bestmöglich einzusetzen.
Besonders bei jungen Athleten stellt der Trainer oder die Trainerin eine Art Elternfigur dar. Nicht selten wohnen Sportler weit von zu Hause weg, verbringen viel Zeit mit dem Trainerstab, bekommen viele Dinge von ihnen beigebracht und können sich in schwierigen Zeiten vertrauensvoll an sie wenden. Sie erwarten Lob und Anerkennung von ihren Trainern – genau wie von den Eltern. Das gibt Selbstvertrauen, motiviert und bestärkt sie in ihrem positiven Handeln.
Der Einfluss auf Sportler
Wir wissen: Menschen senden nicht nur verbale, sondern auch nonverbale Signale aus – eben durch Mimik und Gestik. Was Trainer oft nicht mitbekommen: Ihre Schützlinge orientieren sich kontinuierlich an ihrem verbalen und nonverbalen Feedback, sowohl im Training als auch im Wettkampf oder Spiel. Die meisten Sportler fühlen sich bestärkt, wenn der Trainer klatscht, die Faust ballt, mit dem Kopf nickt… viele werden verunsichert, wenn der Trainer den Kopf hängen lässt oder schüttelt, sich wegdreht, die Augen verdreht. Letztendlich bleibt festzuhalten: Die Körpersprache des Trainers, ob positiv oder negativ, kann sich fördernd oder hemmend auf die Körpersprache und die Performance des Athleten auswirken.
Gibt es also ein Rezept, wie ich als Trainer auftreten sollte? Ganz ehrlich, wenn es eines gäbe, könnten wir nicht so wunderbar viele Trainertypen beobachten! Jeder Mensch ist unterschiedlich. Zum einen haben die Coaches eine Komfortzone, Temperament und Charakter, der sich in ihrer Führungsweise und ihrem Auftreten widerspiegelt. Zum anderen nimmt jeder Sportler seinen Gegenüber unterschiedlich wahr und reagiert anders auf ihn. Einige Athleten spiegeln beispielsweise die enttäuschte Körperhaltung des Trainers, andere hingegen fühlen sich davon beflügelt, es besser zu machen und strengen sich noch mehr an.
Praxistipps zur Körpersprache von Trainern
Jede Mannschaft, jeder Sportler, jede Trainerin ist individuell. Um miteinander erfolgreich zu werden, ist es wichtig zu wissen, wie der Gegenüber tickt, wie viel aufmunterndes Klatschen er braucht und wie viel Augenverleihern er verträgt. Aber wie findet Ihr das heraus? Ganz einfach… darüber sprechen und ehrlich sein!
Wer unseren ersten Blog zum Thema schon gelesen hat (Link), der kennt einen ersten guten Schritt zum Bewusstmachen der eigenen Außenwirkung: Videomaterial ansehen. Man kann so erkennen, dass die Sportler viel mehr von einem selbst wahrnehmen, als man annimmt. Dazu ein Beispiel: Der Basketballtrainer regt sich über einen Spieler auf, der aus seiner Sicht einen viel besseren Pass hätte spielen und damit den Spielzug erfolgreicher hätte gestalten können. Dies macht sich dadurch bemerkbar, dass er die Hände über dem Kopf zusammenschlägt, in die Hocke geht und ein „Maaaaan ey“ ausruft. Doch was er in dem Moment nicht bemerkt ist, dass dieser Sportler schon angefangen hat, das Verhalten seines Trainers, was er im Augenwinkel wahrgenommen hat, zu interpretieren.
Sicherheit geben, Missverständnisse ausräumen
Sicherlich soll ein Sportler lernen, was er hätte besser machen können. Jedoch können ein solches Trainerverhalten und die damit verbundene Botschaft nicht detailliert und unverzerrt an seinen Empfänger gelangen. Nehmt Euch nach dem Spiel – oder besser in einer kurzen Pause – Zeit, bestimmte Verhaltensweisen mit eurem Sportler zu besprechen. Erklärt, warum Ihr in einer Situation eine konkrete Reaktion gezeigt habt. So könnt ihr dem Athleten wieder neue Sicherheit geben und Missverständnisse aus dem Weg räumen.
Also liebe Trainer, Sportpsychologie ist nicht nur etwas für Eure Schützlinge, sondern auch etwas für Euch… Traut Euch! Unsere Kollegen (zur Übersicht) und wir (zum Profil von Lisa König, zum Profil von Kathrin Seufert) stehen für eine Coach-the-Coach-Zusammenarbeit gern bereit.
Lisa König
Sportarten: Ski Nordisch, Ausdauersportarten, Volleyball, American Football, Basketball, Golf etc.
Kontakt:
+49 (0)151 563 652 30
l.koenig@die-sportpsychologen.de
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Kathrin Seufert
Sportarten: Fußball, Schwimmen, Eishockey, Basketball, Schießsport, E-Sports aber auch offen für alle anderen Sportarten
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