Johanna Constantini: Das Glück der Erde – sportpsychologisches Coaching im Pferdesport

Pferdesport ist wohl der größte aller Mädchenträume. Während erst nur die Vierbeiner in den Wünschen von heranwachsenden Kindern vorkommen, ist es im Jugendalter meist die Vision des Prinzen auf dem weißen Pferd. Doch die Mythen vom Pferdesport als reine Mädchensportart hartnäckig bestehen, steigen in der Realität immer mehr junge Burschen in den Sattel. In der Disziplin des Springreitens beispielsweise nimmt der Anteil der Frauen im höheren Sport eher ab, während in der Longines Weltrangliste vermehrt Männer vertreten sind. Unter den Top 20 AthletInnen des Springsports weltweit finden sich lediglich zwei Frauen (fei.org, 2018). Was auch bei mir als Mädchentraum begonnen hat, ist dank beharrlichem Training und toller Unterstützung durch meine Eltern und Großeltern mittlerweile nicht nur zu einer großen sportlichen, sondern auch zu einer beruflichen Passion geworden. Während ich hingegen vieler Mädchen, die im Alter von 16 Jahren aussteigen, mit nunmehr 27 Jahren noch in den Springsattel steige, setze ich mich auch sportpsychologisch vorwiegend mit dem Thema Pferdesport auseinander.

Was ist dabei besonders wichtig? Auf welche mentalen Fähigkeiten kommt es im Pferdesport an? Wen betrifft das sportpsychologische Coaching?

Zum Thema: Wie PferdesportlerInnen dem Glück der Erde auch mental auf die Sprünge helfen können

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Eine der wichtigsten mentalen Fähigkeiten, wenn es um sportpsychologisches Coaching im Pferdesport geht, ist die Kontrolle und Regulation von Emotionen. Dabei geht es nicht um die Stimmungen der Vierbeiner, die einen ohnehin oft herausfordernden Job übernehmen, indem sie ihre Reiter talauf und talab tragen. Nein, denn es sind vielmehr ihre menschlichen Sportpartner, die lernen sollten, mit Affekten im Sattel umzugehen. Diesen Punkt erachte ich deshalb als besonders wichtig, weil gerade die Zusammenarbeit mit einem nicht-menschlichen, einem tierischen Lebewesen das Alleinstellungsmerkmal des Pferdesports ausmacht. Ärger, Zorn und Enttäuschung sind zwar oft schwer zu kontrollieren, haben jedoch im Sattel und in der Kommunikation mit dem Pferd nichts zu suchen.

Eine weitere Fähigkeit, die im Sattel besonders geschult gehört, ist das Erarbeiten realistischer Ziele. Diese dienen nicht nur dazu, angespornte Leistungen zu erreichen, sondern fungieren auch im Zuge der bereits angesprochenen Regulation von Emotionen als Bewältigungsstrategien – wer seine Ziele für sich spezifisch formulieren, messbar ansetzen, attraktiv gestalten, realistisch festlegen und zeitlich begrenzen kann, dem ist deren Erreichung nachgewiesenermaßen sicherer (Doran, 1981).

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Man kann nicht nicht kommunizieren – Körpersprache im Sattel

Einen weiteren wichtigen sportpsychologischen Aspekt in der Arbeit mit Pferdesportlern bildet die Kommunikation. Und nachdem es dem tierischen Part dieser sportlichen Zusammenarbeit schon biologisch bedingt nicht möglich ist, sich verbal mit den menschlichen AthletInnen zu unterhalten, so sollten die SportlerInnen im Coaching umso mehr lernen, non- und paraverbal auf ihre tierischen Kameraden einzugehen. Paul Watzlawicks vielzitierte Weisheit „Man kann nicht nicht kommunizieren“ trifft im Pferdesport nämlich gleich doppelt zu: Neben der schon in der zwischenmenschlichen Kommunikation so wichtigen Körpersprache verfügen die Pferde über weit ausgeprägtere Antennen zur Erfassung von nicht sprachlichen Informationen.

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass es im sportpsychologischen Coaching von PferdesportlerInnen sehr viele spannende Bereiche gibt, an denen gearbeitet werden kann. Sehr herausfordernd doch überaus wertvoll zugleich, sind dabei die unmittelbaren Rückmeldungen auf kleinste Veränderungen, wie sie nur von dem so sensiblen Lebewesen Pferd gegeben werden können.

Mehr zum Thema:

Quellen:

G. T. Doran: There’s a S.M.A.R.T. way to write management’s goals and objectives. In: Management Review, 70. Jg., Nr. 11, 1981, S. 35–36
Bernd Birgmeier: Coachingwissen: Denn sie wissen nicht, was sie tun? Springer-Verlag, 2009, ISBN 978-3-531-16306-2, S. 184
https://data.fei.org/Ranking/Search.aspx?rankingCode=S_WR
Watzlawick, P. Wie wirklich ist die Wirklichkeit. 1995. Piper

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Johanna Constantini
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