Mareen Hufe: “Im Ausdauersport ist die Psychologie besonders wichtig”

Beim Ironman auf Hawaii peilt Mareen Hufe erstmals eine Top 10-Platzierung an. Im Vorjahr ist die 40-jährige Ausdauerathletin als Elfte mega knapp an diesem Ziel gescheitert. Im Interview mit Mathias Liebing von Die Sportpsychologen erklärt Hufe, die neben Anne Haug und Katja Konschak eine von drei deutschen Starterinnen beim Ironman ist, welche Rolle die Sportpsychologie im Ausdauersport spielt. 

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Mareen Hufe, welche Rolle spielt für dich als eine der besten Triathletinnen Deutschlands die Sportpsychologie?

Gerade im Ausdauersport ist die Psychologie besonders wichtig. Denn solch ein Rennen dauert neun Stunden und wenn dann der Kopf nicht am richtigen Platz sitzt, dann können neun Stunden schnell in die Hose gehen.

Dennoch ist der offene Umgang im Ausdauersport mit der Sportpsychologie nicht besonders ausgeprägt?

Ich glaube schon, dass viele Sportler die Sportpsychologie nutzen. Ich habe mich auch damit beschäftigt. Ich hatte keinen Coach, aber habe mir Sachen im Internet angelesen. Und die Sachen, die mir gefallen haben, die verwende ich vor und im Wettkampf. Zum Beispiel habe ich gelesen, dass der Körper Energie als Licht wahrnimmt. Und wenn im Rennen beim Laufen hinten raus meine Muskulatur bei jedem Schritt, wenn ich aufkomme,  brennt, dann stelle ich mir ein vor, dass eine Halogenleuchte angeht. Dann nimmt der Körper das hoffentlich als Energie wahr. Dazu arbeite ich seit langem mit Visualisierungen.

Mit professioneller Hilfe ginge aber sicher noch mehr?

Da ließe sich bestimmt noch etwas optimieren. Aber ich kann mich nicht erinnern, dass ich im Wettkampf schon einmal ein Mega-Tief hatte. Ich versuche ohnehin, in eine Art Trance-Zustand zu kommen, wo ich in mir lebe und mich auf das konzentriere, was mein Körper gerade macht. Und da nimmt dann nur noch ganz wenig wahr.    

Wie siehst du dich im Feld der Triathletinnen, was deine mentalen Skills angeht?

Ich glaube schon, dass ich mental eine der Stärksten auf dem Platz bin. Körperlich bin ich das sicher nicht. Aber die Kombination aus meiner körperlichen Fitness und einer meiner mentalen Stärke spiegelt sich dann in meinen Erfolgen wider. Grundsätzlich bin ich schon ein Typ, der sehr fokussiert ist. Ich kann meine Ziele verfolgen, ohne fickerig zu werden. Vor einem Wettkampf bin ich zwar auch nervös, aber es ist nicht so schlimm, dass ich nicht schlafen kann. Die Vergangenheit zeigt, dass ich im Vergleich zu den anderen Athletinnen in der letzten Rennstunde sehr stark bin. Und ich glaube, dass der Kopf gerade da eine sehr, sehr wichtige Rolle spielt.

Zur Homepage von Mareen Hufe: http://mareenhufe.de

Wie nutzt du die Sportpsychologie im Alltag?

Wenn ich harte Trainingseinheiten habe, muss ich mich auch mental darauf vorbereiten. Aus der Ermüdung heraus, neue Trainingsreize zu setzen, ist viel schwieriger als im Rennen Vollgas zu geben, weil man da ausgeruht ist. Es ist besonders schwierig, sich aus einer Grundermüdung zu motivieren.

Wie gehst du konkret vor?

Ich denke an die Vergangenheit, erinnere mich an vergangene Trainings und überlege mir, wie ich mich auf solche Trainings vorbereiten kann. Nicht nur mental, sondern auch körperlich, dass ich gut ausgeruht bin, dass ich gut ernährt bin. Dass ich die richtige Motivation mit in die Trainingseinheit bringe, dass ich mich mit Leuten umgebe, die mich positiv stimmen und die mich unterstützen. Und das ganze Gesamtpaket führt dann dazu, dass die Trainingseinheit zum Erfolg wird.

Wie intensiv hast du das Ironman-Rennen auf Hawaii mental schon durchgespielt?

Ich gehe das Rennen im Kopf sehr intensiv durch und stelle mir den Wettkampf tausende Male vor. Diese Art der Vorbereitung lasse ich dann auch ins Training einfließen: Wenn ich kurz vor dem Schluss beim Laufen bin, dann baue ich möglichst einen Berg ein. Dass ist dann genau bei Kilometer 39 die Stelle, wo es noch einmal hoch geht. Ich renne also 30 Mal die Woche über die Ziellinie, bei nahezu jedem Intervall. Denn der Kopf kann ja nicht unterscheiden, ob es wirklich die Ziellinie auf Hawaii war oder ob dies nur in der Vorstellung stattfand.

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Screenshot Sportschau.de vom 12.10.2018

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Mathias Liebing
Mathias Liebinghttps://www.torial.com/mathias.liebing
Redaktionsleiter bei Die Sportpsychologen und freier Journalist Leipzig Deutschland +49 (0)170 9615287 E-Mail-Anfrage an m.liebing@die-sportpsychologen.de