Gute Vorsätze werden an den ersten Tag des Jahres gepackt. Gute Vorsätze im Fussball meist in den Juli oder August – zum Start der neuen Saison. Kürzlich habe ich erst wieder einen Spieler gehört der sagte, dass “die letzte Saison nicht so gut war”, “die Mannschaft hatte nicht so zusammen gepasst”, und “daher war die Performance absolut schlecht”. Aber: “zur neuen Saison hin wird alles besser, und dann kann ich auch meine Leistung voll und ganz zeigen”. Wer kennt diesen internen – oder externen – Monolog nicht? Ob im Privatleben, oder als Sportler jeglicher Disziplin, die Selbstsabotage ist allgegenwärtig. Und zwar in ungünstiger, als auch förderlicher Weise!
Zum Thema: The August Mind Set – oder wie Dich die 0:0-Einstellung weiterbringen kann
Obgleich menschlich, ist dieser Gedankengang jedoch problematisch. Warum? Weil der sogenannte Locus of Control von intern auf extern abgegeben wird. Freiwillig. Der Agent der Veränderung und der Agent des Handels ist nicht mehr das Individuum selbst, sondern wird anteilig abgegeben an die Situation. Zumindest aus subjektiver Empfindung. Dicht gefolgt von Verantwortung, Pflichtbewusstsein, Motivation, Wille … also den sportpsychologischen Erfolgsfaktoren. Bewusstes Handeln (internal locus of control) wird mehr und mehr von Zufall und Willkür (external locus of control) ersetzt, also keine Voraussetzung für peak performance.
Im Folgenden werde ich ein paar Gedankenanreize und Perspektiven erläutern, die Spielern im Nachwuchsbereich und im Profibereich dabei hilft, motiviert und selbstbestimmt die Saison zu bestreiten:
Individualisiere Erfolg: Mannschaftsziel 54 Punkte? OK, aber wie kannst Du deinen Erfolg persönlicher und als Zwischenziel zum großen Ziel gestalten? Beispiele wären: kontrolliertere Ballruhe, genauere Pässe, oder die Konzentration auf 105 Minuten halten. Individualisierte Erfolgsziele sind a) greifbarer, b) motivierender und c) unterstützen das große Mannschaftsziel.
Nutze die Euphorie und die Vorzüge des Augusts: Schreibe auf, welche Möglichkeiten die neue Saison für Dich bereithält – sportlich wie auch persönlich. Begründe, warum Du diesen Schritt für Dich gehen möchtest. Welche Wachstumspotenziale hat die neue Saison? Wie wirst Du dich fühlen, wenn Du deine Potenziale und Ziele erreichst?
In schwierigen Phasen darfst Du dich gern daran erinnern, warum Du das eigentlich alles machst!
Analysiere deine Entwicklungspotenziale: Wie kann man Training, Spiel, und extra Trainingseinheiten nutzen, um sein Spielerprofil zu steigern? Die meisten Vereine bieten eine Vielzahl an Ressourcen an, Du musst diese ansprechen und nutzen!
Setze Zwischenziele: “Profi werden” ist kein Ziel (!), sondern das Produkt von Teilaspekten, Zwischenzielen und vor allem Prozessen.
Antizipiere mögliche Schwierigkeiten und Hürden: Wo habe ich die Tendenz, Erfolg und Misserfolg im Externen zu begründen? Hier gebe ich den Locus of Control ab!
Selbstsabotage bewusst machen
Werdet euch eurer Selbstsabotage bewusst! Diese agiert mit den Prinzipien der Self-fulfilling prophecy in der Regel sehr zuverlässig, und wertfrei: egal ob gut oder schlecht für einen, es passiert.
Lieber Spieler, wie ich es Dir damals in der Kabine mitgab: Warte nicht bis August auf einen neuen Start. Nimm jeden Montag, wenn es Dir hilft. Besser noch, jeden neuen Tag oder ergreife jeden neuen Moment so, dass er deinen Ambitionen und Zielen gerecht wird!
Oder wie die Trainer einen frischen Mindset formulieren: Habt immer eine 0:0-Einstellung im Kopf! Es ist noch alles drin und es ist noch nix passiert!
Lasst uns diskutieren, beim unserem Barcamp am 2. und 3. Juni in Bochum:
Die rote Couch – Das Sportpsychologie Barcamp (Thema Fußball) – 02/03.06.2018 in Bochum
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