Ski-Alpin-Athlet Christian Hirschbühl ist mittlerweile in der Weltspitze angekommen und erfüllte sich 2018 mit seiner Olympia-Teilnahme in Peyongchang einen Traum. Der Slalom- & Riesenslalom-Spezialist hat einen sehr steinigen Weg hinter sich. Ein Weg, der geprägt war von vielen Rückschlägen wie Verletzungen oder Leistungstiefs, die ihn in seiner Entwicklung immer wieder zurück warfen. Ob er sich jedoch gerade deshalb so entwickelt hat, wie er sich entwickelte, erzählt er uns im folgenden Interview.
Wie sieht dein sportlicher Werdegang aus und welche Ereignisse haben dich besonders geprägt?
Ich habe das Skigymnasium Stams besucht und dort die Handelsschule abgeschlossen. Nach der Saison 2011/2012 wurde ich aus dem ÖSV-Nachwuchskader gestrichen, da die Leistung nicht ausreichend war. Wie für viele war diese Entscheidung des ÖSV mit der Frage verbunden, ob ich noch einmal weitermachen soll, oder nicht? Diese konnte ich jedoch sofort mit „ja“ beantworten. Ganz wichtig war, dass meine Familie in dieser Zeit zu 100 Prozent hinter mir gestanden ist und mich in meiner Entscheidung gestärkt hat.
Mit der Unterstützung des Vorarlberger Skiverbands habe ich ein Jahr später die Quali-Richtlinien des ÖSV in der Vorbereitung wieder erfüllt. Eine Woche vor Saisonstart erlitt ich aber einen Kreuzbandriss. Bis dahin hatte ich dem Skisport alles untergeordnet. Ich verfügte über keinen Plan B und es stellte sich abermals die große Frage für mich: Will und kann ich es noch einmal versuchen? Würde mich meine Familie auch noch einmal auf diesem Weg zurück unterstützen können? Die Unterstützung wurde mir von Seiten der Familie sehr schnell zugesagt. Unter der Voraussetzung, dass ich den Weg mit ganzer Kraft und zu 100 Prozent gehe.
Was braucht es an Fähigkeiten und Eigenschaften, um in solchen schwierigen Zeiten durchzuhalten?
Die wichtigste Fähigkeit, die ich damals brauchte und welche ich immer noch als eine der zentralsten Fähigkeiten eines Sportlers erachte, ist die Geduld bzw. „den Erfolg erwarten zu können“.
Den Erfolg erwarten können: Kann man das lernen und wenn ja, wie kann einem die Sportpsychologie dabei helfen?
Zentral ist, nicht primär den Erfolg, im Sinne von Resultaten zu erwarten, sondern die Konzentration auf die Dinge zu richten, die ich selbst beeinflussen kann. Ob sich der Erfolg wirklich einstellt, kann ich im Endeffekt nicht beeinflussen, das muss ich eben erwarten können. Ich habe in der schwierigen Zeit, von der wir vorher gesprochen haben, auch ganz bewusst die Unterstützung eines Mentaltrainers gesucht. Das hat mir sehr dabei geholfen, ich selbst zu sein und mich auf mich zu konzentrieren. Ich hab mich in dieser Zeit selbst besser kennen gelernt, hab gelernt, auf mein Bauchgefühl zu hören und im „Hier und Jetzt“ zu sein. Denn die Erreichung des großen Ziels liegt ausschließlich in der Qualität des nächsten Schrittes.
Welche mentalen Fähigkeiten sind vor dem Start wie bspw. in Kitzbühel, wo tausende Menschen an der Strecke und vor dem Fernseher sitzen, zentral? Was kann man da tun?
Am Renntag fechte ich oft den größten Kampf mit mir selbst und nicht mit meinen Gegnern aus. Der Glaube an mich selbst und die eigenen Stärken sind dann ganz wichtig. Auch im Hier und Jetzt zu sein und fokussieren zu können, erachte ich als ganz zentral. Um das zu können, habe ich mir gewisse Routinen angelernt, die mich dazu zwingen, im Hier und Jetzt zu sein und die meine Aufmerksamkeit jeden Moment auf das zu richten, was gerade wichtig ist. Eine dieser Routinen besteht bspw. darin, den eigenen Blick bewusst nicht auf Dinge zu richten, die mich in meiner Konzentration ablenken. Direkt beim Start sieht das dann bei mir so aus, dass ich meinen Blick z.B. gegen den Himmel richte und nicht in die Zuschauermassen.
Darüber hinaus mache ich mir niemals Gedanken über das Ergebnis, sondern immer über meine Leistung und wie ich diese am besten erbringen kann.
Fotoquellen:
Christian Hirschbühl in Madonna di Campiglio (Photo by Stanko Gruden/Agence Zoom)
Christian Hirschbühl in Adelboden (Photo by Alexis Boichard/Agence Zoom)
Mehr zu Simon Nussbaumers Arbeit im Olympiazentrum Vorarlberg:
https://www.die-sportpsychologen.de/simonnussbaumer/
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