Thorsten Loch: Emotional intelligente Sportler sind erfolgreicher

Im Boden versinken. Die Hände über den Kopf schlagen. Mit gesenktem Haupt das Feld verlassen. Gerade nach wichtigen Spielen lassen sich vor allem auf der Seite der Verlierer ganz unterschiedliche negative Emotionen entdecken. Besonders ausgeprägt ist dies bei Jugendlichen. Und es lohnt sich für Trainer, Betreuer, Eltern und nicht zuletzt Mitspieler an diesen Situationen zu arbeiten.

Zum Thema: Emotionale Intelligenz im Sport

Stellen wir uns die konkrete Situation vor: Eine Jugendmannschaft verliert eine wichtige Partie. Einigen Spielern könnte man das Endergebnis deutlich von den Gesichtern ablesen. Auf dem Rückweg vom Platz zu den Umkleidekabinen suchen nun aber einige wenige Spieler bewusst den Kontakt zu ihren „mehr“ enttäuschten Mannschaftskameraden. Diese wenigen Minuten Fußmarsch nutzen die Sportler, um aktiv das Gespräch zu suchen, mit beeindruckenden Auswirkungen. Innerhalb dieser kurzen Zeitspanne verändert sich die Stimmung samt Körperhaltung merklich.

Aus dieser Beobachtung heraus ergaben für mich folgende Fragestellungen:

  • Lässt sich Empathie trainieren?
  • Wie kann ich eigene Gefühle und die anderer besser erkennen und deuten?
  • Wirkt es sich auf den sportlichen Erfolg aus, leistungsfähiger zu erscheinen?

Stichwort Emotionen

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Jeder, der einmal Wettkampfsport betrieben hat, kennt die Gefühlspalette beginnend mit Freude bis hin zum Gefühl des Scheiterns. Hier gibt es kein Schwarz oder Weiß, sondern eine schier unendliche Abstufungen von Grautönen. In diesem Zusammenhang ist es völlig unerheblich, auf welchem sportlichen Niveau man sich bewegt hat. Das verlorene Kreispokalfinale oder das Ausscheiden auf einem internationalen Turnier. Emotionen spielen eine wichtige Rolle im Sport.

Obwohl Emotionen im Alltag meist lediglich für ein Gefühl gehalten werden, beschreiben aktuelle Forschungen diesen Zustand als komplexes Muster körperlicher und mentaler Veränderung in Reaktion auf eine auslösende Situation, die als persönlich bedeutsam wahrgenommen wird. Aktuelle Emotionstheorien zeigen auf, dass physiologische Prozesse und Muskelbewegungen, die mit Emotionen einhergehen, den Organismus sowohl auf adaptive Handlungen in wiederkehrenden Situationen vorbereiten als auch wichtige soziale Informationen kommunizieren (Laborde et al., 2017). Anhand folgendem Beispiel lassen sich die beiden grundlegenden Funktionen erklären: Die Emotion Furcht kann als eine Reaktion auf die wiederkehrende Situation Gefahr angesehen werden, die zu einer Vielzahl von physiologischen Reaktionen führt. Unter anderem beinhaltet eine dieser Funktionen, dass sich die Pupillen erweitern. Die hat zum einen den Vorteil, dass die drohende Gefahr schneller zu erkennen ist. Geweitete Pupillen erfüllen allerdings auch eine kommunikative Funktion innerhalb einer sozialen Gruppe: Sie sind ein sichtbares Anzeichen dafür, dass Gefahr im Verzug ist.

Emotionen nutzen lernen

Aus diesen Überlegungen ergibt sich, dass gewisse Emotionen als Reaktion auf wiederkehrende Situationen zu einem gewissen Grad bei allen Menschen auftreten und ausgedrückt werden (ebd.). Emotionen sind also per se nicht gut oder schlecht, sondern können je nach Person und Situation förderlich oder hinderlich sein. Demzufolge können Sportler (Einzel und/oder Mannschaftssportler) ihren Umgang mit den Emotionen mit der Absicht beeinflussen, dass sie zur Zielerreichung förderlich und nicht hinderlich sind. Und dies ist die Quintessenz, wenn von emotionaler Intelligenz im Sport gesprochen wird. Aktuelle Forschungsergebnisse stützen eine positive Auswirkung emotionaler Intelligenz (Laborde/Dosseville/Allen, 2016).

Es konnte festgestellt werden, dass Athleten mit einer höheren emotionalen Intelligenz größere Erfolgsaussichten haben als Athleten mit einer schlechteren Ausprägung. Darüber hinaus zeigen Untersuchungen verschiedene positive Zusammenhänge zwischen der Ausprägung von emotionaler Intelligenz und leistungsrelevanten Parametern:

  • Höhere Zufriedenheit mit der eigenen Leistung
  • Höhere Ganzjahresleistung
  • Weniger Nervosität vor und im Wettkampf
  • Muskelkraft bei Stress
  • Haltung bewahren auch unter Druck

Fazit

Die eingangs gestellten Fragen lassen sich also eindeutig mit Ja beantworten. Emotionale Intelligenz nimmt positiven Einfluss auf die sportliche Leistungsfähigkeit sowohl bei Individual- als auch bei Mannschaftssportlern – und noch wichtiger: sie lässt sich entwickeln! Eine Forschungsgruppe an der Deutschen Sporthochschule in Köln um Dr. Sylvain Laborde hat sich dieser Thematik gewidmet. In meinem nächsten Beitrag werde ich anhand der Ergebnisse von Labore et al. (2017) darstellen, wie sich die emotionale Intelligenz trainieren und entwickeln lässt.

Mehr zum Thema:

Literatur:

Laborde, S., Dosseville, F., Allen, M. S.: Emotional intellegince in sport an exercise: A systematic reviwe. Scandinavian Journal of Medecine & Science in Sports, 2016. 26: p. 86274.

Laborde, S. Furley, P., Musculus, L., Ackermann, S. (2017): Emotionale Intelligenz im Sport Meyer&Meyer Verlag, Aachen.

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Thorsten Loch
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