Bei der Leichtathletik-Europameisterschaft in Berlin war Diskuswerfer Christoph Harting einer der Goldfavoriten. Allerdings scheiterte der amtierende Olympiasieger bereits in der Qualifikation. Dreimal in Folge landeten seine Würfe im Fangnetz und waren damit ungültig. Im Interview im ZDF erklärte Harting, dass er die Qualifikationen nicht speziell vorbereitet habe. Es habe es als “offenes Training” betrachtet. Im folgenden Text zeigen wir einen Weg auf, wie sich Athleten umgekehrt vorbereiten können: Also den Druck, den sie im Wettkampf erleben, ins Training überführen können, um auch in außergewöhnlichen Situationen optimal vorbereitet zu sein.
Zum Thema: Umgang mit Leistungsdruck
Vielfach zielt sportpsychologisches Training darauf ab, Wettkampfsituationen in Bezug auf das Erregungsniveau (Stichwort Nervosität) trainingsnaher zu gestalten, d.h. die Anspannung auf ein Niveau ähnlich wie im Training zu SENKEN. Um die vielbeschworene “Lockerheit” zu erlangen, kann es z.B. hilfreich sein, sich auf den Prozess anstatt auf das Ergebnis zu fokussieren.
In diesem Beitrag sollen jedoch Möglichkeiten und Wege aufgezeigt werden, die einen entgegengesetzten Ansatz verfolgen, nämlich Trainingssituationen wettkampfnaher zu gestalten, d.h. die Anspannung auf ein Niveau ähnlich wie im Wettkampf ANZUHEBEN.
Training und Wettkampf in Balance
Beide Ansätze sollten im Rahmen einer professionellen Wettkampfvorbereitung eingesetzt werden. Im Idealfall resultiert das dann in einer exakten Passung zwischen Training und Wettkampf: train like you compete – compete like you train!
Folgende Tipps und Hinweise könnt ihr ausprobieren:
- Der Hauptunterschied zwischen Training und Wettkampf ist der (manchmal bewusste, manchmal unbewusste) Leistungs- und Konkurrenzdruck. Absolviere wettkampfspezifische Trainingsszenarien und stelle dir dabei vor, wie du im Wettkampf agieren würdest bzw. möchtest!
- Simuliere Wettkämpfe! Prognostiziere deine Leistung und gib dir genau einen einzigen Versuch, die anvisierte Leistung im Training zu erreichen. Belohne dich bei Erfolg! Dadurch lernst du, mit Leistungsdruck und Stress umzugehen und einen positiven Zugang dazu zu finden (d.h. als Challenge zu sehen).
- Trainiere smart! Setze dir für jede Trainingseinheit konkrete, deiner Kontrolle unterliegende Ziele und mache dir bewusst, was du mit dieser Einheit erreichen möchtest. Dadurch trainierst du deine Kompetenzerwartung und übernimmst Verantwortung dafür, dass du dich als Sportler weiter entwickelst.
- Trainiere hart! Bringe dich im Training in körperlich und vor allem auch mental ungewohnte und unangenehme Situationen. Dadurch wirst du ganz automatisch Fähigkeiten und Gewohnheiten entwickeln, die dir dabei helfen, deine Trainingsleistungen im Wettkampf abzurufen.
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