Kommentar von Markus Gretz: Kein Platz für Politik im Stadion?

Durch mein Auslandsschuljahr im Jahr 2005 in Kroatien konnte ich den leider immer noch schwelenden Konflikt im ehemaligen Jugoslawien hautnah miterleben. Der Bürgerkrieg zwischen den Volksgruppen in der Balkan-Region spaltete nicht nur ein Land, sondern brachte auch große emotionale Konflikte und Vorurteile hervor. Als am Freitagabend Serbien gegen die Schweiz spielte, war einer dieser Konflikte im Stadion deutlich zu spüren. Da bei der Schweiz, unter anderem mit Granit Xhaka und Xherdan Shaqiri, Spieler mit kosovarischen Wurzeln spielen, hatten die serbischen Fans schnell diese zentralen Akteure als Feindbilder ausgemacht. Bei jedem Ballbesitz wurden die beiden Spieler, deren Familien während des Bürgerkriegs in die Schweiz geflüchtet waren, von den serbischen Fans ausgepfiffen.

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Für die Spieler ist so eine Situation eine große Herausforderung. Die Pfiffe und Beschimpfungen von den Rängen können die Aufmerksamkeit des Sportlers einnehmen und ihn so sehr beschäftigen, dass er seine Leistung auf dem Feld nicht mehr abrufen kann. Dabei spielen Emotionen eine große Rolle. Negative Emotionen wie Ärger, Wut und Trauer sind oft mit Gedankenkreisen verbunden. Dabei werden Bilder und Geschichten ins Bewusstsein getragen, die mit diesen Emotionen verknüpft sind. Die Aufmerksamkeit wird also weg vom Spiel auf eine emotionale und politische Ebene getragen und der Spieler kann Schwierigkeiten bekommen seine Aufgabe auf dem Feld zu erfüllen.

Mit Emotionen zur Höchstleistung

Als gut vorbereiteter Spieler kann man so eine emotionale Stimmung aber auch für sich nutzen. Wie ich vor kurzem im Blog #mitleibundseele (Link zum Text) geschrieben habe, können Emotionen auch Antrieb für Höchstleistungen sein. Die beiden Spieler Granit Xhaka und Xherdan Shaqiri scheinen dies hervorragend genutzt zu haben. Beide Spieler konnten im Spiel gegen Serbien ein Tor erzielen und sicherten somit den 2:1 Comeback-Sieg für die Schweiz. Für die Spieler war es aber vermutlich eher ein Sieg gegen Serbien und vielleicht sogar für ihre zweite Heimat, den Kosovo. Sie feierten die Tore mit der Geste des albanischen doppelköpfigen Adlers vor den serbischen Fans und Granit Xhaka postete im Anschluss auf Instagram sinngemäß, dass er das Tor als Kosovar geschossen hat. Die beiden Spieler scheinen die negativen Emotionen als Motivation genutzt zu haben und haben so zusätzlichen Antrieb gewonnen.

Die politische Geste der Spieler sowie die Pfiffe der Fans sind allerdings meiner Meinung nach absolut unangemessen und haben im Sport nichts zu suchen, wie auch die Pfiffe der deutschen Fans gegen Mesut Özil und Ilkay Gündogan nicht ins Stadion gehören. Eine sportliche Begegnung sollte meiner Meinung nach frei von politischen Konflikten und ein Beispiel für fairen und respektvollen Umgang untereinander sein.

 

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Markus Gretz
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