Seit gut einem Jahr läuft mein Angebot der Gruppensupervision für Mentaltrainer. Nun ist es an der Zeit, zurückzuschauen und ein erstes Fazit zu ziehen…..darüber, welchen Mehrwert so ein Angebot bringt und wie dieses weiter optimiert werden kann. Immer mit dem gleichen Ziel vor Augen, nämlich die bestmögliche Qualität an Fachberatung zu vermitteln.
Zum Thema: Was Gruppensupervision bringt
Der Fokus liegt bei der Gruppensupervision klar auf den mentalen Techniken; klassischer Weise das Aufgabengebiet der Mentaltrainer. Meines Erachtens ist ein grosser Vorteil dieser Gruppe, dass die sportpsychologischen Interventionen, Techniken und Tools bereits gut bekannt sind und vorausgesetzt werden können. Darauf aufbauend wird eine individualisierte und fallspezifische Anwendung erst möglich. Kreativität, Erfahrung und Offenheit für Neues sind dabei die treibenden Merkmale, die Diskussionen und Findungsprozesse für neue Lösungen antreiben. Das Momentum, dass eine Gruppe ungleich mehr Ideen generiert, steht hier im Zentrum. Weiter hat sich bewährt, dass ich als Gruppenleiterin nicht nur den Supervisionsprozess steure, sondern vielmehr auch durch meine langjährige Erfahrung auf allen Interventionsebenen eingreifen kann und inhaltlich neue Aspekte sowie Fachwissen beisteure, was den Lernprozess zusätzlich vertieft. Auch gebe ich immer wieder aus anderen Fachbereichen wie der systemischen Psychotherapie oder der Körperpsychotherapie neue Inputs, die Mentaltrainer gut in der Praxis umsetzen können.
Nachfolgend können Sie lesen, was die verschiedenen Gruppenmitglieder meiner Supervisionsgruppe zu ihren Erfahrungen der vergangenen Jahre zu sagen haben.
Katrin Bretscher
Homepage: https://power-and-balance.ch/
Mein Name ist Katrin Bretscher, ich bin Mentaltrainerin und in Zürich zu Hause. An Stelle einer Spitzensport-Karriere mache ich eine sehr breite Sport-Karriere: Von Ballett über Eishockey, Eiskunstlauf, Karate und Snowboard ist ziemlich alles dabei. Dies hilft mir, das Umfeld meiner Klienten gut zu verstehen und trotzdem den Blick über den Sportarten-Tellerrand zu behalten. Neben meiner Tätigkeit in meiner Praxis bin ich beim Nachwuchs des EHC Kloten, EHC Winterthur, EHC Bülach und EV Dielsdorf-Niederhasli (Young Flyers) für die Ausbildung im Bereich Mentaltraining zuständig: Ich zeige den Jugendlichen Techniken wie etwa Visualisieren oder Autogenes Training und wir erarbeiten, wann und wie sie diese am besten einsetzen können.
Seit Cristina die Mentaltrainer-Supervisionsgruppe gegründet hat, bin ich mit Freude dabei. Ich habe dort spannende Kollegen kennengelernt, die mein Netzwerk sehr gut ergänzen: Habe ich eine Anfrage aus einem Gebiet, das geografisch oder inhaltlich zu weit von mir weg liegt, kann ich den Klienten mit gutem Gewissen an jemanden weiterleiten, den ich kenne und auf dessen Arbeit ich vertraue.
In den Treffen der Supervisions-Gruppe sprechen wir über Fragen, die sich ein Mentaltrainer in der Arbeit mit einem seiner Klienten gestellt hat. Untereinander diskutieren wir über Ursachen und mögliche Lösungsansätze. So lerne ich verschiedene Arten kennen, wie man die “gleiche” Geschichte auch noch betrachten kann. Von meinen Kollegen lerne ich neue Techniken und Tools. Damit ist es eine sehr praxisnahe und vergleichsweise günstige Weiterbildung. Anders als bei einem Kurs kann ich genau die Fragen diskutieren, die meine aktuelle Situation betreffen.
Ob es sich um eine Frage handelt, die ich selber mitgebracht habe, oder die eines anderen: Ich bin immer wieder herausgefordert, nicht einfach nur meinen eigenen Denk-Gewohnheiten zu folgen. Ich lerne, meine Sichtweise zu hinterfragen. Im Alltag habe ich dann auch schon gedacht “Chris würde jetzt sagen: ‘das sieht dein Klient aber nicht so!’ “. Es fühlt sich manchmal so an, als hätte ich mein eigenes Coaching-Team im Ohr, wenn ich einen Klienten coache. Das hilft mir, vielseitig zu bleiben und jedem Sportler verschiedene Lösungsansätze anbieten zu können.
Damit das ganze Lernen stattfinden kann (und sich vielleicht sogar ein inneres Coaching-Team im Ohr niederlassen kann), sollte man regelmässig zur Supervision. Und nicht erst dann, wenn die Hütte brennt.
Chris Bitzer
Homepage: http://www.positive-minds.ch
„Als ich vor circa vier Jahren die ZHAW Ausbildung zum Mentaltrainer absolvierte, geschah es eigentlich nur aus Interesse am Thema, aber nicht um dies später einmal wirklich beruflich auszuüben. Die praktische Arbeit mit Athleten(innen) während der Ausbildung bereitete mir aber so viel Freude, dass ich inzwischen in Teilzeit als Mentaltrainer tätig bin. Ich arbeite schwerpunktmässig mit jugendlichen Leistungssportlern aus verschiedenen Sportarten (Tennis, Schwimmen, Ski Alpin, Fussball, Handball, Golf, …). Mentalttraining verstehe ich nicht als Problemintervention sondern als grundsätzliches Vermitteln von mentalen Fertigkeiten, die von Anfang der sportlichen Karriere an erlernt werden sollten (ebenso wie technische und physische Fähigkeiten) und nicht erst, wenn sich Probleme zeigen. Daher beginne ich oft schon mit sehr jungen Sportlern zu arbeiten (ab acht Jahren). Hier muss man sehr spielerisch und eher intuitiv als kognitiv vorgehen, um die diversen Fertigkeiten zu vermitteln. Ebenso ist es mir wichtig, dass der Wunsch fürs Mentalttraining vom Athleten und nicht (nur) von den Eltern kommt. Der dritte Basisgrundsatz meiner Arbeit ist „Gesundheit vor Leistungsmaximierung“. Mentaltraining darf nicht dazu führen, dass gesundheitsschädliche Muster systematische gefördert oder verstärkt werden, auch wenn dies manchmal von Trainern und/oder Eltern aus übertriebenem Ehrgeiz gewünscht wird. Wer mehr über meinen Ansatz und meine Arbeit erfahren will, kann dies gern auf meiner Webseite nachlesen (http://www.positive-minds.ch).
In meiner Mentaltrainerarbeit stiess ich immer wieder auf Situationen, wo ich mir nicht sicher war, wie man gewisse Fakten interpretieren sollte, ob man alle Optionen schon durchdacht hatte und welche Intervention wohl die zielführendste ist. Manchmal komme ich auch im Nachhinein ins Grübeln, ob ich das Richtige geraten habe. Allein kam ich in solchen Situationen selten weiter. Meist ist es dann auch nicht so einfach, schnell einen Kollegen zu finden, um den Fall zu diskutieren. Darum bin ich zunächst regelmässig in die Einzel-Supervision gegangen. Dies war ein gutes Instrument, aber halt auch immer sehr davon abhängig, was sich bei meinen Klienten gerade getan hatte. Manchmal gab es (zu) viel zu diskutieren, manchmal eher weniger. Als sich dann die Möglichkeit für eine Supervision in einer Kleingruppe ergab, war das für mich eine sehr willkommene Idee. Inzwischen habe ich dieses Format schon mehr als ein Jahr „getestet“ und halte es für eine perfekte Form des Austauschs und der Weiterbildung. Ich profitiere in den längeren Sessions nicht nur vom tiefen Fachwissen des/der Supervisior(in) sondern auch von zusätzlichen Ideen und Erfahrungen der Mentaltrainerkollegen. Darüber hinaus lerne ich nicht nur von den eigenen Fällen, sondern auch von den Fällen der Kollegen. Diese kommen öfters auch aus Sportarten mit denen ich selber keine Berührungspunkte habe. Ich kann aber einige gute Analogien für mich nutzen. Auf diese Weise profitiere ich viel schneller von einer breiten Palette von interessanten Situation, welche sich im eigenen Portfolio erst über einen viel längeren Zeitraum ergeben würden. Ich kann jedem, dem diese Möglichkeit offen steht, empfehlen, es einmal auszuprobieren.
Yucca Rothacher
Homepage: www.yuccarothacher.ch
Als Reitlehrerin und Judotrainerin habe ich vor gut zehn Jahren begonnen, Falltrainings für Reiter anzubieten. In meinen Kursen lernen Reiter wie sie sich in schwierigen Situationen verhalten sollten und sich bei einem Sturz vom Pferd richtig abzurollen. Oft habe ich mit sehr ängstlichen Personen zu tun, die bereits schon mehrere zum Teil schwere Reitunfälle hatten, leider konnte ich anfangs die daraus resultierenden Ängste nicht beheben. Daher entschloss ich mich, eine Ausbildung zur Mentaltrainerin am IAP/ZHAW zu machen. Es ist faszinierend, wie wenig es manchmal braucht, um mit mentalen Techniken die Ängste anzugehen und das Selbstvertrauen zu stärken. Selbstverständlich gehört auch die Beurteilung des Pferdes dazu. Mein Coaching (www.yuccarothacher.ch) ist kein Ersatz für regelmässigen Reitunterricht beim eigenen Heimtrainer, sondern dient als Ergänzung bis Reiter und Pferd wieder „back on track“ sind. Diese Kurse biete ich in der Schweiz, Deutschland und Österreich an. Als Sportmentaltrainerin betreue ich also Menschen im Pferde- und Hundesport. Das Verständnis des Wesens des Tieres ist Voraussetzung zur Ursachenklärung, wenn das Team Pferd/Hund – Mensch nicht richtig funktionieren will. Das fundierte Fachwissen über Pferde und Hunde hilft, mir die Anliegen der Kunden zu verstehen und sie optimal zu betreuen.
Es zählen aber auch Athleten aus Sportarten wie Judo, Ju Jitsu, Schwingen, Kunstturnen, Ballett zu meinen Kunden. Dass ich selber auf nationaler Ebene Wettkampfsport (Judo) betrieben habe, hilft mir beim Coaching der Athleten.
Die Supervisionsgruppe unterstützt mich durch ihre „neutrale“ Betrachtungsweise der Supervisionsfälle, die mehrere Perspektiven erlaubt. So bekomme ich durch die Anregungen der anderen Gruppenmitglieder für das Coaching der Sportler mehrere und auch neue Ideen. Manchmal sieht man vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr, man ist auf eine Idee fixiert und sieht andere Lösungswege nicht. Das Supervisions-Team bringt mich sanft auf den richtigen Weg. Die Unterstützung durch die erfahrene Sportpsychologin verbessert zusätzlich die Qualität der Betreuung. Wir lernen neue Methoden, die in der Ausbildung nicht erwähnt wurden. Der Austausch mit den Mentaltrainer-Kollegen ist mir sehr wichtig und dient zur Reflexion meiner Tätigkeiten als Mentaltrainerin. Mir ist das Feedback unserer Sportpsychologin Cristina Baldasarre wichtig, um meine Kunden optimal zu betreuen. Jede gelungene Supervision stellt eine persönliche Bereicherung meines Know-How’s dar.
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