Dr. René Paasch: Fehleranalyse im Profifußball und Unternehmen

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Das Ausscheiden unserer WM-Helden wirkt immer noch nach. Die Fehleranalysen sind überall zu spüren. Die zentralen Punkte für Erfolg und Misserfolg können vom Profifußball auf die Wirtschaft übertragen werden. Eine wichtige Rolle spielt hierbei, dass das Führungsverhalten und die Fehleranalyse ernst genommen wird. Denn hier wie da geht es darum, großartige Leistung durch einen menschlichen und professionellen Umgang zu erreichen und diesen dann nachhaltig zu pflegen.

Zum Thema: Sportpsychologie des Misslingens im Profifußball und bei Unternehmen

Großartige Erfolge in der Vergangenheit bergen die Gefahr von Zufriedenheit, Hochmut, Selbstüberschätzung und fehlendem Biss. Gegnerische Mannschaften oder Kunden begegnet man mit der Einstellung: “Es wird schon schief gehen.” Aus diesem Grund wird die Vorrunde locker genommen, da die WM für die deutsche Mannschaft sowieso erst im Achtelfinale beginnt oder weil “wir” eine “Turniermannschaft” sind. Dies konnte man allgegenwärtig hören. Eben diese Lockerheit und Sichtweise ist einer der Gründe dafür, weshalb zahlreiche Unternehmen nicht mehr existieren oder Bundesligisten Auf- und Absteigen. Doch wie kann man in unserer heutigen Zeit Potenziale entwickeln, um sich in einem sicheren und erfolgreichen Gewässer bewegen zu können? Für mich gibt es das mehrere Gründe. Besteht eine Mannschaft aus Führungsspielern (https://www.die-sportpsychologen.de/2016/04/04/dr-rene-paasch-leitwolf-eine-aussterbende-spezies/), Mannschaftsspielern und Individualisten, die jeweils ihren einzigartigen Beitrag zum Gesamterfolg leisten, wie die ehemaligen Nationalspieler Schweinsteiger & Klose 2014?

https://www.die-sportpsychologen.de/2016/04/04/dr-rene-paasch-leitwolf-eine-aussterbende-spezies/

Dieser Frage müssen wir uns nähern. Zu einer guten Mischung gehört daher, dass sich erfolgreiche und junge Spieler gegenseitig schätzen, unterstützen und reiben. War dies der Fall in der Nationalmannschaft? Auch in der Wirtschaft hindern machtgeleitende und festgefahrene Führungskräfte junge Arbeitnehmer manchmal daran, zu wachsen. Dabei ist es für jede Mannschaft und jedes Unternehmen nachweislich wichtig, Verbindungen mit dem Nachwuchs zu schaffen. Die gemeinsame Identität „Die Mannschaft & #ZSMNN“ und das Kämpfen für ein großes Ziel werden nicht nur in der deutschen Nationalelf vermisst, sondern auch in zahlreichen Unternehmen. Anstelle von Teamgeist (Näheres dazu: https://www.die-sportpsychologen.de/2015/06/19/dr-rene-paasch-fuehrung-und-teamentwicklung-im-fussball/  findet man hier oftmals Egoismus, Selbstherrlichkeit, Gruppenbildung, Silo-Denken (Fenwick, Seville & Brunsdon, 2009, S. 4), eine mangelnde und ignorante Kommunikation und Zusammenarbeit.

Vertrauen und Menschlichkeit

Vielleicht wurden unseren Weltmeistern durch das Trainerteam mehr Vertrauen entgegengebracht, als es ihrer aktuellen Leistung entsprochen hätte. Auch in Unternehmen bekleiden erfolgsverwöhnte Führungskräfte, die sich durch frühere Leistungen bewiesen haben, auch heute noch einflussreiche Positionen im Sport und der Wirtschaft und machen ihren Anspruch geltend. Natürlich sollten tolle Leistung honoriert werden. Jedoch neigen ehemals erfolgreiche Sportler, Mannschaften und Personen oft dazu, an Altbewährtem festzuhalten und Neues zu bremsen. Nur mit Leidenschaft und Entbehrungen werden Spitzenleistungen erreicht. Doch bereits im Vorfeld der WM gaben einige Spieler an, dass ihnen die Champions League wichtiger sei als die Weltmeisterschaft oder kennzeichneten ihre Zugehörigkeit. Schwierige Situation, die emotional aufgefangen werden muss.

Auch in deutschen Unternehmen berichten Mitarbeiter über eine emotionale Bindung zu ihrem Arbeitgeber (Gallup Engagement Index 2016), die auch für den Profisport gelten. Begeisterung und emotionale Bindung wirken sich auch auf die mentale Einstellung aus: Bin ich bereit, ungewöhnliche Wege zu gehen und Entbehrungen auf mich zu nehmen, kämpfe ich um jeden Ball, um jeden Kunden? Übernehme ich Verantwortung für mein Handeln und das Team? Profimannschaften und Unternehmen sollten daher aktiv Rahmenbedingungen schaffen, die Mentalität und eine emotionale Bindung fördern. Weiterhin sollten die Entwicklung und der Erfolgshunger höher ausgeprägt sein als der Drang nach einer positiven Selbstdarstellung.

Quelle: Redaktion Fussballtraining, Philippka-Sportverlag

Kollektiv denken und Fehlerkultur

Die deutsche Mannschaft und der DFB waren sich erfolgssicher. Die Nation und das DFB-Team hielt an ihrer Überzeugung fest, trotz fünf siegloser Spiele vor der WM. Ein derartiges Kollektivdenken ist oft auch in Unternehmen zu finden. Die Realität wird im Sinne des subjektiven Bildes verzerrt. Dies geschieht vor allem in homogenen Gruppen, in denen es keine ersichtliche Reibung und konstruktive Gespräche gibt, in denen Unpässlichkeiten angesprochen werden. Einige Insolvenzen oder Auf- und Abstiege sind unter anderem auf Fehlentscheidungen und Kollektivdenken zurückzuführen.

Entscheidend ist die Art des Umgangs mit Fehlern. Manchmal kann es hilfreich sein, personelle Wechsel in Teams und in der Führungsetage vorzunehmen, wenn die nötige Vision, Fehlerkultur oder Veränderungsbereitschaft fehlen. Wichtig in diesem Zusammenhang sind eine kontinuierliche Selbst- und Teamreflexion. Warum sind die ehemaligen Weltmeister Spanien, Italien oder Frankreich ebenso wie Deutschland in der jeweils darauffolgenden WM früh ausgeschieden? Warum sind andere Unternehmen gescheitert? Nachhaltige und zielführende Fehleranalysen bieten großes Wachstumspotenzial, ohne dass die Mannschaft oder Unternehmen unmittelbar bedroht wird. (Näheres dazu: https://www.die-sportpsychologen.de/2017/11/16/dr-rene-paasch-joachim-loews-neue-fehlerkultur-wie-fehler-positive-wirkung-entfalten-koennen/)

Fazit

Potenzialentfaltung und großartige Leistungen sind mit den oben genannten Punkten eher wahrscheinlich. Das Führungsverhalten spielt hierbei eine zentrale Rolle. Das frühe Ausscheiden der deutschen Nationalmannschaft ist enttäuschend. Dennoch liegt hier ein besonderer Zauber für großes Wachstumspotenzial.

Literatur

Fenwick, T., Seville, E. & Brunsdon, D. (2009): Reducing the impact of organisational silos on resilience. New Zealand: Resilient Organisations Research Programme.

Gallup Engagement Index 2016 erhalten Sie unter:  http://www.gallup.com/de-de/181871/engagement-index-deutschland.aspx

Internet

https://www.die-sportpsychologen.de/2016/04/04/dr-rene-paasch-leitwolf-eine-aussterbende-spezies/

https://www.die-sportpsychologen.de/2015/06/19/dr-rene-paasch-fuehrung-und-teamentwicklung-im-fussball/

https://www.die-sportpsychologen.de/2017/11/16/dr-rene-paasch-joachim-loews-neue-fehlerkultur-wie-fehler-positive-wirkung-entfalten-koennen/

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